Schwitzen am Strand

Von SID
Mischa Zverev
© Jürgen Hasenkopf

Mischa Zverev ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Reife im Tennis immer wichtiger wird. Steigende Preisgelder und professionelle Teams verlängern die Karrieren.

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Neulich am malerischen Strand von Florida hat Mischa Zverev alles gegeben. "Es waren 32 Grad, die Luftfeuchtigkeit lag bei über 80 Prozent - und wir haben einen 15-Kilometer-Lauf gemacht", berichtete der Hamburger über die "brutale" Einheit seines Fitnesscoaches Jez Green. Noch zu Beginn seiner Karriere hätte der heute 30-jährige Zverev, der in der Nacht zum Montag (MESZ) sein Achtelfinale bei den US Open gegen Sam Querrey (USA) bestreitet, auf derartig schweißtreibende Strand-Aktionen wohl schmunzelnd verzichtet.

Doch nicht zuletzt seine verbesserte Physis ermöglichte Zverev im gesetzten Sportleralter den erstmaligen Sprung in die Top 25. Der Linkshänder liegt damit im Trend. Die Reife spielt auch im Tennis eine immer größere Rolle. Der letzte Teenager, der ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat, war Rafael Nadal bei den French Open 2005. Eine 16-Jährige als Nummer eins wie 1997 Martina Hingis - längst undenkbar. "Alles hat sich nach hinten verschoben. Heutzutage wird viel mehr Aufwand betrieben, und alles ist professioneller geworden", sagte John McEnroe (58).

Während die frühere Nummer aus den USA zeitweise noch nicht einmal einen eigenen Coach hatte und "meistens Hamburger" aß, reisen heute viele mit kleiner Entourage um die Welt. Trainer, eigener Physiotherapeut, der nicht selten auch der Fitnesscoach beziehungsweise Ernährungsberater ist - und manchmal gehört auch noch ein Manager zum Team.

Görges: "Körperlich so gut drauf wie nie"

"Nahezu jeder Tennisprofi lässt sich inzwischen nach jedem Match und jeder Trainingseinheiten behandeln. Es ist eine kleine Sache, die aber über 10, 15 Jahre betrachtet einen großen Unterschied ausmachen kann", meinte der österreichische Weltranglisten-Achte Dominic Thiem. Der 23-Jährige ist nach Alexander Zverev (20) derzeit der jüngste Spieler in den Top Ten. Bezeichnend ist aber, dass erstmals in der Geschichte des Computer-Rankings die ersten Fünf 30 Jahre oder älter sind.

In der ATP-Rangliste von 1995 war keiner unter den ersten 123 Spielern über 31 Jahre alt. Derzeit stehen allein 14 Akteure in den Top 30, die 30 Jahre oder älter sind. Nach einer Erhebung der Tageszeitung USA Today lag das Durchschnittsalter der Top Ten bei den Männern 1992 bei 23,2 Jahren - derzeit beträgt es 28,3 Jahre. Vor allem die ständig steigenden Preisgelder ermöglichen immer mehr Profis die Aufstockung ihrer Teams. Die Karrieren werden länger. Bei den US Open, die 2017 insgesamt 50,4 Millionen Dollar ausschütten, hat sich die Dotierung in den vergangenen 16 Jahren mehr als verdreifacht.

Auch Julia Görges, die am Sonntag in New York um ihren ersten Viertelfinaleinzug bei einem Grand-Slam-Turnier spielt, macht ihren Aufschwung an der verbesserten Physis fest. "Körperlich bin ich so gut drauf wie noch nie", meinte die 28-Jährige, die unter anderem ihren Physio- und Fitnessexperten Florian Zitzelsberger dabei hat.

Dass die 35-jährige Serena Williams (USA) - seit Freitag Mutter eine Tochter - angekündigt hat, in der nächsten Saison wieder spielen zu wollen, passt ins Bild. "Ich glaube, dass Serena noch einmal so gut werden kann wie vor ihrer Schwangerschaft", sagte Tatjana Maria (Bad Saulgau) dem SID. Die Nummer 61 der Welt ist selbst Mutter einer kleinen Tochter - und nimmt bei Major-Events gerne mal den Turnier-Kindergarten in Anspruch. Die Zeiten auf der Tour haben sich in vielerlei Hinsicht geändert.

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