NBA

Die Leiden des Dirk Nowitzki

Von Florian Regelmann
Rockets-Spielmacher Aaron Brooks zieht im Spiel gegen Dallas energisch zum Korb
© Getty

Die Dallas Mavericks (22-10) kassieren bei den Houston Rockets (20-13) eine knappe 94:97-Niederlage, weil ein gehandicapter Dirk Nowitzki über weite Strecken neben sich steht. Ein Rockets-Spieler erledigt die Mavs fast im Alleingang.

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Wenn man Lust dazu hat, sich ein Viertel vorzustellen, das für die Dallas Mavericks den schlechtesten möglichen Verlauf nimmt, muss es wohl so ungefähr wie das erste Viertel in Houston aussehen.

Vor allem die erste Hälfte des ersten Viertels war aus Sicht der Mavs die reinste Horror-Show. In der Offense lief alles über Erick Dampier (0/5) und J.J. Barea (0/3), die beide rein gar nichts trafen. Und dann bekam Dirk Nowitzki, der bis dahin noch keinen Wurf genommen hatte, nach fünf Minuten bereits sein zweites Offensivfoul und musste auf die Bank.

Nowitzki früh in Foulproblemen

Vor allem die zweite Foul-Entscheidung war dabei äußerst fragwürdig und führte zu einem technischen Foul für den sich echauffierenden Rick Carlisle.

Nowitzki drückte zwar mit der Schulter leicht in Chuck Hayes hinein, aber ein Superstar erhält im Normalfall für so was im Leben kein Foul gegen sich. Es sollte nicht der letzte grobe Fehler der Referee-Crew gewesen sein.

Eine Statistik untermauert vielleicht am besten, wie schlecht das Viertel für Dallas war: Jason Kidd spielte zwölf Minuten durch und gab nicht einen einzigen Assist. Nur dank eines erneut starken Drew Gooden blieb Dallas einigermaßen in Reichweite (17:24).

"Unser schwerfälliges erstes Viertel hat uns den Sieg gekostet. Der Rest des Spiels war ausgeglichen, vielleicht hatten wir sogar Vorteile", sagte Carlisle und hatte Recht.

Marions Layup-Show

Denn ab dem zweiten Viertel fingen sich die Mavs und holten angeführt von Shawn Marion auf. Der Forward verwandelte einen Layup nach dem anderen - und er traf zur Abwechslung auch mal einen Jumper aus der Mitteldistanz.

Neben Marion und Gooden waren es dann Josh Howard und Jason Terry, die von der Bank Energie brachten. Nach einem Jumper von Howard führte Dallas sogar zwischenzeitlich mit 38:37, bis wieder ein Bruch ins Spiel kam.

Ein 14:5-Lauf der Rockets in den letzten drei Minuten der ersten Hälfte sorgte dafür, dass Houston mit einem klaren Vorsprung (56:47) in die Pause ging. Vor allem gegen den überragenden Aaron Brooks hatten die Mavs keine Lösung parat.

Nowitzki: Mehr Fouls als Punkte

Außerdem überzeugte bei den Rockets auch Ersatz-Spielmacher Kyle Lowry, der immer mehr zum Dallas-Killer zu werden scheint.

Nowitzki, der nach langer Zwangspause auf der Bank wieder ins Spiel gekommen war, brachte mit zwei Freiwürfen (seine ersten Freiwürfe seit zwei Spielen!) wenigstens seine ersten Punkte auf die Anzeigetafel, von einem gewohnten Dirkules-Rhythmus war er aber Lichtjahre entfernt.

Nowitzkis Vorsprung im All-Star-Game-Voting schrumpft

Bezeichnend: Zwei Minuten vor der Halbzeit musste Nowitzki mit seinem dritten Foul erneut aus dem Spiel. Es muss lange lange her sein, dass der Deutsche in einer Halbzeit mehr Fouls (3) als Punkte (2) auf seinem Konto hatte.

