NBA

Die Geschichte zweier Serien

Von Jan Zesewitz
Stephen Curry und die Warriors gehen mit breiter Brunst ins Duell gegen die Pistons
© getty

Die Golden State Warriors (14-2) gehen als klarer Favorit ins Duell gegen die Detroit Pistons (3-13) (So., 21.30 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE). Das beste Auswärtsteam der Liga (8-1) feierte zuletzt acht Siege in Folge und absolvierte den ersten Saisonmonat so erfolgreich wie kein anderes Team mit Ausnahme der Grizzlies. Die Pistons bleiben hingegen bislang hinter den Erwartungen zurück und sind momentan weitvon einem erhofften Playoff-Platz entfernt. Im heimischen Palace of Auburn Hills hoffen sie daher auf eine Überraschung gegen die Warriors.

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Ausgangslage:

Es ist ein Spiel zweier sehr gegensätzlicher Serien: Die Warriors haben acht Spiele in Folge gewonnen, die Pistons ihre letzten sieben allesamt verloren. Den letzten Sieg gab es nach Verlängerung gegen die Thunder ohne Kevin Durant und Russell Westbrook. Diesen Trend gilt es für die Motor City unbedingt zu stoppen, will man den Anschluss an die Playoff-Plätze nicht komplett verlieren.

Das Spiel ist das dritte von vier Heimspielen in Serie, die ersten beiden wurden - natürlich - verloren. Dabei hielten die Pistons gegen die Clippers lange Zeit mit, verloren aber am Ende 104:98. Gegen die Bucks setzte es allerdings eine 16-Punkte-Klatsche, die bereits früh in der Partie entschieden war.

Ganz anders die Warriors. Während ihrer Siegesserie besiegten die Jungs von der Bay ihre Gegner mit durchschnittlich 13 Punkten Differenz, nur einmal erzielten sie dabei weniger als 100 Punkte, nämlich beim 91:86-Erfolg gegen die Thunder. Beim knappen 106:101 in Charlotte benötigte man allerdings ein extrem heißes Händchen von unerwarteter Stelle: Marreese Speights erzielte 27 Punkte, davon 16 im vierten Viertel.

Triangle: Curry bester Point Guard der Liga?

Punkte zu erzielen ist genau das Problem der Pistons und eine Statistik, in der der Unterschied zwischen beiden Teams am deutlichsten wird. Mit nur 91,9 Punkten pro Partie belegt Detroit Platz 28 in der Liga, lediglich einmal konnten in dieser Saison die 100 Punkte geknackt werden. Die Warriors liegen mit 107,3 Punkten im Schnitt auf dem dritten Rang ligaweit.

Auch in der Defensive liegen Welten zwischen beiden Teams. Detroit hat eine durchschnittliche Defensive und kommt bei der defensiven Effizienz auf einen Wert von 104,6. Am eigenen Korb zeigt sich Golden State am meisten verbessert im Vergleich zum Vorjahr, besitzt mit einem Wert von 95,2 die beste Defensive der Liga.

Die Ausgangslage spricht demnach klar für die Warriors, die in dieser Saison noch kein Mal in Bestbesetzung antreten konnten. David Lee spielte in dieser Saison gerade einmal sieben Minuten. Ein Comeback gegen die Pistons scheint möglich, wahrscheinlicher ist aber, dass man Lee noch Zeit gibt, um seine Oberschenkelverletzung auszukurieren. Detroits Topscorer Brandon Jennings (16 Punkte pro Spiel) verpasste drei Spiele mit einer Daumenverletzung, konnte am Samstag allerdings voll trainieren und sollte sein Comeback geben können.

Die Stars der Teams:

Andre Drummond sticht nach einem schwachen Saisonbeginn in den letzten Spielen aus dem Pistons-Kader heraus. Die Stats des Centers in den letzten drei Spielen: 22 Punkte und 14,3 Rebounds pro Spiel bei einer Quote von 64,4 Prozent aus dem Feld. Der athletische Big Man hat vor allem sehenswerte Abschlüsse über Ringniveau im Repertoire, der Wurf ist allerdings nicht seine Spezialdisziplin. Die Zukunft und Gegenwart der Pistons liegt in den Händen des 21-Jährigen.

Drummond ist die Speerspitze der drei Big Man, mit denen die Pistons starten. Diese Formation war bislang erfolglos, vor allem weil Josh Smith deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Greg Monroe, der Dritte im Bunde, spielt eine solide Saison und ist mit 14 Punkten pro Spiel der zweitbeste Scorer in Motown.

Detroit Pistons: Baustelle Drummond

Stephen Curry ist ein Phänomen. Acht Dreier ballert er pro Partie in Richtung gegnerischen Korb, 42 Prozent davon rauschen durch die Reuse. Und das, obwohl er im letzten Spiel gegen die Hornets das Zielwasser vergaß und nur einen seiner zehn Versuche von Downtown traf. Der 26-Jährige entwickelte sich zu einem der besten Point Guards der Liga und ist in dieser Saison ein absoluter MVP-Kandidat. Mit einem Player Efficiency Rating von 28,5 liegt er ligaweit auf Rang drei. Zudem ist er der einzige Spieler, der sowohl bei den Punkten, als auch bei den Assists pro Spiel unter den Top fünf liegt.

