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All-In für das Play-In: Auf die Los Angeles Lakers, Phoenix Suns und Golden State Warriors wartet eine schwierige Zukunft

Von Ole Labes
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In der Western Conference geht es heiß her, das Rennen um die letzten Playoff-Plätze und das Seeding innerhalb des Play-Ins ist in vollem Gange. Vier ganz große Franchises befinden sich mittendrin statt nur dabei, mit den Dallas Mavericks, Los Angeles Lakers, Phoenix Suns und Golden State Warriors. Alle befinden sich eigentlich All-In in dieser Saison – Wie sieht die Zukunft der vier ehemaligen Top-Teams aus? SPOX wirft einen Blick auf die Situation.

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Denn wirft man einen genaueren Blick auf alle Teams wird schnell klar: Große Optionen, um einen großen Schritt Richtung Titel zu machen, haben alle vier Franchises nicht. Die Stars sind in den meisten Fällen langfristig gebunden und auch viele Rollenspieler sind in großen Teilen mit zumindest mittelfristigen Verträgen gebunden, die Draftpicks und Assets futsch. Wo geht es für vier der ganz großen in der Western Conference hin?

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Dallas Mavericks: In den Playoffs müsste alles zusammenlaufen

Die Dallas Mavericks haben für diese Saison wohl die beste Ausgangslage. Momentan stehen die Texaner auf Platz fünf der Western Conference, zuletzt gab es bei den Warriors einen Rückschlag, aber sieben Siege in Serie bescherten Dallas eine gute Ausgangsposition. Kurz vor den Playoffs heiß zu laufen, das Timing könnte schlechter sein. Wirft man einen Blick auf die Postseason, gibt es viele Fragezeichen: Dallas steht im Defensive Rating nur auf Platz 19 (115,5), Big Man P.J. Washington (oder Derrick Jones Jr.) wird in jeder Nacht auf den besten Spieler des Gegners angesetzt – Zweifel für die Qualität in den Playoffs sind da allemal angebracht, da Dallas echte Two-Way-Player abgehen und man eben doch von Heldentaten der Stars in der Offense abhängig sind.

Zudem: Wer ist die dritte Option hinter Doncic und Kyrie Irving? Ist es Tim Hardaway Jr., der von Abend zu Abend zwischen Hui und Pfui schwankt? Josh Green, den viele potenziell in dieser Rolle sehen, aber bei weitem noch nicht die Verantwortung tragen kann und momentan zudem verletzt ist?

Das Team to Beat im Westen sind die Nuggets, einen Stopper für Nikola Jokic sucht man im Kader der Mavs vergeblich, der Backcourt Doncic/Irving ist am Perimeter ebenfalls anfällig. Potenziell haben die Mavs alle Chancen, mindestens in die Conference-Semi- wenn nicht sogar Finals zu kommen. Für mehr muss wirklich alles zusammenlaufen, ein Titelgewinn ist mehr als unrealistisch.

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Dallas Mavericks: Wie lang ist der Geduldsfaden von Luka Doncic?

Die Mavs sind dabei in einer guten Situation: Ihr Superstar Luka Doncic ist 25 Jahre alt und ist fest bis zum Sommer 2026 an die Mavs gebunden und hat für die Saison 2026/27 eine Spieleroption über knapp 49 Millionen Dollar. Der Slowene ist ein legitimer MVP-Kandidat und gehört zu den besten Spielern der NBA. Co-Star Irving ist bis 2025 gebunden, für die Saison 2025/26 hat er ebenfalls eine Spieleroption.

Mit Irving hat Doncic als Gesicht der Franchise seinen bisher besten Mitspieler, doch der Rest des Kaders ist mehr Durchschnitt als Titelkandidat. Mit Hardaway Jr., Washington, Daniel Gafford, Maxi Kleber und Josh Green stehen gleich fünf Spieler für die kommende Saison unter Vertrag, die über 10 Millionen Dollar verdienen. Finanzieller Spielraum ist Mangelware, zumindest haben die Mavs noch ihren 2025er und 2031er First-Rounder, doch damit ist Dallas gegenüber anderen Teams wegen möglicher Angebote enorm im Nachteil.

