"Wat woll'n Sie jetzt von mir?"

Von Martin Gödderz
Per Mertesacker war in diesem Jahr nicht immer so zufrieden
© getty
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Variante 4: Ein Ausflug in die Sport-Philosophie

Sport kann ja so einfach sein. Warum sollte man also lange diskutieren, wenn man gewisse Sachverhalte einfach treffend auf den Punkt bringen kann? Sepp Herberger grüßt aus dem Himmel und klopft diesen Herren auf die Schulter.

  • "Du kannst in der NFL keine Spiele verlieren und trotzdem gewinnen!" Ex-NFL-Quarterback Trent Dilfer zeigte bei einer Fernsehaufzeichnung, warum ESPN ausgerechnet ihn engagiert hat und lieferte eine messerscharfe Analyse.
  • "Bei uns ist im Moment ein klein wenig der Wurm drin." - Florian Klein vom VfB Stuttgart war nach der 0:2-Niederlage gegen den Tabellenletzten Werder Bremen ganz pfiffig und kommentierte das damit verbundene Abrutschen auf Platz 18 brutal hart.
  • "Manchester United ist einer der größten Klubs der Welt. Deshalb verdient dieser Klub auch einen der größten Trainer der Welt." - Louis van Gaal hatte seine Verpflichtung schnell interpretiert und machte als haargenauer Logiker auf sich aufmerksam.
  • "Es lohnt sich nicht, eine WM ohne mich anzuschauen, da muss man nicht darauf warten." - Ein ähnlich starker Logiker wie Louis van Gaal ist Zlatan Ibrahimovic. Nach dem Ausscheiden Schwedens in den Playoffs hielt der Superstar die WM jedenfalls nicht mehr unbedingt für sehenswert.
  • "Ich nehme mal an Peyton Manning" - Bill Belichick hatte eine hochkomplexe Antwort auf die Frage eines Reporters: "Herr Belichick, Sie haben sich schon über zwanzig Mal auf eine Offensive vorbereitet, die von Peyton Manning aufs Feld geführt wurde. Ist da eine bestimmte Sache, die in all den Jahren besonders herausstach und sich im Spiel gezeigt hat?"

Variante 5: Große Emotionen

Offene Worte und tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt offenbarten dagegen andere Sportler aus allen Bereichen. Während sich der viermalige NBA-MVP zu seiner Heimat bekannte, brach Brasiliens Fußball-Superstar bei einer WM-Pressekonferenz zusammen. Und Uli Hoeneß hatte einen letzten ganz großen Moment.

  • "Ich komme nach Hause. Meine Beziehung mit Nordost-Ohio ist größer als Basketball. Ich habe das vier Jahre lang nicht realisiert. Nun tue ich es" - Eine reflektierter LeBron James, der nach vier ereignisreichen Jahren und zwei NBA-Titel mit den Miami Heat in seine Heimat zurückkehrte, begründete im Sommer seine Entscheidung für die Cleveland Cavaliers.
  • "Ich äußere mich zu meiner Homosexualität. Ich möchte gern eine öffentliche Diskussion voranbringen - die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern." - Der ehemalige Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger lüftete sein Geheimnis in einem "Zeit"-Interview zu Beginn des Jahres und wagte so einen wichtigen Schritt für die Akzeptanz von Homosexualität im Fußball.
  • "Ich hätte im Rollstuhl sitzen können. Alle, die was vom Fußball verstehen, wissen, dass so ein Foul nicht normal ist. Ich habe mich immer gegen Fußtritte wehren können, aber wenn ich jemandem den Rücken zuwende, habe ich keine Möglichkeit, mich zu schützen." - In einer von Gefühlen überladenen Pressekonferenz brach Brasilien-Star Neymar in Tränen aus, als er von seiner Verletzung berichtete, die er sich im WM-Viertelfinale gegen Kolumbien zugezogen hatte.
  • "Es ist eine klare Diskrepanz, zwischen dem was auf der Straße über mich gesagt und was über mich geschrieben wird. Plötzlich war ich ein Arschloch, ein Schwein, ein Mann der den Leuten das Geld aus den Taschen gezogen hat. Ich will mich nicht sauberer machen, als ich bin. Ich werde für meine Fehler gerade stehen und fast 35 Millionen Euro an den Staat zahlen. Und dann wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war's noch nicht!" - Mit Tränen in den Augen holte Uli Hoeneß bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Bayern im Mai noch einmal aus und sorgte mit einer hochemotionalen Abschiedsrede für minutenlangen Applaus im Saal. Kurz danach musste der ehemalige Bayern-Präsident wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis.
  • "Der Chip-In hat sich wie ein Rausch angefühlt. Ich habe an jedem Loch eine Gänsehaut gehabt" - Martin Kaymer beschrieb seine Gefühlswelt kurz nach dem grandiosen Ryder-Cup-Sieg. Da gehen wir mit und fragen gleich: "Wer nicht, Martin?"

