Webber: "Das Beste kommt erst noch"

Von Interview: Alexander Mey
Mark Webber (r.) wurde beim letzten Rennen in Silverstone Zweiter hinter Sebastian Vettel
© Getty

Mark Webber ist in der Saison 2009 so erfolgreich wie nie zuvor. Dennoch steht er mächtig unter Druck, denn sein Red-Bull-Teamkollege Sebastian Vettel ist noch einen Tick schneller als er. Was hält Webber von dem jungen Überflieger, wie schätzt er die Titelchancen gegen Brawn GP ein und was macht seine Freundschaft zu Lance Armstrong? SPOX bat den Australier vor dem Deutschland-GP zum Interview.

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Mark Webber hat ein Problem: Sebastian Vettel. Obwohl Webber in der Saison 2009 so erfolgreich ist wie nie zuvor, droht er gegen den deutschen Überflieger nur die zweite Geige zu spielen.

Eine Tatsache, mit der er noch gelassen umgeht. "Es ist nur natürlich, dass es im Team ein Momentum für Sebastian gibt, schließlich hat er in China und England gewonnen. Aber noch ist es zu früh, sich auf einen Fahrer im Team zu konzentrieren", sagte Webber in seiner "BBC"-Kolumne.

Webber siegessicher

Webber rechnet sich in dieser Saison noch viel aus. Warum auch nicht? Schließlich liegt er in der Fahrerwertung nur 3,5 Punkte hinter Vettel zurück. Seine Zeit wird kommen, davon zeigt sich Webber im SPOX-Interview überzeugt. Ebenso sicher ist er, dass sich Red Bull noch genügend steigern kann, um Brawn GP im Titelkampf herauszufordern.

Außerdem spricht Webber über seinen schweren Radunfall im Winter und seine Beziehung zu Radsport-Legende Lance Armstrong.

SPOX: Herr Webber, Sie sind in Ihrer Karriere gegen klangvolle Namen wie David Coulthard, Nick Heidfeld oder Nico Rosberg gefahren. Ist Sebastian Vettel trotzdem Ihr bisher stärkster Teamkollege?

Mark Webber: Auf jeden Fall.

SPOX: Warum?

Webber: Trotz seines jungen Alters hat er einen sehr weisen und reifen Kopf auf seinen Schultern.

SPOX: Vettel hat schon zwei Rennen in dieser Saison für Red Bull gewonnen, Sie noch keins. Wird sich das noch ändern?

Webber: Ja. Ich sehe keinen Grund, warum es mit einem Sieg für mich nicht klappen sollte.

SPOX: Ihre jüngsten Ergebnisse unterstreichen das. Fahren Sie die bislang beste Saison Ihrer Karriere?

Webber: Nein, ich bin in der Vergangenheit schon bessere Rennen gefahren. Aber wenn du in einem Auto sitzt, das nicht für die Spitze taugt, dann gehen deine Leistungen komplett unter. Das sieht man auch bei Jenson Button. Er wird sagen, dass er früher genauso gut, vielleicht sogar besser gefahren ist als in diesem Jahr, aber damals nur um Platz 16 kämpfen konnte.

SPOX: Dennoch sind 35,5 Punkte und Platz vier in der Fahrer-WM für Sie nicht schlecht.

Webber: Das stimmt schon. Die Resultate lügen nicht. Wenn man sich die Punkte ansieht, die ich schon in der Tasche habe, dann sieht es in der Tat danach aus, als würde es eine gute Saison für mich werden.

SPOX: Vor allem dank eines tollen Autos. Ist der Red Bull nach der starken Leistung in Silverstone nun gut genug für den Titel oder ist Brawn GP schon zu weit enteilt?

Webber: Ja, wir können mit dem Auto den Titel holen, denn das Beste vom RB5 kommt erst noch. Ich denke, es ist möglich, Brawn GP noch abzufangen, auch wenn man nicht verhehlen kann, dass sie in der Meisterschaft schon einen stattlichen Vorsprung haben. Wir werden Ihnen einige Schlappen zufügen müssen.

SPOX: Wir reden jetzt über den WM-Titel, dabei sind Sie körperlich nach Ihrem schweren Radunfall im Winter, als Sie von einem Auto angefahren wurden, noch nicht einmal völlig gesund.

Webber: Ich bin schon wieder hundertprozentig fit, um ein Formel-1-Auto zu fahren. Aber ich kann nicht rennen und ich kann keine Sportarten betreiben wie zum Beispiel Tennis. Alles andere ist okay, daran hat sich seit Saisonstart nichts geändert.

SPOX: Hatten Sie zwischenzeitlich Angst, nicht beim ersten Rennen in Melbourne starten zu können?

Webber: Nein. Ich wusste schon direkt nach dem Unfall, dass ich es zum ersten Rennen schaffen würde. Ich hatte die besten Leute um mich, die mir bei der Regeneration geholfen haben. Niemand im Team hatte jemals einen Zweifel daran, dass wir es rechtzeitig schaffen.

SPOX: Mittlerweile sitzen Sie wieder auf dem Fahrrad. Ein merkwürdiges Gefühl?

Webber: Überhaupt nicht. Ich habe keine negativen Erinnerungen an meinen Unfall, denn ich weiß, dass ich jede Menge Glück hatte, nur einen Beinbruch und einen Bruch der Schulter erlitten zu haben. Ich konnte es stattdessen kaum erwarten, wieder auf das Rad zurückzukehren. Das ist ein Grundstein meines Fitness-Programms. Ich trainiere nicht gerne in Trainingshallen, daher war es gut für mein Wohlbefinden, rechtzeitig zum Saisonstart wieder aufs Rad steigen zu können.

SPOX: Hat Sie das Team gebeten, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein?

Webber: Red Bull ist immer sehr gut mit dem umgegangen, was ich tue, um mich abseits der Rennstrecke fit zu halten. Mein Teamchef Christian Horner ist da vielleicht ein bisschen nervöser als die anderen, aber er hat mich nie gebeten, damit aufzuhören.

SPOX: Mit einer Sache haben Sie aber aufgehört. Mit dem Extrem-Rennen "Tasmania Challenge", das Sie veranstaltet haben.

Webber: Das hatte aber nichts mit meinem Unfall zu tun. Unser Dreijahresvertrag mit einem unserer Sponsoren ist ausgelaufen, und in der momentanen wirtschaftlichen Lage war es schwierig, einen Ersatz zu finden. Es wäre leicht gewesen, das Event kleiner aufzuziehen, aber ich bin sehr stolz auf den hohen Stellenwert, den sich unsere Challenge im Laufe der Zeit auf dem Markt der Adventure-Rennen erarbeitet hat. Also haben wir uns entschlossen, das Event so lange auf Eis zu legen, bis das Sponsoring wieder einfacher ist.

SPOX: Wann sind Sie zum letzten Mal mit Lance Armstrong Rad gefahren?

Webber: Das war vor dem Monaco-GP im vergangenen Jahr.

SPOX: Und wann werden Sie sich wieder einmal treffen?

Webber: Vielleicht noch während der Tour de France. Ich hoffe, ich kann ein paar Tage an der Strecke vorbeischauen.

SPOX: Sie sind also auch gespannt, wie er sich bei seinem Comeback im Profi-Radsport schlägt.

Webber: Wir haben gemeinsame Freunde. Klar habe ich ein Auge darauf, wie er die Sache meistert. Er ist sehr fokussiert und gibt alles für seinen Sport. Also wenn es einer schaffen kann, nach so langer Pause erfolgreich zu sein, dann er.

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