Tränen, Trauer und kein Trost

SID
Savchenko und Szolkowy reisten mit zwei Weltmeistertiteln nach Vancouver, holten aber nur Bronze
© Getty

Aljona Savchenko weinte bitterlich in den Katakomben des Pacific Coliseum, doch ihr Trainer Ingo Steuer dachte gar nicht daran, das verheulte blonde Häufchen Elend zu trösten.

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Er setzte seine ganz persönlichen Prioritäten. "Das Gold ist weg, alles andere ist egal", brach es aus dem Coach heraus, und es klang, als hätte ihn sein Weltmeisterpaar bis auf die Knochen blamiert.

Die Bronzemedaille in der olympischen Paarlauf-Entscheidung von Vancouver für die gebürtige Ukrainerin und ihren Partner Robin Szolkowy - dies wollte Steuer gar nicht verbergen - kam für den extrem ehrgeizigen Coach einer sportlichen Katastrophe gleich.

Trainer Steuer lamentiert

Und während die kleine Aljona leise weiterschluchzte, lamentierte der 43-Jährige eiskalt weiter: "Das ist so traurig, dass man das, was auf dem Tablett liegt, nicht genommen hat. Wir hätten es einfach machen müssen." Steuer sah sich um die Früchte seiner jahrelangen Arbeit gebracht und hatte den Sündenbock schnell ausgemacht.

"Mit dem Doppelaxel hätten wir gewonnen", analysierte der Ex-Weltmeister das für ihn so frustrierende Ergebnis und schob damit nicht zum ersten Mal Szolkowy den Schwarzen Peter zu. Der 30-Jährige war zwar bei diesem Sprung gestürzt, doch auch seine Partnerin blieb beileibe nicht ohne Patzer, dies allerdings war Steuer keine Erwähnung wert.

Anders als in den Vorjahren konnten die beiden Chemnitzer dem enormen Leistungsdruck nicht standhalten, die Konkurrenz aus China erwies sich schlicht und ergreifend als nervenstärker.

Ungewohnt hohe Fehlerquote

Im vierten Anlauf holten sich die Ex-Weltmeister Shen Xue und Zhao Hongbo (216, 57 Punkte) vor ihren Landsleuten Pang Qing und Tong Jian (213,31) die ersehnte Goldmedaille, Savchenko/Szolkowy sammelten 210,60 Zähler.

Die ungewohnt hohe Fehlerquote, die die beiden Sachsen schon den ganzen olympischen Winter begleitet hatte, wurde ihnen auch in Kanada zum Verhängnis. Die Goldmedaillengewinner hingegen wackelten nur leicht bei einer Hebung, präsentierten den 11.350 Zuschauern ansonsten aber ein nahezu makelloses Programm und erfüllten bei ihrem Comeback ihren sportlichen Traum.

Seinen ganz privaten Traum will das Ehepaar aus Harbin nun in einer anderen Disziplin in die Tat umsetzen. "Jetzt ist es Zeit, ein Baby zu bekommen", sagte Zhao Hongbo, schon 36 Jahre alt, und zwinkerte dabei seiner Gattin zu.

Szolkowy vor dem Rücktritt?

Immerhin noch sechs Jahre jünger ist Szolkowy, doch das ihn sein Trainer in aller Öffentlichkeit an den Pranger gestellt hatte, könnte seine Rücktrittsplanspiele entscheidend befeuern. "Der Druck in den vergangenen Jahren war schon sehr hoch", äußerte Szolkowy vielsagend, spätestens nach den Weltmeisterschaften im März in Turin stehen die Zeichen auf Karriereende.

Lange, möglicherweise zu lange, hat der gebürtige Greifswalder meistens klaglos viele Situationen entschärft, in denen zwischen Savchenko und Szolkowy nicht nur auf dem Eis die Fetzen flogen. Wie zuletzt geschehen beim abrupten Kürwechsel im Herbst vergangenen Jahres, den Savchenko tagelang geradezu boykottiert haben soll.

Auch bedingt durch den grippalen Infekt Savchenkos in der Weihnachtszeit fehlten dem neuen Programm "Jenseits von Afrika" einfach die erforderlichen Trainingskilometer. Dennoch war eine Rückkehr zur erfolgreicheren Vorjahreskür "Schindlers Liste" angeblich nie ein Thema. Steuer: "Das wäre die falsche Entscheidung gewesen."

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