NFL

Die große Bühne wartet

Von Bastian Strobl
Nach zweijähriger Abstinenz gibt Peyton Manning gegen die Ravens sein Postseason-Comeback
© Getty

Die Playoffs haben Peyton Manning wieder. Der Broncos-Quarterback feiert in der Divisional Round (22.30 Uhr im LIVESCORE und auf ESPN America) nach zweijähriger Abstinenz sein Postseason-Comeback und trifft auf die Baltimore Ravens. Im anderen Samstagspiel steht für die Quarterbacks Aaron Rodgers und Colin Kaepernick eine Reise in die Vergangenheit an.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

AFC Divisional Round

No. 1 Denver Broncos - No. 4 Baltimore Ravens (Sa., 22.30 Uhr)

Story of the Game: Welcome back, Peyton! Der Quarterback betritt nach zwei Jahren wieder die Playoff-Bühne, nachdem Manning 2011 - damals noch im Trikot der Colts - wegen einer schweren Nackenverletzung die komplette Saison verpasst hatte.

Doch das gehört der Vergangenheit an. Der vierfache MVP feierte in dieser Saison ein Comeback, mit dem wohl die wenigsten gerechnet hätten. Manning führte die Broncos nicht nur zu einer 13-3-Bilanz, sondern brillierte über weite Strecken, als wäre er nie weg gewesen.

Der Spielmacher stellte in nahezu jeder wichtigen Statistik einen neuen Franchise-Rekord auf: Comepletions (400), Completion Percentage (68,8), Passing Yards (4659), Touchdown Passes (37) und Passer Rating (105.8).

"Es war ein unglaubliches Jahr für mich. Ich erinnere mich noch, wie ich im Krankenhaus lag und an Football nicht zu denken war. Das werde ich nie vergessen, ganz egal, was in den nächsten Wochen passiert."

Seine Leistungen waren nicht nur für Manning selbst eine Art Bestätigung. Auch John Elway dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein. Immerhin war es die Entscheidung der Broncos-Legende, Manning zu holen und damit gleichzeitig der Tebow-Mania aus dem letzten Jahr ein Ende zu setzen.

"Natürlich bin ich stolz, diesen Weg gegangen zu sein", so Elway. Allerdings soll dieser Weg gegen die Ravens noch nicht zu Ende sein, vor allem dank Manning, für den Baltimore fast schon eine Art Lieblingsgegner ist.

In den letzten neun Duellen behielt der mittlerweile 36-Jährige immer die Oberhand. Darunter waren auch zwei Begegnungen in den Playoffs. Wenn es nach Elway und der kompletten Mile High City geht, dürfte diese Serie wohl gerne noch ein bisschen weitergehen.

Player to Watch: Knowshon Moreno. Natürlich blickt jeder bei Denvers Offense vor allem auf Manning. Ganz außer Acht sollten die Ravens allerdings auch den gegnerischen Running Back nicht lassen. Gerade wenn man bedenkt, was Moreno mit Baltimores Defense in der Regular Season angestellt hat.

In Week 15 legte der 25-Jährige im Duell beider Teams seine beste Saisonleistung hin (21 CAR, 115 YDS, 1 TD). Das Highlight dabei: ein Sprung über Star-Safety Ed Reed, dem das wohl gar nicht geschmeckt haben dürfte.

Für Moreno persönlich schließt sich mit dem Auftritt in der Postseason zudem ein ganz besonderer Kreis. Im November 2011 riss er sich das Kreuzband und verpasste damit den Playoff-Run seiner Broncos.

"Ich bin richtig heiß, weil ich noch nie in den Playoffs gespielt habe. Es wird sicherlich ein großes Erlebnis", bekräftigte Moreno unter der Woche.

Road to Success: Drei Wörter, die die Punktemaschine aus Denver kurz und knackig zusammenfassen: No-Huddle-Offense! Manning führt seine Teams seit Jahren in einer Art und Weise über das Feld, die fast seines Gleichen sucht.

