NBA

Die Tony-Parker-Show

Von Florian Regelmann
Tony Parker war mit 33 Punkten der überragende Mann beim Spurs-Sieg in Dallas
© Getty

Bittere Niederlage für die Dallas Mavericks (48-21): Dirk Nowitzki und Co. verloren das Spitzenspiel gegen die San Antonio Spurs (55-13) in eigener Halle mit 91:97 - ein überragender Tony Parker war nicht zu stoppen.

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Dirk Nowitzki (10/16 FG, 3/3 FT, Freiwurf-Streak auf 56 ausgebaut) war mit 23 Punkten, 9 Rebounds und 3 Assists der beste Mann bei den Mavs, hatte aber zu wenig Unterstützung. Kein anderer Starter punktete zweistellig. Jason Terry traf lange Zeit so gut wie nichts, ehe er im letzten Viertel noch aufdrehte und die Partie mit 19 Punkten beendete. Shawn Marion konnte nach einer starken ersten Halbzeit wegen einer Verletzung am rechten Handgelenk nicht mehr weitermachen.

Dallas lag schon früh in der ersten Halbzeit mit 18 Punkten in Rückstand, kämpfte sich danach ins Spiel zurück, für den Sieg reichte es aber nicht. Dafür waren die Spurs zu stark. Tony Parker war mit 33 Punkten San Antonios Topscorer. Manu Ginobili lieferte 25 Punkte, 5 Assists und 3 Steals - und Tim Duncan kam auf 22 Punkte, 8 Rebounds und 3 Blocks. Die Big Three sorgten für 80 der 97 Spurs-Punkte.

Mavericks - Spurs: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Die Jungs haben in der zweiten Halbzeit wie verrückt gekämpft. Es hat einfach nicht ganz gereicht. Wir haben einiges an Arbeit vor uns, das wissen wir. Wir haben jetzt eine wichtige Woche vor uns, weil wir mal Zeit haben, um im Training einige Sachen anzugehen."

Dirk Nowitzki (Dallas): "Am Anfang war es hart, da haben wir uns sehr schwer getan. Wir waren immer einen Schritt zu langsam. Die Spurs mussten drei Tage lang mit ihrer 30-Punkte-Niederlage aus Miami leben, es war klar, dass sie sofort voll da sein würden. Aber wir waren nicht ganz bereit dafür. Was uns im Endeffekt gekillt hat, war ihre Penetration. Sie sind das ganze Spiel über zum Korb durchgekommen."

... über die Ballverluste: "Es macht den Anschein, dass wir, wenn andere Teams ein bisschen Druck auf uns ausüben, die Bälle überall durch die Halle schmeißen."

Tony Parker (San Antonio): "Wir hätten beim ersten Angriff der Mavs switchen sollen, das haben wir nicht gemacht. Wir haben drei Tage lang über unsere Defense gesprochen und dann gleich wieder einen Fehler gemacht. Pop hat uns sofort Feuer gemacht."

Tim Duncan (San Antonio): "Wenn wir unsere Würfe nicht treffen, müssen wir uns auf unsere Defense verlassen können. Wir hatten heute viel Energie im Spiel, der Fokus war viel besser als zuletzt."

Manu Ginobili (San Antonio): "Tony, Tim und ich, wir haben alle drei ein ganz gutes Spiel gemacht. Es hat sich großartig angefühlt. Wir haben so ein Spiel gebraucht. Wir mussten etwas zeigen. Wir haben defensiv ein solides Spiel gemacht und keine verrückten Würfe genommen. Die Defense war der Schlüssel."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Backup-Center Brendan Haywood, den zuletzt Rückenprobleme plagten, steht den Mavs wieder zur Verfügung, aber Peja Stojakovic (steifer Nacken) muss zum sechsten Mal in Folge pausieren. Nachdem der Versuch mit Corey Brewer in der Starting Five scheiterte, probiert es Rick Carlisle diesmal mit DeShawn Stevenson auf der Small-Forward-Position. Die Spurs starten wie gewohnt mit Parker, Ginobili, Jefferson, Duncan und McDyess.

1.: Nowitzki kommt im ersten Mavs-Angriff völlig frei zum Wurf und trifft den Jumper - Spurs-Coach Gregg Popovich reagiert sofort und nimmt nach 48 Sekunden (!) eine 20-Sekunden-Auszeit. Das ist mal eine klare Message an sein Team.

