NBA

Basketball-Wahnsinn in Dallas!

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki und seine Dallas Mavericks feierten einen unglaublichen Sieg
© Getty

Was ein langweiliger Pflichtsieg werden sollte, wurde zu einem unfassbaren Basketball-Spiel. Und zum größten Comeback in der Klubgeschichte der Dallas Mavericks. Dirk Nowitzki und Co. lagen gegen die Minnesota Timberwolves nach einer erbärmlichen Vorstellung schon mit 29 Punkten hinten, doch dann starteten sie ein brillantes Comeback, über das man in Dallas noch lange sprechen wird. Dallas siegte am Ende mit 107:100 und feierte den 19. Saisonsieg.

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Es waren noch wenige Sekunden zu spielen in der ersten Halbzeit. Minnesotas Randy Foye verpasste einen Layup, aber Craig Smith schnappte sich den Offensiv-Rebound und tippte den Ball in den Korb. Es war Pause im American Airlines Center. Es stand 62:40 für die T-Wolves. In Worten: Zweiundsechzig zu vierzig!

Es war eine der wohl erbärmlichsten Leistungen, die ein Mavericks-Team seit langem gezeigt hatte. Dennoch gab es keine Buhrufe. Fast schien es so, als ob die Mavs-Fans selbst dafür zu konsterniert waren.

Jason Kidd hatte vor der Partie noch eindringlich vor Minnesota gewarnt. Der Point Guard sprach davon, dass die Mavs endlich anfangen müssten, auch zu Hause gut zu spielen. Dass sie einen Killer-Instinkt entwickeln müssten.

1. Hälfte: Es spielt nur Minnesota

Kidd war dann auch der Einzige, der so ansatzweise bei der Sache war. Bei allen anderen war klar: Sie wollten sich gegen die ja so miesen Timberwolves nicht verausgaben. Irgendwie wird man den Sieg schon einfahren.

Diese Einstellung sollte sich erstmal bitter rächen. Minnesota hatte nach einer Niederlagen-Serie von 13 Spielen schon vor dem Auftritt in Dallas zuletzt zwei von drei Partien gewonnen. Für ihre Verhältnisse waren sie also heiß.

Wer gedacht hatte, dass sie nach ihrem schweren Overtime-Spiel gegen Memphis vom Montag müde wären, sah sich getäuscht. Dallas erwischte einen soliden Start (10:6), aber danach spielte nur noch Minnesota. Nach einem 18:4-Lauf führten die T-Wolves schnell mit 24:14.

Mavs vorgeführt - Carlisle fliegt raus

Im zweiten Viertel war es dann die Zweite Fünf des zweitschlechtesten Teams der NBA, die Dallas komplett vorführte. Während die Mavs-Offense daraus bestand, vorzulaufen und einfach draufzuballern, zog das Team von Kevin McHale immer wieder aggressiv zum Korb und glänzte mit einer überragenden Trefferquote.

Minnesota führte zwischenzeitlich mit 25 Punkten (60:35). Mavs-Headcoach Rick Carlisle hatte zu diesem Zeitpunkt schon längst genug von seiner Mannschaft gesehen und saß in seinem Büro.

Carlisle hatte sich Mitte des zweiten Viertels mit den Refs angelegt, sofort zwei schnelle Technische Fouls bekommen und war vom Platz geflogen.

Er hatte sich lautstark darüber beschwert, dass die Refs ein seiner Meinung nach klares Foul an Dirk Nowitzki nicht gepfiffen hatten. Apropos Nowitzki. Der deutsche Superstar kehrte nach seiner Sperre zurück, reihte sich aber in der ersten Hälfte nahtlos in die Enttäuschungen ein.

Dallas mit 29 Punkten hinten

Nach der Pause änderte sich zunächst gar nichts. Durch einen Dreier von Foye baute Minnesota die Führung auf 70:41 aus. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Mavs gute Chancen, die Cowboys als peinlichstes Sport-Team der Stadt abzulösen.

Aber dann, urplötzlich, zeigte Dallas doch noch Charakter. Und wie. Ein stärkerer Nowitzki und ein heißer Jason Terry sorgten für einen 28:6-Lauf. Zwei Minuten vor Ende des dritten Viertels waren die Mavs wieder auf sieben Punkte herangekommen (69:76).

Die T-Wolves beendeten in der Folge in Form von weiteren Foye-Dreiern ihren Durchhänger in der Offense und so führte Minnesota vor dem Schlussviertel immer noch mit 84:73. Sollte Dallas das größte Comeback in der Klub-Geschichte wirklich schaffen?

Terry, Terry und Terry

Die Antwort lautete "Ja". Ein völlig entfesselter Terry (24 seiner 29 Punkte in Halbzeit zwei) verkürzte den Rückstand im Alleingang auf zwei Punkte (89:91).

Ein Jumper von Kidd (14 Punkte, 16 Assists, 7 Rebounds) sorgte für den Ausgleich und dann war es soweit. 4 Minuten und 52 Sekunden vor Schluss war es ein krachender Dunk von Nowitzki (24 Punkte, 13 Rebounds), der das AAC zum Beben brachte. 93:91 - Führung Dallas!

Nowitzki ließ sich auch von einer blutenden Nase, die er sich nach einem Foul von Smith zugezogen hatte, nicht aufhalten. Auf Seiten von Minnesota hielt in dieser Phase immer wieder Al Jefferson (21 Punkte, 9 Rebounds) stark dagegen, so dass die Partie weiter offen blieb (98:98).

In der Crunch-Time folgte ein Nowitzki-Tip-in, ein Dreier von Josh Howard (23 Punkte) und noch ein Nowitzki-Korb. 105:98 Dallas - das Spiel war gelaufen. Der Rest war grenzenloser Jubel.

"Die erste Halbzeit war hässlich. Sie konnten machen, was sie wollten, weil unsere Defense so soft war. Es hat uns viel Energie in der Verteidigung gekostet, um nochmal zurückzukommen", meinte Nowitzki.

Es sollte nur ein ganz normaler Pflichtsieg werden. Aber es wurde ein unfassbares Basketball-Spiel. Und eines für die Geschichtsbücher.

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