NBA

Die Wiedergeburt des Timmy D.

Von SPOX
Mit 25 Punkten und 17 Rebounds machte Tim Duncan sein bestes Spiel seit langer Zeit
© Getty

Die San Antonio Spurs gewinnen Spiel zwei der ersten Playoff-Runde bei den Dallas Mavericks mit 102:88, weil Dirk Nowitzki neben sich stand. Und weil auf der anderen Seite Tim Duncan das Spiel an sich riss.

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Da ist er dahin, der Heimvorteil! In Spiel zwei gegen die San Antonio Spurs hatten sich die Mavericks zweifelsfrei viel vorgenommen: Auf dem Platz jedoch konnte das Team um Dirk Nowitzki dann nichts davon zeigen.

"Die Spurs sind einfach heiß gelaufen und wir konnten sie nicht stoppen", musste ein frustrierter Rick Carlisle einsehen. "Sie waren in den entscheidenden Momenten einfach wacher und haben den Sieg mehr gewollt als wir."

Schon die Anfangsphase ging komplett in die Hose. Dallas brauchte über vier Minuten, ehe der erste Wurf sein Ziel fand. Zu diesem Zeitpunkt führte der Gast bereits mit 9:0 - und Nowitzki saß wieder auf der Bank, weil er schon zwei Fouls begangen hatte.

Nowitzki mit zwei schnellen Fouls

Ohne den Superstar wurde die Aufgabe, den frühen Rückstand aufzuholen, natürlich nicht einfacher. Zumal die Spurs zu Beginn in Richard Jefferson (19 Punkte) und Tim Duncan (25 Punkte, 17 Rebounds) verlässliche Scorer hatten. "Richard war einfach großartig heute", lobte Duncan seinen Kollegen. "Wir hatten uns vorher vorgenommen, ihm zu ein paar Fastbreak-Punkten zu verhelfen. Als er da ein paar Punkte gemacht hatte, fielen auch die Jumper. Das war enorm wichtig."

Später, nachdem er von der Bank gekommen war, bereitete Tony Parker (16 und 8 Assists) der Defense der Mavs enorme Kopfschmerzen. Dazu steuerte Manu Ginobili (23) immer wieder Punkte bei, sodass die Hausherren zu keinem Zeitpunkt wussten, auf wen sie sich konzentrieren sollten.

"Wir waren viel fokussierter als in Spiel eins", analysierte Coach Gregg Popovich anschließend. "Wir konnten unnötige Fouls vermeiden und haben den Ball sehr viel weniger verloren." In Spiel eins waren den Spurs 17 Turnover unterlaufen, in Spiel zwei nur 8.

Ginobili-Lauf sorgt für klare Verhältnisse

Offensiv brachte Jason Terry seine Mavs dann besser ins Spiel, sodass das erste Viertel nur mit einem 20:24-Rückstand endete. Als Nowitzki dann ins Spiel zurück kam, sah es sogar so aus, als könnte Dallas jetzt mithalten.

Aber zum einen zog San Antonio die Zügel wieder an und nach sieben Punkten von Ginobili blitzschnell davon, zum anderen konnte Dallas diesen Lauf nicht mehr kontern, weil es bei Nowitzki längst nicht so lief, wie man das in Spiel eins bewundern durfte.

Das wäre wohl auch etwas zu viel verlangt gewesen, aber: Genau diese Performance hätte der Gastgeber erneut gebraucht, um im zweiten Aufeinandertreffen überhaupt eine Chance zu haben. Stattdessen bekam das Team von seinem Schlüsselspieler nicht einmal eine durchschnittliche Leistung, auch wenn das nur bedingt seine Schuld war.

Nowitzki von Double-Teams kalt gestellt

Denn Popovich hatte sich in der Tat eine andere Taktik überlegt, um Nowitzki aus dem Spiel zu nehmen. Mit leichter Verzögerung, also nach den ersten ein oder zwei Dribblings, kam ein zweiter Gegenspieler zum Doppeln und durchbrach damit den Rhythmus des gesamten Teams.