Das schlägt sich auch in Zahlen nieder: In sieben von acht Heimspielen erzielte Denver in diesem Jahr 30 oder mehr Punkte. Doch auch auswärts waren die Broncos kaum aufzuhalten. Das bekamen die Ravens bereits in Week 15 zu spüren. Baltimore wurde lange Zeit vorgeführt und lag bereits mit 3:34 zurück, bevor man mit zwei Touchdowns noch ein wenig Ergebniskosmetik betrieb.

Zugegeben: Bei Baltimore fehlten damals mit Ray Lewis, der im Sports Authority Field das letzte Spiel seiner Karriere machen könnte, und Safety Bernard Pollard zwei Stützen der Defense. Mit diesem Duo haben die Ravens diesmal zwar größere Chancen, den Rhythmus der Broncos zu stören, damit Manning nicht ins Rollen kommt. Ob den Gästen dies allerdings gelingen wird, darf bezweifelt werden.

Neben der großen Aufgabe, Manning unter Druck zu setzen, müssen die Gäste zudem alles daran setzen, Demaryius Thomas und Eric Decker aus dem Spiel zu nehmen. Die Duelle der beiden Broncos-Receiver gegen Cary Williams und Corey Graham sind dabei von größter Bedeutung.

Die Ravens hoffen ihrerseits dagegen mal wieder auf Ray Rice. Und zwar nicht auf den Rice, der sich in der Wild Card Round das Trikot mit der Nummer 27 übergestreift hat. Der Running Back leistete sich beim Sieg gegen die Colts zwei Fumbles und verbuchte für ihn nur durchschnittliche 68 Yards.

In Denver braucht Baltimore einen Rice in Top-Form. Das liegt vor allem an der Broncos-Defense. Es ist unwahrscheinlich, dass Joe Flacco (12/23, 282 YDS, 2 TD) und Anquan Boldin (5 REC, 145 YDS, 1 TD) eine ähnliche Performance wie letzten Sonntag abliefern werden.

Dafür ist das Broncos-Bollwerk einfach zu dominant: Denver hatte in der Regular Season ligaweit die beste Pass Rush (52 Sacks) und die zweitbeste Pass Defense. Allen voran das Duo Von Miller/ Elvis Dumervil lässt für Flacco Böses erahnen.

Alles andere als ein Sieg der Gastgeber wäre insgesamt eine große Überraschung. Denver ist heiß wie Frittenfett (11 Siege in Folge), Manning spielt herausragend und hat zudem eine Defense, die Baltimore in Schach halten wird. Vorteil Broncos.

NFC Divisional Round

No. 2 San Francisco 49ers - No. 3 Green Bay Packers (So., 2 Uhr)

Story of the Game: Verkehrte Welt in San Francisco! Ein Packers-Quarterback, der drei Autostunden von der Bay Area in Chico geboren wurde. Und ein 49ers-Quarterback, der ursprünglich aus Wisconsin kommt.

Für Aaron Rodgers und Colin Kaepernick wird die Divisional Round eine Reise in die Vergangenheit. A-Rod feuerte als Kind einst die 49ers an und kehrt nun nach Hause zurück. "Chico ist meine Heimat. Es ist toll, dass mein Weg mich nun wieder zurück an die Westküste führt. Hoffentlich sind einige Leute aus meiner Jugend im Stadion. Es wird auf jeden Fall eine besondere Atmosphäre."

Bei Kaepernick, der im Laufe der Saison den Vorzug gegenüber Alex Smith bekam, kann eine ähnliche Geschichte erzählt werden. Der 25-Jährige war nach eigenen Aussagen ein glühender Packers-Fan. Dass er nun die Möglichkeit bekommt, gegen seine ehemalige große Liebe anzutreten, erfülle ihn mit Stolz.

Kaepernick freut sich vor allem auf das Duell mit seinem Gegenüber: "Aaron Rodgers ist ein großartiger Quarterback. Wenn man sieht, was er bislang erreicht hat, kann man nur den Hut ziehen. Das wird eine große Herausforderung für uns."

Doch auch der 49ers-Spielmacher bekommt vom Gegner viel Lob. "Er hat sich toll entwickelt und spielt fast schon wie ein alter Hase. Er wird es uns nicht leicht machen", schwärmte Green Bays Coach Mike McCarthy.

