NBA

Die Dallas Mavericks haben eine neue DNA! Das Geheiminis des Supporting Casts um Luka Doncic

Von Robert Arndt
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Die Dallas Mavericks haben zuletzt fünf Spiele in Folge für sich entschieden und ihren Kader zur Trade Deadline tiefgreifend umgebaut. Das hatte einen hohen Preis, könnte aber die DNA der Franchise nachhaltig verändert haben.

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Am Tag nach der Trade Deadline waren sich so ziemlich alle Experten einig. Die Dallas Mavericks haben ihren Kader verbessert, dafür aber einen sehr hohen Preis gezahlt, der sie langfristig einschränken könnte. Eine faire Beurteilung, schließlich bezahlte man in zwei Deals einen Erstrundenpick 2027 (Top-2-geschützt) sowie einen Pick-Swap für das Jahr 2028 - und das für Spieler, die eher als Rollenspieler anzusehen sind. Der erst im Sommer gekommene Grant Williams wurde dagegen schon wieder abgestoßen - aus sportlichen wie wohl auch zwischenmenschlichen Gründen.

"Wir hatten zu dieser Deadline drei Ziele", erklärte General Manager Nico Harrison nach den Trades für Daniel Gafford und P.J. Washington. "Wir wollten größer werden, wir wollten mehr Tiefe im Frontcourt und wir wollten auch mehr Scoring Punch. Wir glauben, dass wir dies durch die Trades erreicht haben."

Eine durchaus richtige Einschätzung, schließlich gab man im Gegenzug neben Williams auch die kaum genutzten Seth Curry sowie Richaun Holmes ab. Und in der Tat: Dallas hatte vor der Deadline vor allem Probleme mit größeren Teams, dazu kam die enorm löchrige Defense, weshalb Dallas für die meisten Teile der Saison bei der Verteidigung im unteren Drittel der NBA zu verorten war.

Dallas Mavericks: Die Franchise hat seine DNA verändert

Hier schmerzte zuletzt die Verletzung von Dereck Lively II, dessen Rim Protection und Athletik für Dallas in den ersten Saisonmonaten fast schon unverzichtbar war. Dass man dies über einen Rookie sagen muss, spricht nicht unbedingt für die Tiefe im Kader. Dazu fehlte mit Dante Exum ein weiterer wichtiger Rollenspieler, auch er hat seine Stärken vor allem in der Defense und profitiert von seiner Athletik.

Athletik. Das ist das eigentliche Schlüsselwort der Deadline-Moves der Texaner. Stück für Stück haben die Mavs nun ihre DNA verändert. Weg vom Dreierhagel mit großer Varianz, hin zu schnellerem Spiel, mehr Attacken zum Korb und Druck auf gegnerische Verteidigungen. Die Abhängigkeit von Luka Doncic und Kyrie Irving soll minimiert werden und vor allem das Spiel gegen die Thunder war dafür ein gutes Beispiel.

Natürlich standen da wieder 58 Punkte für das Star-Duo im Boxscore - diese Produktion brauchen die Mavs Abend für Abend -, aber alle Rotationsspieler hatten ihren Anteil, auch die Neuzugänge. Sowohl Gafford als auch Washington erzielten ihre ersten Punkte im Mavs-Jersey via Alley Oops von Doncic, der nun deutlich mehr Optionen im Halbfeld oder auch in Transition hat und die Mavs bisweilen an die Lob City Clippers erinnern lässt.

Dallas Mavericks: Der Kader in der Übersicht

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Luka Doncic (40,0)Kyrie Irving (37,0)Dante Exum (3)Derrick Jones Jr. (2)Dereck Lively II (4,7)
Jaden Hardy (1,7)Tim Hardaway Jr. (17,8)Josh Green (4,7)P.J. Washington (16,8)Daniel Gafford (12,4)
--Olivier-Maxence Prosper (2,7)Markieff Morris (2)Maxi Kleber (11)
----Dwight Powell (4)
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Dallas Mavericks: Maestro Doncic und jede Menge Athletik

Durch Gafford haben die Mavs nun gleich zwei hyper-athletische Center, dazu kommt Washington, der im ersten Spiel genauso viele Dunks verbuchte wie Grant Williams in seinen 47 Partien mit Dallas. In der Theorie war Williams als guter Schütze und flexibler Verteidiger ein guter Fit, doch ihm fehlte genau diese Athletik, welche Dallas unter Harrison zu priorisieren scheint. Umso konsequenter war es, sich schnell von ihm zu trennen, auch wenn es letztlich Ressourcen kostete.

Stattdessen hat Dallas nun ein Team um seine beiden Stars aufgebaut, welches vor Athletik nur so strotzt. Lively, Gafford, Washington, der frühere Dunk-Champion Derrick Jones Jr. sowie Exum sind alles überdurchschnittliche Athleten und sehr groß für ihre Positionen. Gepaart mit Jumbo-Guard Doncic folgen die Mavs dem NBA-Trend der vergangenen Jahre, der mit der Championship der Nuggets um XXL-Point-Guard Nikola Jokic (und riesigem Supporting Cast) seinen Höhepunkt fand.

