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Hawks holen Raptors aus dem Jenseits

Von Martin Gödderz
Dennis Schröder (l.) erzielte 8 Punkte gegen die Toronto Raptors
© getty

Die Toronto Raptor (12-7) wirken lange Zeit wie ausgestorben und zeigen eine erschreckend lustlose Leistung. Doch die Atlanta Hawks (12-9) können das nicht ausnutzen, hadern stattdessen mit sich selbst und bringen die Kanadier irgendwie ins Spiel zurück. So siegt Toronto dank Kyle Lowry in einem schwachen Basketballspiel mit 96:86 (BOXSCORE). Dennis Schröder sieht so wenig Spielzeit wie noch nie in dieser Saison.

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In einem Spiel, in dem beide Teams fast durchweg mit der eigenen Offensive haderten, waren die Raptors schon mausetot. Atlanta führte zur Pause mit 14 Punkten Vorsprung und hätte den Sieg locker nach Hause bringen können. Stattdessen verhalfen die Hawks den Kanadiern aber zum Comeback.

Angeführt vom bärenstarken Kyle Lowry, der 22 seiner 31 Punkte im Schlussviertel auflegte, entschieden die Raptors das letzte Viertel mit 39:20 für sich und holten sich so den Sieg. Unterstützung bekam der Point Guard vor allem von seiner effektiven Bank um Cory Joseph (10 Punkte, 4 Assists) und Lucas Nogueira (4 Punkte, 7 Rebounds). DeMar DeRozan sammelte 17 Punkte (7/16 FG).

Bei den Atlanta Hawks punkteten zwar alle Starter im zweistelligen Bereich, allerdings zeigte sich keiner der Spieler in Normalform. Paul Millsap war mit 14 Punkten (5/16 FG) schon Topscorer, traf aber genauso schwach aus dem Feld wie Jeff Teague (11 Punkte, 5/16 FG, 10 Assists).

Dennis Schröder legte 8 Punkte (4/8 FG) und 4 Assists in lediglich 14 Minuten von der Bank auf. Der Deutsche war trotz durchwachsener Leistung aber nicht der Hauptschuldige für die Niederlage und stand bei der Lowry-Show am Ende gar nicht mehr auf dem Feld.

Die Reaktionen:

Al Horford (Hawks): "Was wir heute geleistet haben, ist inakzeptabel. Wir haben in der zweiten Hälfte einfach relaxed und gerade im letzten Viertel nichts getan. Das ist einfach sehr enttäuschend."

Kyle Lowry (Raptors): "Es ist ein Basketballspiel. Da hast du eben zwei Halbzeiten. Meine Teamkollegen haben auf mich gezählt, also bin ich raus und habe am Ende alles gegeben. Ich habe ständig den Korb attackiert, weil wir wussten, dass sie keine großartigen Shotblocker haben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Keine Besonderheiten auf beiden Seiten. Mike Budenholzer setzt wieder auf seine favorisierte Startformation mit Teague, Sefolosha, Korver, Millsap und Horford. Auch die Raptors mit der gleichen Starting Five wie bei der Pleite in Phoenix mit Lowry, DeRozan, Carroll, Scola und Biyombo.

7.: Schleppender Beginn beider Teams, die noch nicht viel in der Offensive zustande bringen und beide bei einer Feldwurfquote von unter 40 Prozent stehen. Einzig Thabo Sefolosha startet richtig stark. Der Schweizer kommt mit seinem dritten starken Drive gegen drei Raptors zu seinen Punkten fünf und sechs. 11:9 Hawks.

13.: Starke Szenen der Hawks. Horford blockt einen Mitteldistanzwurf von Joseph weg, auf der Gegenseite knallt Scott den Dreier rein. Im Anschluss tankt sich Schröder durch die Mitte und versenkt den Layup. Atlanta führt nach einem 7:0-Run erstmals etwas deutlicher mit 23:16.

16.: Die Hawks drehen langsam auf, während Toronto vorne weiterhin nicht in die Spur kommt. Schröder klaut Scola den Spalding, leitet den Fastbreak ein und bedient da Al Horford per Lob Pass. Der lässt sich nicht zweimal bitten und knallt den Alley-Oop-Dunk zum 28:18 rein.

23.: Es läuft nicht für Kanada. Die Raptors schmeißen munter die Bälle weg, zu allem Überfluss geht Lowry nach einem Foul gegen Korver auch noch in Richtung Umkleide und Sefolosha schweißt den Eckendreier zum 46:30 für die Hawks durch die Reuse.

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29.: Toronto spielt bislang unfassbar schwach. Scola setzt den nächsten offenen Dreier daneben und keiner der Raptors bemüht sich zurückzulaufen. So spielt Horford den langen Pass zu Millsap. Der knallt ohne Gegenwehr den Slam Dunk zum 56:39 rein.

35.: Fuchst sich Toronto etwa doch noch einmal ins Spiel? Schröder leistet sich den Turnover bei einem Missverständnis mit Muscala unter dem Korb. Ross schnappt sich die Kugel, stürmt nach vorne und verwandelt den Layup mit Foul. 60:52 Hawks. Toronto lebt.

