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Super Bowl LVIII - Kommentar zu Patrick Mahomes: Niemand war je besser!

Von Stefan Petri
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Patrick Mahomes hat durch den 25:22-Erfolg über die San Francisco 49ers seinen dritten Super Bowl mit den Kansas City Chiefs gewonnen. Der 28-Jährige übertrifft in seinen Fähigkeiten sogar die NFL-Legende Tom Brady - doch macht ihn das bereits zum GOAT? Ein Kommentar.

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Super Bowl LVIII in Las Vegas

AFC-ChampionNFC-ChampionErgebnis
Kansas City ChiefsSan Francisco 49ers25:22 OT
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Super Bowl: Patrick Mahomes in der Overtime historisch gut

Es waren keine unbekannten Situationen, in denen sich Patrick Mahomes im Super Bowl LVIII wiederfand. 0:10 im zweiten Viertel? Im vierten Spiel um den Titel war es für ihn der vierte zweistellige Rückstand, geführt hatte er zur Pause noch nie. 13:16 und 16:19 im 4. Viertel? Da hatte er vier Jahre zuvor ein noch größeres Comeback benötigt. Verlorener Münzwurf vor der Overtime? Das hatte er im Januar 2019 im AFC Championship Game gegen die New England Patriots (31:37) bereits erlebt. Aber damals hatte er den Ball nach einem gegnerischen Touchdown erst gar nicht bekommen. Diesmal war ihm aufgrund der geänderten Regel mindestens ein Ballbesitz garantiert.

Mehr als einen brauchte er auch nicht. Die Niners kamen bis an die 9-Yard-Linie, mussten sich allerdings mit einem kurzen Field Goal zufrieden geben. Also übernahm der beste Spieler der NFL - und lieferte sein Meisterstück ab.

13 Plays benötigten die Chiefs für die 75 Yards zum Touchdown. Zweimal war Mahomes bei Third Down gefragt, einmal sogar bei Fourth Down tief in der eigenen Hälfte. Dreimal lieferte er ab. Als er den entscheidenden 3-Yard-Touchdown auf Mecole Hardman warf, war es seine achte Completion im achten Passversuch. Zudem war er zweimal erfolgreich selbst gelaufen. 8/8 Pässe mit mindestens 27 Rushing Yards in einem Drive? Das hatte es in der NFL seit 30 Jahren nicht gegeben.

Mahomes gelang es in der Verlängerung, im Super Bowl, in Rückstand liegend.

Besser geht es schlicht und ergreifend nicht.

Es war der krönende Abschluss einer oftmals nicht einfachen Saison für den Titelverteidiger, den man lange nicht im Endspiel erwarten konnte. Jahr für Jahr waren es weniger explosive Passfänger für den Superstar-Quarterback geworden, der Kader schien gerade offensiv unausgegoren - und Mahomes nicht immer in Bestform. Kansas City schleppte sich mehr oder weniger in die Playoffs und musste auf dem Weg zum Super Bowl Auswärtsspiele bei den Buffalo Bills und Baltimore Ravens überstehen. Egal: Am Ende jubelte zum dritten Mal in den letzten fünf Jahren das Chiefs Kingdom.

"Das Spiel war wie ein Mikrokosmos unserer Saison", sagte Mahomes, frisch zum dritten Mal zum Super-Bowl-MVP gekürt: "Die Defense hat uns im Spiel gehalten, die Offense in den entscheidenden Momenten gepunktet - und Harrison Butker gefühlt aus 70 Yards getroffen."

Sein eigenes Licht sollte er dabei nicht unter den Scheffel stellen. Super Bowl LVIII war der nächste - und vielleicht endgültige? - Beweis dafür, dass er die Quarterback-Position so gut spielt, wie wir es noch nie gesehen haben.

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Super Bowl: Patrick Mahomes beweist, dass er der Beste ist

Mahomes kann nicht nur jede Art von Pass werfen, von der 52-Yard-Bombe auf Mecole Hardman gegen Double Coverage über punktgenaue Slants bis hin zu kreativen, improvisierten Würfen aus jeder Armhaltung (dabei hilft ihm seine Baseball-Vergangenheit). Er ist dabei auch zu Fuß besser, als es die ihm gleichwertigen Passing Quarterbacks der NFL-Geschichte jemals waren.

Das betrifft seine Beweglichkeit in der Pocket und das Flüchten vor dem Pass Rush, aber auch Momente, in denen er selbst die Flucht nach vorn ergreift. Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, verzichten die Chiefs zumeist auf diese Facette seines Spiels, doch im Super Bowl blitzte sie mal wieder auf. 66 Yards in neun Läufen, mehr als Running Back Isiah Pacheco in doppelt so vielen Versuchen. Mahomes ist kein Lamar Jackson, aber er ist flink, wendig und scheut nicht davor zurück, im Zweifel auch einen Big Hit einzustecken. Als er in der Overtime bei 4th-and-1 erst acht Yards erlief und dann bei 3rd-and-1 noch einmal 19, war der Widerstand der Niners-Defense gebrochen.