Wie Jokic ist auch Maestro Doncic der schwächste Athlet in Dallas, dazu kommt Irving, der aber zuletzt in Brooklyn zeigte, dass auch er noch Alley Oops verwandeln kann. Das Konzept, Doncic mit so vielen Schützen wie möglich zu umgeben, wurde teilweise über den Haufen geworfen, auch wenn die Mavs weiterhin viele Dreier nehmen. "Wir haben jetzt mehr gute Athleten auf dem Feld, die auch mit dem Ball etwas anfangen können. Wir müssen uns keine Sorgen mehr machen, dass Luka und Kyrie alles machen müssen", stellte auch Coach Jason Kidd richtig fest.

Zuvor war vor allem der Dreier das präferierte Stilmittel der Mavs, anhand der Erfolgsquoten ließ sich meist ablesen, ob ein Spiel erfolgreich bestritten wurde oder nicht (24-9, wenn Dallas mehr Dreier als der Gegner traf). Gegen OKC versenkten die Mavs dagegen weniger Distanzwürfe (15:17) und feierten dennoch einen Blowout, gegen Washington reichten magere neun Triples (allerdings war Washington mit 7 sogar noch schlechter).

Dallas Mavericks: Der beste Maxi Kleber seit langem

Überhaupt war dieses Spiel gegen die Wizards ein klassisches Trap Game (vier Siege am Stück, dann ein Heimspiel gegen ein Kellerkind) und noch im vierten Viertel führten die Gäste mit +10, um dann doch einmal aufzudrehen. "Hätten wir das verloren, hätten wir uns hinterfragen müssen", meinte Irving. "Wir wurden auf die Probe gestellt und haben die richtige Antwort gegeben."

Es war ein weiterer Beweis dafür, dass Dallas nun mehr Möglichkeiten hat, um Spiele zu gewinnen. Hinzu kommt, dass auch Alteingesessene wieder besser in Form kommen, vor allem Maxi Kleber, der so gut wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr performt. Zwar verweigert der Würzburger noch immer hier und da einen Dreier, dafür sieht er nach seiner Zehen-Verletzung spritzig wie lange nicht mehr aus.

Seit der Klatsche in Phoenix ist Dallas eine Top-10-Defense, wenn Kleber auf dem Feld steht, dazu hat er eine gute Chemie mit den Stars im Halbfeld und trat immer wieder mit klugen Zuspielen aus dem Short Roll (hier ein schönes Video dazu) für die freien Schützen auf. Und wenn der 32-Jährige dann selbst Alley-Oops vorbereitet, weiß man, wie es derzeit um sein Selbstvertrauen bestellt ist.

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Dallas Mavericks sind in voller Besetzung ein Playoff-Team

Überhaupt bewirkt es Wunder, dass der Mavs-Kader mit der Ausnahme des weiterhin verletzten Exum endlich mal wieder vollzählig ist. Zählt man Dwight Powell dazu (hier lässt sich streiten), verfügt Dallas über eine kompetente Zehner-Rotation und ist damit so tief wie noch nie in der Ära Doncic.

Und das Wichtigste: Kyrie und Doncic stehen zusammen auf dem Feld, bislang war dies nur in 27 der 58 Partien der Fall. In solchen Spielen steht Dallas bei 17-10, was klares Playoff-Material ist, zusammen haben sie ein Net-Rating von +8,4. Das ist ein guter Wert und sollte für die Zeit nach dem All-Star-Break für Auftrieb sorgen.

Zwar stehen die Mavs derzeit nur auf Rang acht, doch selbst Platz fünf ist nur ein einziges Spiel entfernt und von allen Playoff-Anwärtern im Westen haben nur Denver und Minnesota minimal leichtere Restprogramme als die Texaner (Phoenix hat das mit Abstand schwerste).

Ein direkter Playoff-Platz ist also in Reichweite, das dürfte das Minimalziel für Dallas mit dem neuen Kader sein. Es wäre ein Teilerfolg nach einer Katastrophen-Saison im Vorjahr. Zu den echten Spitzenteams bleibt dennoch eine Lücke, auch wenn das OKC-Spiel (die Thunder hatten zuvor fünf Tage Pause) gezeigt hat, dass Dallas wieder etwas an die Contender herangerückt ist. Ob sich die Trades dafür gelohnt haben? Eine endgültige Bewertung wird man darüber erst in einigen Jahren machen können. In der Gegenwart haben sie ihren Zweck zumindest erfüllt und das neue Profil der Franchise sichtlich geschärft.

NBA: Der Kampf um die Playoff-Plätze in der Western Conference

PlatzTeamBilanzRückstand
5New Orleans Pelicans32-22-
6Phoenix Suns31-220,5
7Sacramento Kings30-221
8Dallas Mavericks31-231
9Los Angeles Lakers28-264
10Golden State Warriors26-254,5
11Utah Jazz26-286