Brooks nicht zu stoppen

Nach der Pause ging es für die Mavericks zunächst gut los, als ein Nowitzki-Dreier mit viel Glück in den Korb prallte. Was in den Minuten danach kam, war die große Show des Aaron Brooks.

Der Rockets-Point-Guard zockte ganz groß auf, haute die Dreier teilweise vom Parkplatz in den Korb und baute den Vorsprung seines Teams auf bis zu 14 Punkte aus (66:52).

Wieder hatte Dallas eine Antwort. Jason Kidd lief für einige Minuten heiß und brachte die Mavs mit sechs schnellen Zählern wieder heran. Von Nowitzki kam außer einem bösen Ballverlust weiter wenig bis nichts.

Terry dreht auf

Es war deutlich zu sehen, dass er nach wie vor von seiner Ellenbogenverletzung stark beeinträchtigt ist und einfach nicht so kann, wie er gerne wollen würde. Nachdem die Rockets mit einer 8-Punkte-Führung (78:70) ins Schlussviertel gegangen waren, drehte dafür Jason Terry auf.

Ein Jet-Dreier brachte Dallas in Schlagdistanz (77:80) und fünfeinhalb Minuten vor dem Ende war es schließlich ein Dreipunktespiel von Terry, das den 86:86-Ausleich herstellte. Im Gegenzug konterte Carl Landry, der sich womöglich mit Terry um den Titel des besten sechsten Mannes der NBA streitet, ebenfalls mit einem Dreipunktespiel.

Und im nächsten Angriff machte es ihnen Nowitzki nach, als er für einmal energisch zum Korb zog und trotz Foul mit der linken Hand abschloss. Ohne Frage seine beste Aktion des Spiels.

Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Ganz schwache Referees

In der Folge verlegten sich beide Teams darauf, nur noch Sprungwürfe zu nehmen. Ohne Erfolg. Eine Chance nach der anderen wurde vergeben, erst zwei Minuten vor dem Ende war es Shane Battier, der mit einem ganz wichtigen Dreier (89:86) die Rockets auf die Siegerstraße brachte.

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Als Brooks - wer sonst - ebenfalls von Downtown (95:89) traf, schien die Partie für Dallas schon fast gelaufen. Doch die Mavs fighteten noch ein letztes Mal zurück - und nach einem technischen Foul gegen Battier betrug der Rückstand in der letzten Minute nur noch drei Punkte (94:97).

Jetzt brach die Zeit der Schiedsrichter an. Zuerst wurde Terry bei seinem Drive zum Korb fast der Kopf abgerissen - kein Foul. Im Gegenzug erging es Brooks kaum besser - kein Foul. Es war unglaublich. Den Award für das schlechteste Referee-Trio dürften die Herren Bob Delaney, Mark Lindsay und Jason Phillips sicher haben.

Kidd vergibt Chance zum Ausgleich

Trotzallem hatten die Mavs im letzten Angriff noch die Chance, sich in die Overtime zu retten. Nach gutem Ball-Movement nahm Kidd einen offenen Dreier, der Ball schaute rein, fiel aber nicht. Sieg für Houston.

"Wir haben gekämpft, aber in der entscheidenden Phase hatten wir einfach nicht genügend gute Aktionen", meinte Nowitzki, der das Spiel mit 11 Punkten (3/12) 7 Rebounds und 4 Blocks beendete. Topscorer der Mavs war Terry mit 20 Zählern, gefolgt von Howard (16) und Marion (16).

Bei den Rockets traf Brooks (30 Zähler) insgesamt sechs Dreier (Karrierebestwert), Landry lieferte 15 Punkte und Luis Scola verbuchte mit 12 Punkten und 13 Rebounds ein Double-Double. Für die Mavs geht der Auswärtstrip am Samstag in Sacramento weiter, bevor am Sonntag der Kracher bei Kobe Bryant und den Lakers auf dem Programm steht.

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