NBA

Dr. Jekyll besiegt Mr. Hyde

Von Haruka Gruber
Dirk Nowitzki (l.): Mit 26 Punkten der Topscorer in Detroit
© Getty

Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks rächen sich bei den Detroit Pistons für die Demütigung 48 Stunden zuvor in Milwaukee und gewinnen 112:91. Neue Tradegerüchte um Michael Redd sorgen aber für Unruhe.

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Es ist ein schmaler Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Zwischen dem tugendhaften Alter Ego und dem bösen Ich. Zwischen den Dallas Mavericks vor 48 Stunden und den Dallas Mavericks in der Gegenwart.

Als ob Robert Louis Stevenson, der Autor von "Dr. Jekyll und Mr. Hyde", das Drehbuch für die vergangenen beiden Partien der Mavs geschrieben hätte, hatte Dallas in Milwaukee vor zwei Tagen noch die höchste Saisonniederlage erlitten - nur um anschließend bei den Detroit Pistons mit einem 112:91 den zweithöchsten Saisonsieg einzufahren.

"Wir sind wie Jekyll und Hyde", sagte Jason Kidd bereits nach der Klatsche bei den Bucks. "So ist offenbar unsere Persönlichkeit. Manchmal zeigen wir uns von unserer besten Seite, manchmal nicht."

Beste Leistung der Saison

In Detroit war demnach die bessere Seite an der Reihe. Die Mavs gewannen alle vier Viertel, verbuchten eine höhere Wurfquote (54,9 Prozent zu 43,1), gaben mehr Assists (28:13), klauten häufiger den Ball (10:3), begingen weniger Turnover (8:14), reboundeten besser (35:33) und hatten auch bei den Blocks leicht die Nase vorn (7:6).

Zusammengefasst: Gegen das immerhin fünftbeste Team im Osten zeigte das notorisch inkonstante Dallas die beste Leistung der Saison. (Die Highlights im Video bei ESPN)

Herausragend die erste Halbzeit, als die Texaner aberwitzig gute 65,9 Prozent der Würfe verwandelten und mit einem 12:2-Run in die Pause gingen (63:51). In diesen 24 Minuten erzielten Josh Howard (15 Punkte, 6 von 7), Dirk Nowitzki (14, 7 von 11) und Jason Terry (14, 6 von 8) zusammen 43 Zähler. Nur 7 der 26 Würfe des Trios gingen vorbei.

"Ich wurde noch nie so verprügel wie bei den Bucks. Wir haben alles daran gesetzt, dass so etwas nie wieder passiert", sagte Howard.

"Dirk spielt eine großartige Saison"

Die Defense der Pistons verzweifelte insbesondere an Nowitzki und dessen Fadeaway-Jumper. Der 30-Jährige lockte seine Gegenspieler - in der Regel Detroits Center Amir Johnson - aus der Zone, drehte sich schnell um seine eigene Achse, sprang nach hinten ab und warf im Absinken über Johnsons Arme hinweg in den Korb.

"Dirk hat sich geschickt am Perimeter positioniert und seine Vorteile ausgenutzt. Er spielt eine großartige Saison", sagte Mavs-Coach Rick Carlisle.

In der zweiten Hälfte bauten die Mavs kontinuierlich den Vorsprung aus und entmutigten die Pistons mit einer ungewohnt konzentrierten Leistung. Die Entscheidung fiel bereits zu Beginn des letzten Viertels, als Dallas nach einem 9:0-Run auf 99:74 davonzog. Im Anschluss setzten beide Teams weitgehend auf ihre zweite Garnitur.

Nowitzki war mit 26 Punkten (12 von 20) der Topscorer der Partie, zudem punkteten mit Howard (22), Brandon Bass (18), Terry (14) und Jason Kidd (11) gleich vier weitere Spieler zweistellig. Kidd gab zudem 10 Assists.

Pistons: Sinnkrise wegen Iverson

Desolat hingegen die Leistung der Pistons. Nach zwei Siegen in Folge erlebte Detroit, das ähnlich wie Dallas in einer Art Sinnkrise steckt, wieder einen Rückschlag.

Top-Zugang Allen Iverson (11 Punkte, 3 von 9) ist nach wie vor ein Fremdkörper und der einzige Spieler mit einer ansprechenden Leistung war ausgerechnet Richard Hamilton (17 Punkte). Jener Hamilton, der in der Starting Five für Iverson Platz machen musste.

Mit einer Bilanz von 24 Siegen und 18 Niederlagen liegt Detroit in der Eastern Conference aber weiterhin auf dem fünften Platz.

Der nächstet Gegner: Meister Boston

Dallas (25-18) wiederum profitierte vom überraschenden  76:98 der Phoenix Suns (23-18) bei den Charlotte Bobcats und machte im Westen einen Sprung vom neunten auf den siebten Rang.

Am Sonntag jedoch steht für die Mavs der Abschluss des Vier-Spiele-Auswärtstrips an - und das bei keinem Geringeren als Meister Boston Celtics (19 Uhr im LIVE-TICKER).

"Es war eine unglaublich enttäuschende Niederlage zwei Tage zuvor, aber wir sind mit einem großartigen Sieg zurückgekommen", sagte Nowitzki. "Wenn wir mit diesem Selbstvertrauen nach Boston fahren, können wir auch den amtierenden World Champion herausfordern."

Verwirrung um Michael Redd

Ob das aber auch reicht, um die Wechselgerüchte im Keim zu ersticken? Zweifelhaft.

Mittlerweile werden fast täglich neue Namen mit Dallas in Verbindung gebracht. Die neueste Variante: Laut der nicht immer seriösen "New York Post" hätten unter anderem Dallas, San Antonio und Portland bei Milwaukee angefragt, ob eine Verpflichtung von Scharfschütze Michael Redd denkbar wäre.

"Doch die eingegangenen Trade-Angebote waren alles Müll", zitiert das Blatt einen Insider.

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