Daher stellt sich vor allem eine Frage: Wie lang ist der Geduldsfaden von Luka Doncic, der in seiner Karriere sicherlich gerne mal einen Kader um sich herum hätte, der einen ernsthafte Chance auf einen NBA-Championship hat. Der Slowene fühlt sich wohl in Dallas, aber die Legacy eines Superstars wird selten am Wohlfühlfaktor, sondern an Ringen und Auszeichnungen gemessen. Irving war ein erster Schritt, doch es fehlt noch an einer Menge mehr, auch weil Kyrie schon 32 Jahre alt ist.

Western Conference: Der Kampf um die Playoffs

PlatzTeamBilanz
4Clippers47-28
5Mavs45-30
6Pelicans45-30
7Kings44-31
8Suns44-31
9Lakers43-33
10Warriors41-34
11Rockets38-37
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Phoenix Suns: Eine Big 3 – Und dann?

Die Phoenix Suns sehen auf dem Papier eigentlich gut aus, vor allem in der Spitze. Devin Booker und Kevin Durant kann man problemlos in die Top 10 Spieler der NBA sortieren, dazu kam in diesem Sommer noch Bradley Beal, die Offensive sieht ebenfalls brutal aus. Doch offensiv wie defensiv befindet sich das Team nur im Durchschnitt, denn ähnlich wie bei den Mavs wird es bei den Suns hinter den Superstars dünn.

Durch die drei Max-Verträge von Booker, Durant und Beal bleibt nicht viel Kohle für den Rest des Kaders übrig und genauso sieht dieser auch aus: Der größte Name neben der Big Three dürfte Jusuf Nurkic sein, der in der Regular Season als intelligenter Defensiv-Center angesehen werden kann. Doch der Bosnier kann ausschließlich im Drop verteidigen und hat offensiv als Ballverteiler seine Stärken. So nimmt der Center den Stars oft den Ball aus der Hand - nicht optimal.

Den Rest des Kaders pimpten die Suns mit Spielern für das Minimum, Royce O'Neale ist als fähiger 3&D-Akteur noch einer der wenigen, der in der Rotation wichtige Minuten übernehmen kann. Phoenix ist wahnsinnig dünn besetzt, die Big 3 aufgrund von Verletzungen kaum eingespielt - ein tiefer Playoff-Run wäre mehr als überraschend.

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Phoenix Suns: Ein Team ohne Optionen

Kevin Durant ist 35 Jahre alt, Bradley Beal wird als dritte Option mit fortschreitendem Alter in der nächsten Saison mit 57 Millionen Dollar bezahlt. Im Sommer hat Phoenix keinerlei Optionen den Kader drastisch zu verändern geschweige denn viel Qualität reinzuholen. Mehr All-In als die Suns kann man kaum sein, bis zum Jahr 2030 haben die Suns alle ihre Draftpicks bereits weggetradet. In dieser Saison ist wenig möglich und bei zwei der drei Stars kann man über die kommenden Jahre aufgrund des fortschreitenden Alters einen sportlichen Rückschritt erwarten.

Devin Booker ist mit 27 Jahren im besten Basketballalter und noch bis 2028 an Phoenix gebunden. Wer mittelfristig neben den Guard in Phoenix auflaufen wird ist mehr als fraglich, das Hier und Jetzt sowie die Zukunft sehen in der Wüste dürr aus. All-In or Nothing? Wohl eher Nothing.

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Los Angeles Lakers: Welche Version bekommt man in den Playoffs?

Die Lakers-Saison ist aufgebaut wie ein Hollywood-Film: In seiner 21. Saison als NBA-Profi ist LeBron James immer noch in richtig starker Form. Anthony Davis ist wohl der wertvollste Playoff-Verteidiger, den die Association zu bieten hat. Dazu steht L.A. im Februar und März bei 19 Siegen zu acht Niederlagen und vor allem wichtig: Die Lakers sind brandheiß aus dem Dreierland, treffen im März über 40 Prozent ihrer Distanzwürfe.

Dazu stehen die Lakers nur 1,5 Spiele hinter Platz sieben und 2,5 Spiele hinter Platz sechs, die Lakers haben also alle Möglichkeiten auch noch dem 9. vs. 10. Matchup im Play-In aus dem Weg gehen. Die Defense um Davis steht sicher, die Frage für die Postseason wird sein: Wie sehr kann LBJ das Team vor allem offensiv noch tragen? Kann der 39-Jährige in jeder Partie noch an sein Maximum zu gehen? Und können die Lakers ihre Formstärke und vor allem die heiße Hand von Draußen in die Postseason übernehmen?