6.: Die Spurs starten nach der Popovich-Auszeit einen 10:0-Run und machen einen extrem konzentrierten Eindruck. Die Mavs verlassen sich zu sehr auf Distanzwürfe und treffen sie nicht. Nur weil Chandler einen Offensiv-Rebound nach dem anderen abgreift und sich dadurch mehr Chancen ergeben, hält sich der Rückstand in Grenzen. 15:9 Spurs.

12.: Parker macht mit Beaubois, was er will. Der Franzose spielt die Mavs mit seiner Schnelligkeit und seinen Drives zum Korb schwindlig. Dallas liegt zwischenzeitlich mit 14 Punkten in Rückstand, nach dem ersten Viertel hat San Antonio im AAC alles im Griff (30:20).

15.: Die Mavs zu Beginn des zweiten Viertels mit grauenvoller Reboundarbeit am eigenen Brett. Carlisle kassiert nach einem Foul-Call gegen Nowitzki ein Technisches, Ginobili trifft einen Dreier, dann netzt Hill den Jumper. Die Spurs sind auf 16 Punkte weg (38:22). Dallas wirkt hilflos. Nächste Auszeit der Mavs.

24.: Die Mavs lagen mit 18 Punkten hinten (22:40), aber dann sind sie aufgewacht. Plötzlich spielt Dallas wie verwandelt. Über eine super-aggressive Defense finden die Mavs auch in ihren Flow im Angriff und sind nach einem 11:2-Lauf zur Pause auf 5 Punkte dran (45:50). Negativ aus Dallas-Sicht: Die viel zu vielen Ballverluste (11) und der Fakt, dass Parker (16 Punkte) nicht zu stoppen ist.

30.: Beaubois meldet sich nach schwacher erster Halbzeit mit 6 schnellen Punkten im Spiel an. Die Mavs haben das Momentum mitgenommen - Nowitzki trifft den Jumper über die ausgestreckten Arme von Duncan. Ausgleich. 60:60.

36.: Die Spurs befreien sich dank ihrer Big Three aus der kritischen Phase. Duncan, Ginobili und Parker reißen das Spiel wieder an sich. Dallas vergibt in dieser Phase zu viele Chancen. San Antonio vor dem Schlussviertel wieder mit 7 Punkten vorne (73:66).

41.: Es sind bald fünf Minuten im letzten Viertel gespielt und die Spurs haben noch immer keinen einzigen Punkt zustande gebracht. Bei den Mavs ging in den ersten Minuten auch nichts, aber dann kam Terry mit einem Dreier und einem langen Jumper. San Antonio nur noch 73:71 in Führung.

45.: Ein kritischer Beaubois-Turnover führt zu einem offenen Dreier für Neal aus der Ecke. San Antonio hat die Durststrecke überwunden. Und jetzt, wo es drauf ankommt, sind Ginobili und Parker voll da. Erst der Argentinier mit dem Dreier, dann trifft auch der Franzose von Downtown. 84:77 Spurs.

45.: Sensationeller Drive zum Korb von Ginobili, der zirkusmäßig noch mit rechts abschließt. Plus Foul von Chandler, es ist das sechste für den Mavs-Center. Dann klaut McDyess auch noch Kidd den Ball, Ginobili mit dem Fastbreak-Finish. 89:77 Spurs. Auszeit Dallas. Das war's. 

Der Star des Spiels: Tony Parker. Eins vorneweg: Auch Duncan und Ginobili lieferten ganz starke Leistungen ab. Aber der größte Star der Big Three der Spurs war an diesem Abend mal wieder ihr französischer Playmaker. Wenn San Antonio ganz dringend einen Korb benötigte, lief alles über Parker und dieser war zur Stelle. Es war über weite Strecken die Tony-Parker-Show im American Airlines Center. Immer und immer wieder zog Parker nach Belieben zum Korb und schloss ab. Und: In der Crunchtime traf er dann sogar noch einen wichtigen Dreier, eigentlich nicht seine Stärke. Die Mavs konnten Parker einfach nicht stoppen. Eine Erkenntnis, die wahrlich nicht neu ist. Kennt man in Dallas bestens.