Diese einzigartigen Fähigkeiten verbindet Mahomes seit Beginn seiner NFL-Karriere mit sportlichem Erfolg. Sechs Jahre hat er nun als Starting Quarterback hinter sich. In diesen sechs Jahren gewann er bei vier Versuchen dreimal den Super Bowl, stand immer mindestens in der Playoff-Vorschlussrunde. Dazu kommen zwei MVP-Awards, sechs Nominierungen für den Pro Bowl ... die Liste ließe sich fast beliebig fortführen.

Patrick Mahomes: Erfolge seiner NFL-Karriere

Jahre als Starting Quarterback6
Super-Bowl-Titel3
Super-Bowl-Teilnahmen4
Super-Bowl-MVPs3
MVP-Awards2
All-Pro (First und Second Team)3
Pro Bowl6
Bilanz Regular Season74-22
Bilanz Playoffs15-3
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GOAT-Frage: Ist Patrick Mahomes schon vorbei an Tom Brady?

Ein derartiges Gesamtpaket aus Können und Siegen führt fast zwangsläufig zur GOAT-Frage: Hat Mahomes Tom Brady diesen Titel bereits abgeknöpft?

Hier ist die Antwort ein klares Nein. Dafür sind die Erfolge von Brady (zehn Super-Bowl-Teilnahmen, sieben Titel, fast alle relevanten Regular-Season-Rekorde) einfach zu bombastisch. Aber bei ihm blickt man eben auch auf rund 21 Jahre als Starting-QB zurück - bei Mahomes wie gesagt erst auf sechs.

Ein Quarterback gewinnt nie allein, das betonte der 28-Jährige nach dem Super Bowl völlig zu Recht. Aber er muss gut genug sein, um seinem Team eine Chance zu geben - und gut genug sein, um in den entscheidenden Momenten das Kommando zu übernehmen, selbst auf der größtmöglichen Bühne. Niemand vereint diese Fähigkeiten in der NFL so in sich wie Patrick Mahomes.

Eine weitere Eigenschaft der besten Quarterbacks wird gern übersehen: NFL-Teams bewegen sich in Zyklen von im Schnitt vielleicht vier bis sechs Jahren. Spieler werden alt oder wechseln in der Free Agency zur Konkurrenz. Aus einer guten Offense wird eine schlechte oder umgekehrt, genauso ergeht es der Defense. Es ist eine hohe Kunst, sich diesen Entwicklungen anzupassen und dennoch langfristig erfolgreich zu sein, unter den unterschiedlichsten Vorzeichen.

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Patrick Mahomes wird mit den Kansas City Chiefs weiter erfolgreich sein

Tom Brady konnte das. Bei seinen ersten drei Titeln (2001, 2003 und 2004) dominierte vor allem die Defense. Brady selbst stieg erst später zur Pass-Maschine auf, seinen ersten von drei MVP-Awards gewann er in der Saison 2007.

Mahomes auch? Zumindest spricht bislang alles dafür. Die hochexplosive Offense der vergangenen Jahre um Tyreek Hill ist Geschichte, Travis Kelces Karriereende ist zumindest absehbar. Bester Receiver der Chiefs in dieser Saison war Rashee Rice, ein Rookie. Bremsen konnte das Mahomes vielleicht in der Regular Season, nicht aber gegen die besten Teams in den Playoffs.

Das macht es sehr wahrscheinlich, dass dieses Chiefs-Team noch viele Jahre um den Titel mitspielen wird. Inklusive Playoffs steht Mahomes bei 114 NFL-Spielen. Ganze vier (!) davon hat er mit mehr als acht Punkten Unterschied verloren. Anders ausgedrückt: Mit ihm als Quarterback hat K.C. immer eine Chance.

Auf der Jagd nach dem Three-Peat wird man das im kommenden Jahr erneut unter Beweis stellen wollen. Selbst wenn der eine oder andere Leistungsträger nicht gehalten werden kann, selbst wenn Kelce wieder ein Jahr älter ist. Wie sagte Mahomes doch bei der Siegerehrung: "Die Kansas City Chiefs sind niemals Außenseiter, damit das klar ist."

Der GOAT-Debatte widmen wir uns dann in ein paar Jahren noch einmal.

NFL: Die letzten fünf Super-Bowl-Sieger

SaisonSiegerVerliererErgebnis
2023Kansas City ChiefsSan Francisco 49ers25:22 OT
2022Kansas City ChiefsPhiladelphia Eagles38:35
2021Los Angeles RamsCincinnati Bengals23:20
2020Tampa Bay BuccaneersKansas City Chiefs31:9
2019Kansas City ChiefsSan Francisco 49ers31:20
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