Auch im vergangenen Jahr rechneten nicht viele Fans mit einem tiefen Playoff-Run der Lakers, dort ging es zumindest bis in die Conference Finals im Westen. Viel mehr dürfte auch in diesem Jahr nicht drin sein, außer LBJ schafft es noch einmal, neue Argumente für die GOAT-Debatte zu Sammeln.

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Los Angeles Lakers: Der Name zieht immer

"Ich habe nicht mehr viel Zeit übrig", sagte James, als er auf seine Zukunft in der NBA angesprochen wurde. Das Duo Davis/LBJ wird bald zu Ende gehen, doch die Lakers stehen alles andere als schlecht da. Davis ist langfristig an die Lakers gebunden, mit Austin Reaves, Jarred Vanderbilt und Rui Hachimura sind drei junge wichtige Rotationsspieler ebenfalls noch mindestens drei Jahre unter Vertrag. Mit mehreren First-Round-Picks können die Lakers auf dem Trade Markt ebenfalls noch aktiv werden, zuletzt gab es Gerüchte um Trae Young.

Ein ganz wichtiger Punkt zudem: Die Lakers werden auf dem Free-Agent-Markt immer eine hohe Anziehungskraft haben. Die Franchise hat Historie, in Los Angeles zu leben wünschen sich viele der Stars und mit Davis und Co. zusammen zu spielen ist ebenfalls reizvoll. Die Lakers sind (in Teilen) auf die Post-Lebron-Ära vorbereitet.

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Golden State Warriors: Die Dynastie neigt sich dem Ende zu

Die Warriors waren in den 2010er-Jahren eine Dynastie, welche die NBA seit den Lakers Anfangs der 2000er nicht mehr erlebt hatte. Im Jahr 2022 krönte sich Steph Curry sogar als glasklare erste Option ein viertes Mal zum Champion. Doch seitdem läuft es mäßig, in der vergangenen Saison zogen die Warriors gegen Lakers im Western Conference Semifinal den Kürzeren, in dieser Saison krampfen sich die Dubs momentan auf Platz langsam Richtung Playoffs, die Houston Rockets befinden sich sogar noch in Lauerstellung.

Es liegt zu viel Last auf den Schultern von Steph Curry. Klay Thompson ist verliebt in schwere Pull-Ups, trifft diese allerdings nicht effizient. Und Draymond Green wechselt mit seinen Aktionen und Sperren wieder viel zu oft zwischen Genie und Chaos und das obwohl er mit seiner Defensive und seinem immens hohen Spiel-IQ in der Offensive immer noch elementar wichtig für die Warriors.

Superstar Curry leidet unter den Sperren und Formschwankungen, im März brachen die Zahlen des Guards ein: 22,4 Punkte, 4,9 Assists, 4,2 Rebounds bei nur 42,4 Prozent aus dem Feld und 36,9 Prozent von hinter der Dreierlinie. Curry braucht Unterstützung, die er nicht bekommt. Ein Erreichen und Überstehen der Playoffs wäre in dieser Spielzeit schon ein Erfolg.

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Golden State Warriors: Zwei Talente und viel Kapital

Zwei Talente machen neben ordentlich Draft-Kapital Hoffnung auf die Zukunft: Jonathan Kuminga machte in dieser Saison den erhofften Breakout-Schritt und legt im Schnitt 16 Punkte für die Warriors auf. Athletisch, Explosiv, zudem defensiv mit immensem Potenzial: Der Forward soll Teil der nächsten Ära bei den Warriors werden. Auch Rookie Brandin Podziemski zeigt für einen 19. Pick sehr starke Ansätze und ist schon früh eine erhoffte Verstärkung für die Rotation.

Das Game von Steph Curry ist wenig auf Athletik aus, der vierfache Champion kann also noch weitere Jahre auf hohem Niveau spielen. Die Dubs haben die Picks und die ersten Talente, für einen Übergang ist vorgesorgt. Der könnte sich aber dennoch hinziehen über einige Jahre. Man sah es vor einigen Jahren in Dallas, als Dirk Nowitzki im Herbst seiner Karriere einfach kein Franchise-Spieler mehr war, aber noch gut genug, um nicht komplett abzurauschen. Diesen Spagat werden bald auch die Warriors meistern müssten.

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