Das Timing beim Pass zum freien Mitspieler war nicht optimal, der anschließende Wurf weniger frei als gewöhnlich, und viele dieser Würfe wollten einfach nicht fallen. Der Gast hatte das Publikum im American Airlines Center schon in der ersten Hälfte zum Schweigen gebracht.

San Antonio führte zur Halbzeit souverän mit 58:46, die Top Vier dominierten das Spiel und die Spurs kontrollierten die Bretter: Besser hätte es aus ihrer Sicht kaum laufen können. Und es wurde nach der Pause noch besser: Dallas wollte noch mal angreifen und kam mit mehr Energie aus der Kabine.

Beim ersten Angriff schnappte sich Erick Dampier gleich zwei Mal den Offensivrebound und sicherte seinem Team so weitere Wurfmöglichkeiten. Nur: Die Schüsse wollten einfach nicht fallen. Auf der anderen Seite schlug San Antonio im Stile einer Spitzenmannschaft zurück und baute den Vorsprung aus.

Mavs-Lauf aus dem Nichts

Die neu gefundene Energie der Mavs war schon nach wenigen Minuten wie weggeblasen. Die Hausherren standen neben sich, die Gäste machten das Spiel. Als es dreineinhalb Minuten vor Viertelende 60:80 stand, war es mucksmäuschenstill geworden in der Arena.

Was dann passierte, bleibt auch in der Nachbetrachtung des Spiels unerklärlich. Nach einem Jumper von Terry nahm Popovich eine Auszeit, und die nutzte Mavs-Coach Rick Carlisle zu seinem Vorteil: Dallas startete den lange ersehnten Lauf, erzielte 10 der nächsten 12 Punkte und verkürzte den Rückstand noch vor Viertelende auf 82:72.

Urplötzlich wachten die Fans wieder auf, die Mavs schienen doch noch mal eine Chance zu haben. Die Würfe der Spurs fielen nicht mehr, Terry dagegen versenkte sieben Minuten vor Schluss einen weiteren Dreier. Es fehlten nur noch fünf Zähler bis zum Ausgleich. Plötzlich hing das Team, das die gesamte Partie dominiert hatte, in den Seilen.

So unerklärlich der Start dieses Laufs war, so logisch war das jähe Ende: Denn was Nowitzki im Normalfall auf Seiten der Mavs ist, ist Tim Duncan seit über einem Jahrzehnt für die Spurs: der Franchise Player, der in schwierigen Zeiten das Spiel an sich reißt.

Tim Duncan, übernehmen Sie!

Und genau das tat der Big Man in dieser Phase. Ein ums andere Mal stellte er Brendan Haywood, Dallas vielleicht besten großen Verteidiger, bloß und markierte acht Zähler in Folge. Popovich war begeistert: "Wir konnten uns am Schluss auf Tim verlassen. Als es eng wurde, hat er die Big Plays besorgt und sich nebenbei noch jeden Rebound geschnappt.

Wer die Spurs in diesem Jahr in der regulären Saison verfolgt hat, der stellte sich zwangsläufig die Frage, ob Duncans Karriere mit strammen Schritten dem Ende entgegen geht. Nur selten zeigte er die dominanten Auftritte, die ihn in der Vergangenheit ausmachten.

Aber Spiel zwei war "Vintage Timmy D.", wie die Amerikaner sagen würden: Eine Performance, wie man sie kaum mehr für möglich gehalten hätte. Die einzelnen Aktionen waren unspektakulär, der Gesamteindruck dagegen phänomenal. Die Playoffs laufen, und die Spurs sind wieder da.

Mit dem Heimvorteil in der Tasche, und mit dem Momentum klar auf ihrer Seite fahren sie nach San Antonio zurück und bereiten sich in aller Ruhe auf Spiel drei in der Nacht von Freitag auf Samstag vor. Dallas, we have a problem!

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