NBA

Marbury oder Curry: Bad Boys frei Haus

Von Haruka Gruber
Stephon Marbury (l.) und Eddy Curry: In New York haben beide keine Zukunft
© Getty

Die Dallas Mavericks suchen nach Hilfe für Dirk Nowitzki - doch wer soll kommen? Neben Chris Kaman in der Verlosung: Mit Stephon Marbury und Eddy Curry zwei "Krebsgeschwüre" aus New York.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Rick Carlisle, der Klaviervirtuose mit der Vorliebe für Jazz, scheint offensichtlich auch etwas für Kunst übrig zu haben. "Meine Rollenspieler sind nicht alles Rembrandts", erklärte der Coach der Dallas Mavericks jüngst.

"Aber vielleicht entwickeln sie sich ja zu einem Bild von Jackson Pollock. Auf den ersten Blick sehen sie lediglich aus wie wahllos hingeschmierte Farbkleckse - doch irgendwann werden sie zu einem Meisterwerk."

Die Betonung liegt auf "irgendwann". Denn die Mavericks mögen dank der Leistungssteigerung der Go-to-Guys Dirk Nowitzki und Jason Kidd die Krise vom Saisonstart beendet haben - doch die Ergänzungsspieler sind zwar talentiert, dafür aber schlicht zu unerfahren, damit Dallas schon in dieser Saison mit den Topteams mithalten kann.

Trade mit Randolph fällt ins Wasser

Das wissen auch Carlisle und General Manager Donnie Nelson. Deswegen arbeiten sie daran, den Kader umzubauen. Das Pfund, mit dem sie wuchern: der abwanderungswillige Jerry Stackhouse.

Seitdem der 34-Jährige erklärt hat, angesichts seiner Reservistenrolle wechseln zu wollen, exerziert das Front Office etliche Tradeszenarien durch. Der Tausch von Stackhouse und Erick Dampier für New Yorks Zach Randolph etwa war angeblich so gut wie eingetütet, aber weil Dampiers hochdotierter Vertrag bis 2011 gültig ist, haben sich die Knicks dann doch lieber mit den Clippers auf einen Blockbuster-Trade geeinigt.

Dennoch bleibt festzuhalten: Die Mavs sind auf der Suche nach Verstärkung - und sind offenbar auch bereit, Risiken einzugehen. Die möglichen Neuzugänge im Überblick:

Kandidat: Stephon Marbury (New York Knicks)

Was für den Wechsel spricht: Dallas sucht einen respektablen Backup für Spielmacher Kidd, weil J.J. Barea für gehobene NBA-Ansprüche zu klein und zu wenig konstant ist. Marbury, der zweifellos talentierte zweimalige All-Star, versauert in NY und ist bereit zu wechseln. Und: Mavs-Besitzer Mark Cuban hat sich als Marbury-Fan geoutet.

So könnte es klappen: Die Knicks wollen Marbury aus seinem 22-Millionen-Dollar-Kontrakt herauskaufen, um den Unruheherd endlich los zu sein. Sollten sich beide Parteien auf einen Buyout einigen, wäre Marbury vertragslos - und dementsprechend günstig zu verpflichten.

Was gegen den Wechsel spricht: 1. Marbury gilt wegen seiner widerborstigen Art als Krebsgeschwür für jede Mannschaft. 2. Marbury verpasste wegen Verletzungen und Suspendierungen 71 der vergangenen 95 Spiele. 3. Marbury ist umworben. Er selbst präferiert offenbar San Antonio ("Wer würde nicht gerne mit Duncan spielen?").

Alternativen: Damon Stoudamire (arbeitslos), Kyle Lowry, Javaris Crittenton (beide Memphis), Marcus Williams (Golden State). Der eine ist erfahren und günstig, dafür aber steinalt (Stoudamire), die anderen drei Point Guards sind talentiert, günstig und bei ihren Teams abkömmlich - dafür aber noch unbeständig.