Variante 6: Metaphern und Vergleiche

Wie bringt man Transfergerüchte mit bildlichen Ausdrücken zusammen? Und wie beschreibt man eigentlich den Charakter von Sven Bender? Lukas Podolski und Michael Zorc haben es hinbekommen und standen mit ihren sinnstiftenden Verbindungen nicht alleine da.

  • "Eher friert die Hölle zu, bevor dieser Transfer wirklich stattfindet." - Die meisten Wechselgerüchte um seine Person hat Lukas Podolski, der bei Arsenal unzufrieden ist, nicht dementiert. Doch einen Wechsel zu Arsenals Erzfeind Tottenham schloss Prinz Poldi, der seinen Vereinsfans grundsätzlich nahe steht, auf seine eigene Art und Weise aus.
  • "Gegen Sven Bender ist Chuck Norris ein Weichei" - Hans Sarpei wäre stolz auf Michael Zorc. Der BVB-Manager adelte seinen Mittelfeldspieler und setzte ihn ins Actionhelden-Olymp.
  • "Meine Kollegen haben sich so verhalten wie Truthähne, die für ein Weihnachtsfest stimmen." - Red-Bull-Ingenieur Adrian Newey ist nicht so ganz glücklich mit den immer strikter werdenden Regularien, die von den Teams der Formel 1 und der FIA beschlossen wurden und zog festliche Selbstmord-Vergleiche.
  • "Wenn ich irgendwo nicht spielen möchte, spiele ich da nicht. Da kann ein Vertrag aussehen, wie er will. Ganz generell fühle ich mich im Fußballgeschäft manchmal wie in einem modernen Menschenhandel. Doch am Ende entscheide immer noch ich." - Kurz nach der Weltmeisterschaft wurde Christoph Kramer danach gefragt, ob er denn zu seinem eigentlichen Verein Bayer Lerverkusen zurückkehren wollte. Dabei wählte der Mittelfeldspieler relativ drastische Worte. Eben jener Christoph Kramer hörte sich zwei Monate später aber wieder ganz anders an. "Mit Roger Schmidt haben sie einen guten Trainer und spielen einen attraktiven Fußball, der auch zu mir gut passen würde. Ein Wechsel ist eine Option", so Kramer im November.

Variante 7: Kuriositäten

Desorientierte Weltmeister, muskelbepackte Ex-Torhüter und komische Beziehungen zum Rennwagen. Das abgelaufene Jahr war auch reich an etwas merkwürdigen Aussagen. Gibt's nicht? Gibt's doch!

  • "Brock Lesnar? Würde mir keine Angst machen!" - So richtig wissen wir noch nicht, ob wir das bevorstehende Wrestling-Engagement von Tim Wiese nun ernstnehmen sollen oder nicht. Der "Eraser von der Weser" scheint sich jedenfalls nicht zu fürchten. Skurril ist das alles aber in jedem Fall.
  • "Schiri, ist dies das WM Finale? Ich muss wirklich wissen, ob es das Finale ist" - Christoph Kramer wurde im WM-Finale gleich von zwei Argentiniern ausgeknockt und war danach anscheinend nicht mehr ganz klar im Kopf, so gab es jedenfalls Schiedsrichter Nicola Rizzoli wieder.
  • "Das Geheimnis? Ich gebe ihm einen Kuss mit der Zunge. Jede Nacht" - Daniel Riccardo stellte gleich in seinem ersten Jahr bei Red Bull Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel in den Schatten. Während die Motorsport-Welt noch rätselte, wie das geschehen konnte, hatte der Australier eine etwas merkwürdige Begründung für sein schnelleres Auto.
  • "Wenn Neymar es auf dem Platz regnen lässt, wundert sich keiner." - Brasiliens Abwehrspieler David Luiz beschrieb nach dem 4:1-Sieg gegen Kamerun in der WM-Vorrunde treffend, welche Erwartungshaltung eine ganze Nation von nur einem Spieler hatte.
  • "Brasilien hat Neymar, Argentinien hat Messi, Portugal hat Ronaldo - Deutschland hat eine Mannschaft" - Mit genau diesem angeblichen Zitat von Steven Gerrard fängt der Film "Die Mannschaft" über den WM-Triumph der DFB-Elf an. Blöd nur, dass das Zitat gar nicht von Gerrard selbst stammt, sondern von einem Twitter-Fanprofil des Stars vom FC Liverpool. Doch nicht nur der DFB fiel darauf herein, auch etliche Medien zitierten das Twitter-Profil während der WM.

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