39.: Die Hawks bringen die Raptors unerklärlicherweise wieder zurück ins Spiel. Korver spielt einen sehr merkwürdigen No-Look-Pass in die Arme von Patterson. Der rennt nach vorne und nagelt den Dreier rein. Atlanta führt nur noch 68:64.

42.: Und da ist es passiert. Atlanta produziert weiter Fehler über Fehler und verteidigt fahrlässig. So zieht Lowry über rechts zum Korb und sorgt per Layup für die erste Raptors-Führung des Spiels. 74:73.

45.: Es ist unerklärlich, wie die Hawks dieses Spiel aus der Hand geben. Lowry punktet in der Zone nach Belieben, Nogueira fliegt zum nächsten Dunk und plötzlich führen die Kanadier mit 91:81.

48.: Die Hawks haben den Ernst der Lage nicht recht erkannt. Statt den schnellen Abschluss zu suchen, lassen sie die Kugel lange ineffektiv in den eigenen Reihen laufen. Dann leistet sich Millsap auch noch ein technisches Foul und die Raptors haben kein Problem einen Sieg über die Bühne zu bringen, den sie selbst wohl nicht ganz fassen können. 96:86 Toronto.

Atlanta Hawks vs. Toronto Raptors: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Kyle Lowry. Die Definition von Matchwinner. Neun Punkte erzielte der Point Guard in den ersten drei Vierteln und reihte sich damit in ein schwaches Raptors-Team ein. Zwischenzeitlich kämpfte er mit Übelkeit und musste in die Umkleide. Im Schlussviertel drehte Lowry aber mächtig auf. 22 Punkte legte er in den letzten zwölf Minuten auf und traf dabei 7 seiner 8 Wurfversuche. Damit zerstörte der Spielmacher Atlanta letztlich beinahe im Alleingang.

Der Flop des Spiels: Kent Bazemore. Eigentlich ist es unfair, überhaupt einen Spieler der Hawks herauszupicken, weil das Team kollektiv versagte. Doch Bazemore stand bezeichnend für die Misere. Der Flügelspieler wollte in seinen 26 Minuten auf dem Feld zu viel erzwingen, nahm teils vogelwilde Würfe und traf davon nur zwei bei neun Versuchen.

Das fiel auf:

  • Was die relativ spärlich erschienenen Fans in Atlanta 40 Minuten lang geboten bekamen, war keine Werbung für den Basketball. Bei beiden Teams war keinerlei Rhythmus in der Offensive zu erkennen. Die einfachsten Korbleger rollten raus, die offensten Würfe wurden vergeben. Die Intensität im Spiel tendierte gen Null. Erst am Ende wurde es interessant. Den Raptors genügten dabei zehn gute Minuten von Kyle Lowry, um das Spiel für sich zu entscheiden.
  • Während sich die Hawks nach einem schwachen ersten Viertel scheinbar fingen, weil in Person von Schröder, Bazemore und Scott Hilfe von der Bank kam, stand die Second Unit der Raptors neben sich. Ganze 4 Punkte, 2 Rebounds und einen Assist steuerten Torontos Reservisten in der ersten Hälfte bei. Gegen Ende des Spiels waren es dann aber eben jene Bankspieler, die Toronto an der Seite von Lowry zurückbrachten. Patterson, Joseph und Nogueira starteten wichtige Aktionen und waren so bis zum Schluss auf dem Feld, während die Starter Scola, Carroll und Biyombo auf der Bank schmoren mussten.
  • Toronto wirkte generell lange Zeit von der Rolle und zeigte eine seiner schlechtesten Saisonleistungen. Dass vorne die Würfe mal nicht fallen, kann passieren. Doch die Kanadier machten auch in der Defensive einen verdammt schlechten Job, reboundeten nicht und schliefen in der Transition. Der Einsatz stimmte lange überhaupt nicht.
  • Toronto war am Boden und zeigte auch kein Zeichen des Aufbäumens. Die ebenfalls erschreckend schwachen Hawks machten gegen Ende aber einfach noch mehr Fehler und trafen noch weniger aus dem Feld. So kamen die Raptors fast zwangsläufig wieder zurück ins Spiel und fanden wenige Minuten vor Schluss unter gütiger Mithilfe der non-existenten Defense des Heimteams doch noch den offensiven Rhythmus. Die Wurfquoten im Schlussviertel? Toronto: 73,7 Prozent, Atlanta: 26,9 Prozent.
  • Schröder kam wie immer gegen Ende des ersten Viertels zum Zug und führte sich gleich denkbar schlecht ein. In seiner ersten Szene in der Offensive wurde er beim Drive böse von Biyombo geblockt, bei der zweiten Szene spielte er einen schlechten Pass, den Lowry sich sofort holte. Danach fing sich der Deutsche aber wieder und spielte überlegter. Im Schlussviertel sorgte er mit zwei starken Drives für wichtige Punkte, musste für die letzten zehn Minuten aber wieder runter.

Der Spielplan im Überblick

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