Player to Watch: DuJuan Harris. Die Packers definieren sich über das Passspiel. Das wird wohl auch so bleiben, so lange Rodgers in Green Bay die Kommandos gibt.

Trotzdem erwacht langsam aber sicher auch das Running Game aus einem langen Winterschlaf. Dafür verantwortlich ist insbesondere Harris. Sein Breakout-Game hatte der 24-Jährige im Saisonfinale gegen die Vikings, als er 70 Yards verbuchte. Keine Frage: Harris ist kein Adrian Peterson, Alfred Morris oder Marshawn Lynch.

Dass er mittlerweile dennoch mehr ist als nettes Beiwerk, stellte Harris in der Wild Card Round unter Beweis, indem er einen Touchdown verbuchte. Sollte der Running Back auch in San Francisco seine Momente haben und A-Rod damit unter die Arme greifen können, würde die komplette Offense davon profitieren. Stichwort: Unberechenbarkeit!

Dass Harris überhaupt noch Football spielt, ist dabei fast schon Schicksal. Nachdem er 2011 das Training Camp der Jaguars nicht überstand und auch ein Engagement in Pittsburgh nur vier Tage dauerte, fing er bei einem Autohaus in Jacksonville an. DuJuan Harris, der Autoverkäufer? Klingt komisch, ist aber tatsächlich der Fall gewesen. Nach einer Woche klingelte jedoch das Telefon. Der Anruf kam aus Green Bay. Der Rest ist Geschichte.

Road to Success: 51 Mal. So viele Sacks ließen die Packers in der Regular Season zu. Die Pass Protection bleibt weiterhin Green Bays großes Sorgenkind. Dass man nun auf einen der besten Pass Rushs trifft, macht die Sache nicht unbedingt besser.

Aldon Smith, Justin Smith, Ahmad Brooks und Co. dürften Rodgers das Leben zur Hölle machen. Bereits beim Duell in Week 1 musste der Quarterback drei Sacks einstecken.

Trotzdem bleibt Rodgers eben Rodgers. Der Spielmacher ist in den letzten Wochen on fire. Bereits gegen die Vikings am Wochenende lieferte er in gewohnter Manier eine starke Leistung ab (303 Yards, 2 Touchdowns).

Auf die Packers-Defense wartet indes eine Art Deja-Vu. Nachdem man in der Vorwoche auf Minnesotas Peterson traf, wartet nun Frank Gore. Die große Frage lautet dabei: Gelingt es Green Bay erneut, den gegnerischen Running Back an die Leine zu nehmen?

Die 49ers brauchen Gore, um wie beim ersten Aufeinandertreffen die Uhr zu kontrollieren. Damals hatte man 186 Running Yards auf dem Konto. Dass viel Ballbesitz der Schlüssel zum Sieg ist, beweist ein Blick auf die Statistik: In neun von zehn Partien verließ San Francisco das Feld als Sieger, wenn man den Football länger in den Händen hielt als der Gegner.

Eine Unbekannte aus Sicht der Gastgeber ist zudem, ob Colin Kaepernick seine guten Performances aus der Regular Season auch bei seinem ersten Playoff-Auftritt bestätigen kann. Denn eines ist klar: Erst in der Postseason zeigt sich wirklich, wer mit Druck umgehen kann, besonders wenn auf der anderen Seite unter anderem Charles Woodson und Clay Matthews bereits mit den Zähnen fletschen.

Sollte Kaepernick die Ruhe bewahren, könnte er aber - vor allem im Zusammenspiel mit Michael Crabtree - durchaus zu einer Gefahr für Green Bay werden. Anders als Alex Smith ist der 25-Jährige besser zu Fuß und kann damit dem Druck der Defense häufiger entgehen. Seine Schwäche bei Blitzes ist jedoch nicht von der Hand zu weisen.

49ers vs. Packers, Kaepernick vs. Rodgers. Das Duell im Candlestick Park wird von Kleinigkeiten entschieden werden. Am Ende könnte San Francisco die Nase vorne haben, weil man sowohl offensiv als auch defensiv dem Gegner wehtun kann. Leichter Vorteil 49ers.

Die NFL-Playoffs in der Übersicht