Von Currys starkem Spiel profitiert auch sein Partner im Backcourt, Klay Thompson. Der zweite "Splash Brother" feiert mit 21,4 Punkten im Schnitt in seiner dritten NBA-Saison seinen endgültigen Durchbruch.

Das Schlüsselduell:

Andre Drummond gegen Andrew Bogut. In seiner aktuellen Form ist Drummond der Hoffnungsträger der Pistons. Sein Kontrahent auf der Center-Position gehört allerdings zu den besten Verteidigern auf seiner Position. Es dürfen wilde Positionsduelle unter den Körben erwartet werden.

Der Pistons-Center hat klare athletische Vorteile gegen Bogut und wird so oft wie möglich versuchen, dem Duell einfach davonzulaufen. Wenn Drummond ein wenig Anlauf bekommt, ist er kaum zu stoppen und sammelt so einen Großteil seiner Punkte.

Im Halbfeld allerdings liegen die Vorteile auf beiden Seiten beim Australier. Als erfahrener Center wird er gegen seinen jungen Kollegen im Post kaum etwas zulassen, dafür fehlen Drummond in diesem Bereich einfach die Bewegungen.

Bogut selbst ist keine Waffe im Offensivspiel der Warriors, das muss er allerdings auch nicht sein. Scoring ist schließlich im Team genug vorhanden. Allerdings ist der 30-Jährige ein starker Passgeber und legt diese Saison mit 3,3 Assists pro Spiel eine persönliche Bestmarke auf. Dank dieser Fähigkeit sind die Warriors schwerer auszurechnen, die Pistons werden vor seinen Zuspielen aus dem Post auf den offenen Schützen oder den Cutter auf der Hut sein müssen.

Geschichte:

Seit dem 7. November 2010 warten die Pistons auf einen Sieg gegen die Warriors. Topscorer der Pistons war damals der unvergessene Rip Hamilton. Die einzigen Spieler, die heute noch im Kader ihrer Teams stehen, sind David Lee, Stephen Curry und Greg Monroe. Seitdem gab es sechs Niederlagen für Motor City, wobei kein Spiel nennenswert in die Annalen einging.

Ein Piston allerdings hat besonders gute Erinnerungen an die Warriors: Brandon Jennings legt über seine Karriere hinweg 21 Punkte pro Spiel gegen Golden State auf - persönlicher Bestwert. Besonders in Erinnerung ist dabei das siebte Spiel seiner Karriere: 2009 schoss der damalige Bucks-Rookie den heutigen Gegner mit 55 Punkten im Alleingang ab und stellte dadurch diverse Rekorde auf.

Sein damaliger Teamkollege hofft dieses Mal nicht auf eine Wiederholung: Andrew Bogut. Der damalige Warriors-Rookie Stephen Curry erzielte übrigens 14 Punkte und kam nur von der Bank. Die Zeiten ändern sich.

Rookies:

Weder bei den Pistons, noch bei den Warriors spielen Neulinge eine nennenswerte Rolle. Golden State hat nicht einmal einen im Kader, während Detroit immerhin Spencer Dinwiddie in den eigenen Reihen hat.

Der Point Guard kommt eigentlich nur sporadisch zum Einsatz, übernahm aber in den letzten Spielen den Job als Backup-Aufbau, da DJ Augustin für den verletzten Jennings startete. In den letzten drei Spielen kam er so auf 14 Minuten pro Partie. Sollte Jennings zurückkommen, droht dem Rookie ein dauerhafter Platz in der ersten Reihe.

Stimmen:

DJ Augustin (Pistons): "Jeder versucht einen gemeinsamen Nenner zu finden, aber auf dem Feld funktioniert es einfach nicht. Wir befinden uns in einer sehr schweren Situation im Moment. Wir wissen auch, wie die Fans das aufnehmen und wir wollen nicht verlieren."

Stan van Gundy (Coach Pistons): "Unser Energielevel muss sich an beiden Enden des Feldes steigern. Das hat für mich im Moment wahrscheinlich höchste Priorität. Mehr Einsatz würde viele Dinge besser machen. Ich wünschte ich könnte jemand anderem die Schuld für unsere Offensive bislang geben - aber es liegt an mir."

Draymond Green (Warriors): "Stephen Curry hat vielleicht den Druck, irgendwann in seine Heimat Charlotte zurückzukehren, aber ich muss doch nicht nach Hause nach Detroit. Ich bin nicht LeBron James, auf meine Rückkehr wartet niemand."

Prognose:

Die Rollen könnten nicht klarer verteilt sein : Die beste Auswärtsmannschaft trifft auf das drittschlechteste Heimteam, die beste Defensive auf die drittschlechteste Offensive. Wenn alles nach Plan verläuft, wird sowohl die Siegesserie der Warriors, als auch die Pleitenserie der Pistons weitergehen.

Doch die NBA ist nie absolut vorhersehbar. Wenn Brandon Jennings zurückkehrt und seine starke Form konservieren konnte und Andre Drummond weiterhin jeden Ball in Ringnähe stopft, ist die Überraschung möglich. Sollten die Pistons lange mithalten, erwacht vielleicht auch der einst berüchtigte Palace zum Leben.

Der Spielplan im Überblick