NBA

LVP, Schlaftherapie und Master of Panic

Von Philipp Dornhegge
Was wäre für die Sixers möglich gewesen, hätte Elton Brand nie seinen Trainingsanzug ausgezogen
© Getty

Die Saison ist Geschichte, die L.A. Lakers sind Meister. Für LeBron wurde es wieder nichts mit dem Titel, eine Auszeichnung der besonderen Art hat er sich trotzdem verdient.

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Es war eine denkwürdige Spielzeit mit schrägen Vögeln, witzigen Anekdoten und traurigen Ereignissen. SPOX blickt zurück und zeichnet die verrücktesten und fragwürdigsten Leistungen des Jahres aus.

Least Valuable Player: Der LVP-Award geht an den Spieler, der für den Erfolg seines Teams am unwichtigsten ist. Wichtig bei der Entscheidungsfindung ist, dass dieser Spieler Starting-Five-Kaliber haben sollte - und nicht das ganze Jahr ausgefallen ist. Ansonsten wäre die Entscheidung einstimmig auf Gilbert Arenas gefallen.

Nach unseren Kriterien jedoch standen Erick Dampier, Joel Anthony und weitere Würste zur Auswahl, letztendlich fiel die Wahl aber auf Elton Brand. Der Power Forward kam als Messias nach Philly, machte aber nur das Spiel der Sixers kaputt und strich lange vor Saisonende die Segel. Und urplötzlich spielten Andre Iguodala und Co. wie befreit auf.

Kwame-Brown-Award für die größte Rookie-Pfeife: Greg Oden. Mit weitem Abstand. Schon lange nicht mehr wurde ein Liganeuling derart mit Vorschusslorbeeren überschüttet, nur um dann kläglich zu versagen. Oden war ständig verletzt, aber wenn er gespielt hat, dann meist nur für ein paar Minuten – weil er mehr Fouls sammelte als das gesamte gegnerische Team. Dabei hatte Oden nach seiner schweren Knieverletzung im Herbst 2007 Zeit, sich über ein Jahr lang auf die NBA vorzubereiten.

Charles-Barkley-Award für den Spruch des Jahres: Shaquille O'Neal auf die Vorwürfe Stan van Gundys, er sei ein Schwalbenkönig: "Ich bin vielleicht übertrieben gefallen, aber ein Schwalbenkönig bin ich sicher nicht. So kann man höchstens van Gundys Karriere als Trainer beschreiben. In den Playoffs wird er seine Spieler im Stich lassen, weil er der 'Master of Panic' ist. Ich weiß das, ich habe für ihn gespielt."

Sportsmann des Jahres: LeBron James. Auch hier soll ein Zitat reichen: "Ich bin kein schlechter Verlierer. Aber ich sehe einfach keinen Sinn darin, jemandem zu gratulieren, der mich gerade besiegt hat."

Isaiah-Thomas-Award für den GM des Jahres: Steve Kerr für seinen nicht nachlassenden Ehrgeiz, die Phoenix Suns zu ruinieren. Seit 2007 hat Kerr eigentlich nur Käse fabriziert: Zunächst wollte er mit Shaquille O'Neal die Defensive verstärken, und das, obwohl die Suns mit Steve Nash einen Leitwolf haben, der mit Defense nichts am Hut hat.

In diesem Jahr wurde mit Terry Porter ein Coach verpflichtet, der viel Wert auf Verteidigung legt, und wieder fragte man sich: Wie soll das funktionieren? Es funktionierte nicht, deshalb wurden mit Raja Bell und Boris Diaw zwei solide Verteidiger abgegeben und Jason Richardson geholt. Auch der Trainer wurde wieder ausgetauscht.

Jetzt hat Phoenix einen planlos zusammengewürfelten Haufen an alternden, lustlosen und unfähigen Spielern beisammen, keine Kohle mehr und sich in der Verteidigung immer noch kein Stück verbessert.

Der No-Defense-Award für das High-Scoring-Game des Jahres: Applaus für die Phoenix Suns und die Goldens State Warriors. Beim 154:130 am 15. März stellten die Teams einen NBA-Rekord für die meisten Punkte in einem Spiel auf (284). Außerdem gelangen Phoenix 56 Fastbreak-Punkte, ebenfalls Bestleistung. Und das alles nach regulärer Spielzeit!

Oliver-Miller-Award für den Spieler, dem sein eigener Körper im Weg steht: Sean May wartet immer noch darauf, eine komplette Saison verletzungsfrei zu spielen. In drei Spielzeiten kommt der Power Forward der Bobcats auf mickrige 82 Spiele. Mays Verletzungsanfälligkeit ist vor allem auf seinen Hang zu ungesundem Essen und eine fragwürdige Einstellung zurückzuführen.

Das Talent ist da, aber ohne Fleiß kein Preis. Die Fans laufen schon Amok bei der Vorstellung, dass Charlotte ihm eine Vertragsverlängerung anbieten könnte. Zitat aus einem Forum: "Dieser fette Müllhaufen darf höchstens noch für unsere Tanztruppe auflaufen!"

Der Macaulay-Culkin-Award für den besten Jungstar: Sam Presti ist der lebende Beweis dafür, dass man kein alter Hase sein muss, um in der NBA für Furore zu sorgen. Der 32-Jährige sieht aus wie ein kleiner Junge, macht als Manager der Oklahoma City Thunder aber alles richtig.

Seit 2007 im Amt, hat Presti Rashard Lewis und Ray Allen für viel Geld und Draft Picks verschifft, dann mit Kevin Durant, Jeff Green und Russell Westbrook drei Top-Rookies verpflichtet und in Thabo Sefolosha einen sehr guten Swingman per Trade aus Chicago geholt.

Auch in diesem Jahr dürfte den Thunder ein guter Rookie in den Schoß fallen, genügend Geld ist auch noch vorhanden. So baut man ein Team auf, lieber Steve Kerr!

Bill-Laimbeer-Gedächtnis-Foul des Jahres: Derek Fishers Bodycheck gegen Luis Scola in Spiel zwei der Lakers-Rockets-Serie. Als Scola versuchte, seinem Point Guard Aaron Brooks einen Block zu stellen, sah Fisher den Forward aus dem Augenwinkel und rammte ihm mit voller Wucht seine Schulter in den Brustkorb.

Scola japste nach Luft, Fisher wurde disqualifiziert und gab nach dem Spiel zu Protokoll: "Ich habe nur versucht, durch den Block zu rennen, weil ich wusste, dass wir noch ein Foul offen hatten. Als ich mich umdrehte, merkte ich, dass Scola weiter weg war, als ich dachte. Deshalb sah das vielleicht etwas komisch aus." So muss es gewesen sein..

Tracy-McGrady-Award für den Krüppel des Jahres: Tracy McGrady. Irgendwie einfallslos, einen Award an den Spieler zu vergeben, nach dem er benannt ist. Aber was soll man machen, wenn eben dieser Spieler seit Jahren wie ein Zombie über das Parkett schleicht, weil der Körper nicht mehr mitmacht?

In diesem Jahr dann das Highlight, als sich McGrady, ohne das Team vorab zu informieren, für eine Operation entschied und die Saison im Februar für beendet erklärte. Und weil er gerade dabei war, ließ er sich Ende Mai auch gleich noch an der Schulter herumschnippeln. Nur so als Prophylaxe.