Kandidat: Jamaal Tinsley (Indiana Pacers)

Was für den Wechsel spricht: Überragendes Ballhandling, zudem mit dem Blick für den offenen Mann - Tinsley wäre eine Ideallösung als Kidds Stellvertreter. Beweis seiner Klasse: In all seinen sieben NBA-Jahren war er der Starting-Point-Guard der Pacers.

So könnte es klappen: Indiana hat mit T.J. Ford eine neue Ära eingeleitet, weswegen Vorgänger Tinsley darum gebeten wurde, nicht mehr mit dem Team zu trainieren. Sprich: Die Pacers suchen nach einem Trade-Partner und Dallas könnte den attraktiven, im Sommer auslaufenden Vertrag von Stackhouse anbieten.

Was gegen den Wechsel spricht: Tinsleys Verletzungsanfälligkeit, Tinsleys schwieriger Charakter, Tinsleys unkonstanter Wurf.

Alternative: Für Stackhouse könnte Dallas zum Beispiel auch Earl Watson eintauschen. Der Spielmacher aus Oklahoma City wird zwar nie zu einem All-Star reifen, aber er beherrscht die Fundamentals. Zumal er des Verlierens überdrüssig ist und angeblich einen neuen Klub sucht.

Kandidat: Matt Carroll (Charlotte Bobcats)

Was für den Wechsel spricht: Dallas ist mit leidlichen 31 Prozent getroffenen Dreierwürfen die siebtschlechteste Mannschaft der NBA. Daher muss endlich ein Dreierspezialist her - und Carroll ist einer der besten.

So könnte es klappen: Stackhouse geht nach Charlotte, für ihn kommen Carroll und als Beilage Jared Dudley, damit sich die Gehaltsvolumen entsprechen.

Was gegen den Wechsel spricht: Carroll ist sehr eindimensional, außer Dreierwerfen kommt da nicht viel. Zudem steckt er nach einer ordentlichen letzten Saison im Formtief (2 von 13 aus der Distanz). Das Gute daran: Die Bobcats sind derart enttäuscht, dass sie ohne ihn planen...

Alternativen: Marco Belinelli (Golden State) und J.J. Redick (Orlando). Als Top-Distanzschützen kamen sie in die Liga - und enttäuschten bisher auf ganzer Linie. Dennoch: Beide sind wohl zu haben und beide sind - trotz aller Skepsis - hoch veranlagt.

Kandidat: Chris Kaman (L.A. Clippers)

Was für den Wechsel spricht: Die Mavs sind hinter Philadelphia das zweitstärkste Team am Brett (47,6 Rebounds im Schnitt), doch offensiv sind die Center Erick Dampier und DeSagana Diop quasi nicht existent. Kaman hingegen kann mit beiden Händen abschließen, verfügt über einen soliden Sprungwurf und harmoniert gut mit DBB-Kumpel Nowitzki.

So könnte es klappen: Seit der mehr oder weniger perfekten Verpflichtung von Zach Randolph könnte Kaman bei den Clippers aus der Starting Five fliegen, so dass der pro Jahr über zehn Millionen Dollar teure Center zur Disposition steht. Zumindest eine rechnerisch mögliche Variante: Dallas bekommt Kaman, dafür wechseln Stackhouse und Youngster Brandon Bass nach L.A.

Was gegen den Wechsel spricht: Auch wenn der Saisonstart holprig war: Kaman ist einer der besten NBA-Center und wird dementsprechend umworben. Unter anderem soll Charlotte erpicht darauf sein, ihn zu verpflichten. Die Mavs sind - wenn überhaupt - nur Außenseiter.

Alternative: Nicht erschrecken: Eddy Curry. In New York ist er ähnlich wie Marbury ohne Perspektive. Die Knicks arbeiten an einem Trade ihres notorisch trainingsfaulen Centers. Aber: Curry ist nicht nur phlegmatisch, er ist auch ein ausgewiesen guter Scorer am Brett. Aber ob das den Stress wert ist...

Die Ergebnisse aus der vergangenen Nacht