Der Flop des Spiels: Die Turnovers der Mavs. Um es ganz einfach auszudrücken: Wenn man so oft den Ball wegschmeißt wie die Mavs (19 Turnovers), dann kann man unmöglich erwarten, das beste Team der Liga zu schlagen. Das funktioniert nicht. Selbst bei besserer Quote aus dem Feld nicht. Die Ballverluste sind immer mal wieder ein Problem bei den Mavs - gegen San Antonio war es eklatant. Es war deshalb auch bezeichnend, dass ein schlimmer Ballverlust von Beaubois in einer ganz entscheidenden Phase zu einem offenen Neal-Dreier führte. Dallas war drauf und dran, in Führung zu gehen. Bei San Antonio lief nichts mehr. Es war ein Killer. Neben den Turnovers die zweite Riesenschwäche: die Dreierquote (6/23).

Analyse: Die Spurs spielen zwar an sich eine überragende Saison und haben nicht umsonst die beste Bilanz in der NBA, aber zuletzt war die Stimmung in San Antonio nicht sonderlich gut. Die katastrophale Pleite in Miami stand nur sinnbildlich für einen Negativtrend, der schon einige Spiele anhielt. Vor allem defensiv waren die Spurs zuletzt ungewohnt schwach. So war es dann auch kein Wunder, dass Popovich noch in der ersten Minute eine Auszeit nahm, nachdem seine Defense beim ersten Angriff der Mavs gleich wieder geschlafen hatte.

Was aber danach passierte, wird Popovich gefallen haben. Die Spurs machten einen unheimlich fokussierten und hungrigen Eindruck, übernahmen mit einem frühen 10:0-Run das Kommando und dominierten das Spiel eindeutig. Immer wieder war es Parker, der in typischer Manier in die Zone penetrierte und die Mavs komplett herspielte.

Dazu kam ein guter Duncan, später stellte auch Ginobili die Mavs mit seinen Drives vor Probleme. San Antonio führte im zweiten Viertel mit 18 Punkten Vorsprung (40:22) - Dallas wirkte beängstigend hilflos. Wenn man nicht wenigstens gute Arbeit am Brett geleistet und sich viele Offensiv-Rebounds geschnappt hätte, wäre der Rückstand noch größer gewesen.

Die Mavs brauchten eine Initialzündung und fanden sie in der Defense. Durch mehr Aggressivität und Intensität in der Verteidigung kam Dallas immer besser ins Spiel - plötzlich fanden die Mavs auch offensiv ihren Rhythmus. Die Bank machte angeführt vom erneut bärenstarken Marion außerdem mal wieder ihren Job und brachte jede Menge Energie ins Spiel. So verkürzten die Mavs den Rückstand bis zur Pause auf fünf Punkte.

In der zweiten Halbzeit nahm Dallas das Momentum mit, glich die immer physischer werdende Partie aus und stand mehrfach kurz davor, sogar in Führung zu gehen. Der letzte Schritt wollte aber nicht gelingen, obwohl die Spurs in einer Phase sechseinhalb Minuten ohne Korb blieben und 13 Würfe in Folge daneben setzten. Dass es nicht für einen großen Comeback-Sieg reichte, lag zum einen an den Fehlern der Mavs, zum anderen aber auch an der Stärke von San Antonios Stars. Zu viel Parker, zu viel Duncan und zu viel Ginobili - da konnte Dallas am Ende nicht ganz mithalten.

Zumal Marion in der zweiten Halbzeit wegen einer Handgelenksverletzung nicht mehr spielen konnte, ohne Zweifel ein enorm bitterer Ausfall für Dallas. Für San Antonio war es im Hinblick auf die Playoffs ein absoluter Statement-Win. Zweimal hatten die Spurs die Mavs in dieser Saison schon geschlagen, aber da Nowitzki bei diesen Partien verletzt fehlte, waren es wertlose Siege. Dieser Sieg in Dallas ist nicht wertlos. Er hat schon einen deutlichen Fingerzeig gegeben, wie die Kräfteverhältnisse sind. Die Mavs haben fünf der letzten acht Spiele verloren, alle fünf Niederlagen kassierte man gegen potenzielle Playoff-Gegner.

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