Ecclestone hat Mosley angelogen

Von Alexander Mey
Bernie Ecclestone (l.) und Max Mosley herrschen über die Formel 1
© Getty

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone tut dieser Tage alles, um seine Vermarktungsmaschine so gut am Laufen zu halten wie irgend möglich. Im Fall des mittlerweile gekippten neuen Wertungssystems schreckte Ecclestone offenbar nicht davor zurück, FIA-Boss Max Mosley anzulügen. Im Fall von McLaren-Mercedes lebt er in seiner eigenen Vorstellungswelt.

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Alles ist super. Die Teams finden alle Entscheidungen, die die Regelhüter treffen, grundsätzlich großartig, die kommende Saison wird selbstverständlich hoch spannend und die großen Zugpferde der Königsklasse fahren auf jeden Fall um Siege. So sieht sie aus, die fabelhafte Welt des Bernie Ecclestone.

Dass sie in Wirklichkeit nicht so aussieht und dass das auch alle außer ihm bemerken und klar ansprechen, kümmert den großen Zampano der Königsklasse relativ wenig.

FIA in die Irre geführt

So sorgte er zum Beispiel dafür, dass ihm FIA-Boss Max Mosley beim neuen Wertungssystem ohne Widerrede geglaubt hat. Der Weltverband hatte in der vergangenen Woche die Formel-1-Welt erschüttert, indem er kurzerhand verfügte, dass schon ab 2009 die Anzahl der Siege die Fahrer-WM entscheiden soll.

Fahrer und Hersteller reagierten empört und ließen kein gutes Haar an der neuen Regel. Zudem fand die Teamvereinigung FOTA auch noch eine Hintertür im Reglement, um das neue System zumindest vorerst zu kippen.

Dabei hätten sie doch eigentlich vor Begeisterung im Viereck springen müssen, nachdem der Vorschlag der FIA bekannt wurde - dachte zumindest Mosley.

"Bernie hat mir gesagt, dass alle Teams und auch sonst jeder mit unserem System glücklich sein würde", gestand der FIA-Boss dem "Daily Telegraph". "Ich und der gesamte Weltrat wurden in dem Glauben gelassen, dass alle zustimmen würden."

Konfrontationskurs mit Teams

Eine bemerkenswerte Ansicht. Wie kann Ecclestone behaupten, alle Teams wünschen sich eine leichte Abwandlung des von ihm vorgeschlagenen Medaillensystems, wenn doch die FOTA wenige Wochen zuvor einen ganz anderen, auf Meinungsumfragen gestützten Vorschlag offiziell eingereicht hat? Und wie kann Mosley Ecclestone das glauben, ohne selbst bei den Teams nachzufragen?

Auch wenn Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug angesichts des Streits um Wertungssystem und Budgetobergrenze ab 2010 gegenüber der "dpa" behauptet: "Der FOTA geht es nicht um Macht, sondern um das beste Produkt für das Formel-1-Publikum auf der ganzen Welt." Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es die FIA und Ecclestone mit ihren Alleingängen auf eine Konfrontation mit den Herstellern anlegen.

Ecclestone glaubt nicht an McLaren-Krise

So sehr Ecclestone politisch auf Konfrontationskurs mit großen Herstellern wie Mercedes liegt, so sehr outet er sich aus sportlicher Sicht als großer Optimist.

Sogar dann, wenn es sonst niemand tut. "Ich mache mir überhaupt keine Sorgen. Wir werden sehen, dass McLaren in Melbourne trotz allem sehr konkurrenzfähig sein wird", widersprach Ecclestone gegenüber dem "Sunday Telegraph" allen Krisenmeldungen über die Silberpfeile.

Haug schreibt Übersee-Rennen ab

Dabei sind es die Team-Verantwortlichen selbst, die die ersten vier Rennen in Übersee bereits abgeschrieben haben. "Wir müssen unser technisches Paket deutlich verbessern, und dieser Prozess braucht Zeit. Das kann bis zum Beginn der Europasaison dauern, vielleicht sogar etwas länger", sagte Haug nach den enttäuschenden Wintertests.

Klingt nicht nach einem Bluff der Silbernen, auch wenn man mit der Einschätzung des tatsächlichen Leistungsvermögens von Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen noch vorsichtig sein muss.

Favoriten auf den Sieg sind die Silberpfeile zum Saisonstart jedenfalls nicht. Außer vielleicht in der Welt des Bernie Ecclestone.

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