NFL

"Wir lassen die Hölle los"

Von Alexander Mey
Ben Roethlisberger kann nach seiner überstandenen Gehirnerschütterung wieder spielen
© Getty

Woche 13 in der NFL, und langsam aber sicher geht bei jedem Team das Rechnen los. Kann man sich noch eine Niederlage leisten und trotzdem in die Playoffs kommen? Besonders drängend ist diese Frage beim Champion aus Pittsburgh und beim Team der Stunde aus Tennessee. Dallas quält sich derweil mit weihnachtlichen Versagensängsten.

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Indianapolis Colts (11-0) - Tennessee Titans (5-6), 19 Uhr

Wer hätte noch vor ein paar Wochen gedacht, dass das hier ein Spitzenspiel werden würde? Nach dem lausigen 0-6-Start der Titans bestimmt niemand. Doch jetzt ist es passiert. Die Colts streben nicht nur die Perfect Season an, sie stehen auch unmittelbar vor ihrem 21. Sieg in der Regular Season in Folge. Das wäre Einstellung des NFL-Rekords der New England Patriots aus dem Jahr 2008.

Könnte also eine schöne Party werden am Sonntag in Indianapolis, wären da nicht die Party-Crasher aus Tennessee mit ihren fünf Siegen in Folge im Gepäck. Quarterback Vince Young ist heiß wie Frittenfett, seit er Kerry Collins abgelöst hat. Young ist als Starter noch ungeschlagen.

Noch ein kleiner Mutmacher für die Titans: Die Colts haben die letzten fünf Spiele erst im letzten Viertel gedreht. Diese Serie muss irgendwann einmal reißen.

Pittsburgh Steelers (6-5) - Oakland Raiders (3-8), 19 Uhr

Der Meister muss dieses Spiel gewinnen. Punkt. Er muss unbedingt gewinnen, schließlich stünde bei der vierten Pleite in Folge nicht nur der schlechteste Lauf seit fünf Jahren zu Buche. Es drohte das gleiche Debakel wie 2006/07, als die Steelers als amtierender Champion die Playoffs verpassten.

Dafür, dass das nicht passiert, soll Quarterback Ben Roethlisberger sorgen. Er wird nach einer Gehirnerschütterung wieder spielen können. Grund genug für Coach Mike Tomlin, ein bisschen martialisch zu werden. "Im Dezember lassen wir die Hölle los", sagte er vor dem Spiel gegen die Raiders. Er hatte zuvor den Film "Gladiator" gesehen und sich von einem markanten Zitat des Helden inspirieren lassen.

Leider wird Defense-Maschine Troy Polamalu wohl nicht als Höllenhund zur Verfügung stehen. Er leidet nach wie vor an einer Knieverletzung.

Atlanta Falcons (6-5) - Philadelphia Eagles (7-4), 19 Uhr

Playoff-Kampf pur zwischen Falken und Adlern, allerdings müssen beide mit stark gestutzten Flügeln antreten. Große Verletzungssorgen in beiden Offensiv-Reihen deuten an, dass die Defense dieses vorentscheidende Spiel bestimmen wird.

Die Falcons müssen auf ihren Starting Quarterback Matt Ryan (Zehenverletzung) verzichten. Zudem sind Star-Running-Back Michael Turner (Knöchel) und die beiden Offensive Linemen Harvey Dahl (Knöchel) und Sam Baker (Ellbogen) fraglich.

Viel besser geht es den Eagles aber auch nicht. Ihnen fehlen Running Back Brian Westbrook und Receiver DeSean Jackson (beide Gehirnerschütterung). Immerhin ist Backup Quarterback Michael Vick fit. Vielleicht hat er ja vor seinen ehemaligen Fans in Atlanta ein paar geniale Momente.

Miami Dolphins (5-6) - New England Patriots (7-4), 19 Uhr

Kaum zu glauben, aber die Pats haben in dieser Saison noch kein echtes Auswärtsspiel gewonnen. Okay, beim NFL-Gastspiel in London haben sie die Bucs geschlagen, aber auf dem Feld des Gegners sind sie noch immer sieglos.

Das müssen Tom Brady und seine Jungs unbedingt in Miami ändern, wenn die schon sicher geglaubten Playoffs nicht noch einmal in Gefahr geraten sollen.

Dabei wird es vor allem auf die Defense ankommen. Die war nämlich aufgrund einiger Ausfälle bei der Klatsche gegen die New Orleans Saints am vergangenen Montag ein Trümmerhaufen. Daher die klare Ansage von Defensive Coordinator Dean Pees: "Wir müssen einfach alles besser machen."

New York Giants (6-5) - Dallas Cowboys (8-3), 22.15 Uhr

Tony Romo hasst bestimmt Weihnachten. Er muss Weihnachten einfach hassen, schließlich hat er an den Festtagen schon häufig verdammt schlechte Laune gehabt. Zehn Mal, um genau zu sein. Denn genau so viele seiner 15 Spiele im Dezember hat er verloren. Romo im Dezember, zumeist ein Trauerspiel.

"Nichts von dem, was 1999, 2004 oder 2008 passiert ist, hat irgendeine Bedeutung für diesen Dezember", macht sich Romo vor dem Schlüsselspiel in New York Mut. "Das ist eine neue Saison, wir haben ein brandneues Team."

Stimmt, aber ist auch Romo ein neuer Mensch? Seine Dezember-Bilanz als Quarterback liegt bei 16 Touchdowns und 20 Interceptions - lausig. Aber auf der anderen Seite spielt er bisher eine sehr starke Saison. Was soll also schon schief gehen? Schließlich wäre Dallas mit einem Sieg in New York so gut wie in den Playoffs.

Die Giants hingegen müssen unbedingt gewinnen. Und das ausgerechnet in einem Spiel, in dem Quarterback Eli Manning wegen einer Fußverletzung nicht hundertprozentig fit ist.

Arizona Cardinals (7-4) - Minnesota Vikings (10-1), 2.20 Uhr

Kommt es nun zum großen Quarterback-Duell oder nicht? An Brett Favre soll es nicht scheitern, schließlich ist er im zarten Alter von 40 Jahren noch rüstig genug, um gegen die Cardinals das 283. Spiel in Folge zu bestreiten. Das haben vor ihm nur Kicker hinbekommen.

Wenn es scheitern sollte, dann an Kurt Warner. Er erholt sich noch immer von einer Gehirnerschütterung - und das nicht ohne Komplikationen. Warner sieht nicht richtig: "Es ist nicht so, dass ich benebelt bin, aber ich habe einen leichten Schleier vor meinen Augen. Das fühlt sich einfach nicht normal an."

Hört sich nicht gut an, aber nachdem die Ärzte ansonsten keine Nachwirkungen bei Warner festgestellt haben, wird er alles versuchen, um gegen Favre spielen zu können. Die Entscheidung wird wohl erst kurz vor dem Spiel fallen.

Wichtig wäre Warner auf jeden Fall, denn im Rennen um die Playoffs wäre ein Sieg für die Cardinals Gold wert.

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