Zverev als Mathe-Muffel - Görges will träumen

SID
Mischa Zverev bleibt auf dem Teppich
© getty

Falsche Rechnung: Achtelfinalist Mischa Zverev will sich vom Gerede über seine vermeintlich großen Chancen bei den US Open nicht verrückt machen lassen. Für Julia Görges ist Träumen erlaubt.

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Das Gerede von der einmaligen Chance auf den Überraschungs-Coup von New York - für Mischa Zverev ist es eine falsche Rechnung mit vielen Unbekannten. "Das alles ist keine Mathematik. Nach dem Motto: Eins plus eins gleich zwei. Das Ranking der Gegner und wie die Auslosung aussieht, das ist nicht relevant", sagte der Hamburger nach seinem Achtelfinaleinzug bei den US Open.

Wohlwissend, dass seine Offensiv-Gala auf der größten aller Tennis-Bühnen Spekulationen auslösen würde. Nach dem bärenstarken 6:4, 6:3, 7:6 (7:5) gegen den amerikanischen Aufschlagriesen John Isner (Nr. 10) sehen einige Zverev schon auf dem besten Weg ins Halbfinale - wenn nicht gar ins Endspiel von Flushing Meadows. Zverev gelangen 34 Winner bei nur sieben unerzwungenen Fehlern.

Träumen ist erlaubt

Isner war in seiner Hälfte des Tableaus der am höchsten gesetzte Spieler. Folgerichtig werden seinem Bezwinger Zverev nun gute Chancen eingeräumt. Im unteren Teil des Draws sind nur noch drei Spieler besser platziert als der Weltranglisten-27. Unter anderem sein nächster Gegner, Wimbledon-Halbfinalist Sam Querrey (USA/Nr. 17).

Die Superstars Rafael Nadal (Spanien/Nr. 1) und Roger Federer (Schweiz/Nr. 3) befinden sich in der oberen Hälfte des Feldes. "Die Situation ist diesmal schon eine andere als sonst", räumte Zverev mit Blick auf die fehlenden Spitzenkräfte ein. Fünf Profis aus den Top 11 fehlen aus Verletzungsgründen.

Auch Julia Görges (Bad Oldesloe) erlaubt sich zu träumen. "Die Reise ist noch nicht zu Ende", sagte die formstarke Fed-Cup-Spielerin vor ihrem ersten Achtelfinale in New York. Sollte die Weltranglisten-33. am Sonntag Sloane Stephens (USA) schlagen, würde sie ihr Viertelfinal-Debüt bei einem Grand-Slam-Turnier besiegeln. "Physisch bin ich so gut drauf wie noch nie. Das Gesamtpaket stimmt einfach - die Athletik, das Spielerische und die Taktik", meinte Görges nach dem 6:3, 6:3 gegen Aleksandra Krunic (Serbien).

Am Samstag hat auch noch Philipp Kohlschreiber aus Augsburg (Nr. 32) die Chance, als dritter deutscher Profi in die Runde der letzten 16 einzuziehen.

Gänsehaut im Ashe

Für Mischa Zverev indes wurde sein erster Auftritt im größten Tennis-Stadion der Welt zum reinsten Genuss. "Ich hatte Gänsehaut, aber es wurde dann schnell besser. Ich habe diese Atmosphäre genossen. Früher wäre es für mich Stress gewesen", sagte der Linkshänder, der auch die Familienehre rettete.

"Ich hatte eigentlich erwartet, dass mein Bruder hier im Achtelfinale steht - jetzt bin ich es", meinte er mit Blick auf Alexander Zverev (Nr. 4), der als einer der Mitfavoriten überraschend schon in der zweiten Runde ausgeschieden war.

Nach 2:07 Stunden verwandelte Mischa Zverev seinen dritten Matchball und erreichte zum zweiten Mal das Achtelfinale eines Majors. Im Januar war der Linkshänder erst im Viertelfinale der Australian Open am späteren Turniersieger Federer gescheitert.

Zverev waren die Belastungen der vergangenen Tage nicht anzumerken. In den ersten beiden Runden des letzten Grand-Slam-Turniers des Jahres hatte er jeweils über fünf Sätze gehen müssen. Der Dank ging deshalb an seinen Fitnesscoach Jaz Green. "Sein Training vor ein paar Wochen war brutal, aber es hat sich ausgezahlt", berichtete Zverev über 15-km-Läufe am Strand im heißen Florida.

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