Start nach Maß für die Bad Boys

Julius Kühn erzielte beim DHB-Auftaktsieg sieben Toren
© getty

Deutschland hat seine Auftaktpartie bei den Olympischen Spielen in Rio gegen Schweden mit 32:29 (18:15) gewonnen und damit bereits einen großen Schritt in Richtung Viertelfinale gemacht. Entscheidend für den Sieg waren der in der zweiten Halbzeit starke Mittelblock um Hendrik Pekeler und Finn Lemke, Julius Kühn sowie Tempogegenstoß-Maschine Tobias Reichmann.

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Insgesamt zeigte das DHB-Team in der Future Arena eine gute Vorstellung und gewann nach zwischenzeitlichen Schwierigkeiten letztlich souverän.

Bester Werfer im Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson war Julius Kühn mit sieben Toren. Die weiteren Treffer erzielten Tobias Reichmann (6), Uwe Gensheimer (5), Fabian Wiede (4), Paul Drux (3), Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler, Andreas Wolff (alle 2) und Finn Lemke (1). Bei den Schweden glänzte Jerry Tollbring mit acht Buden.

In den weiteren Gruppenspielen bekommt es Deutschland mit Polen (Di., 16.30 Uhr im LIVETICKER), Brasilien, Slowenien und Ägypten zu tun.

Die Reaktionen:

Dagur Sigurdsson (Bundestrainer): "Die Erleichterung ist sehr groß. Wir müssen jetzt schnell regenerieren."

Bob Hanning (DHB-Vizepräsident): "Noch nicht alles hat funktioniert. Wir müssen uns erst mal finden, wir haben so auch noch nicht zusammengespielt. Die Zeitstrafen, die gegen uns ausgesprochen wurden, haben uns zwischenzeitlich etwas aus dem Tritt gebracht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Sigurdsson beginnt mit Wolff im Tor. Gensheimer startet auf Linksaußen, den Rückraum bilden Kühn, Drux und Häfner. Rechtsaußen spielt Reichmann, am Kreis ackert Wiencek. In der Abwehr bilden erstmal Wiencek und Lemke den Mittelblock.

6.: Schlechter Start für die deutsche Mannschaft. Nach einer frühen Zwei-Minuten-Strafe gegen Kühn und zwei leichten Ballverlusten ziehen die Schweden gleich mal davon. Petersen versenkt den Ball im leeren Tor - 4:1 Schweden.

9.: Kühn!!! Ansatzlos steigt der Gummersbacher im Rückraum hoch und nagelt die Kugel rechts unten ins Tor. Ausgleich, es steht 5:5. Die Schweden wirken noch etwas geschockt, weil Lukas Nilsson böse umgeknickt ist und nicht mehr weitermachen kann.

21.: Der maue Auftakt ist längst vergessen. Das DHB-Team ist mittlerweile im Angriff und meistens auch in der Abwehr sehr ordentlich drin im Spiel. Vor allem Kühn macht einen bockstarken Eindruck. Erneut tankt er sich auf halblinks durch und trifft zum 12:10 für Deutschland. Es ist bereits sein fünfter Treffer.

30.: Halbzeit in Rio. Die deutsche Auswahl zeigt eine gute Leistung und führt mit 18:15. Es riecht nach Auftaktsieg.

37.: Die Schweden werfen den nächsten Ball weg, das DHB-Team macht es schnell. Lemke bedient Kühn und der lässt Appelgren keine Chance und erzielt seinen siebten Treffer - 20:16 für Deutschland.

40.: Schwedens Abwehrchef Karlsson kassiert die dritte Zwei-Minuten-Strafe und sieht die Rote Karte. Im Gegenzug bekommen die Schweden einen Siebenmeter. Tollbring vernascht Wolff und verkürzt auf 19:20. Enges Spiel jetzt.

47.: Jetzt toben die schwedischen Fans. Jakobsson spielt einen tollen Pass auf Petersen. Der springt von Rechtsaußen ein und erzielt das 23:23. Sigurdsson ist sauer und nimmt die Auszeit.

54.: Thriller in der Future Arena - und Reichmann blüht auf. Der Rechtsaußen läuft zum vierten Mal in kürzester Zeit den Tempogegenstoß zu Ende, bleibt eiskalt und bringt das DHB-Team mit 28:26 in Führung.

60.: 32:29 - Auftaktsieg! Deutschland bringt die Partie am Ende dann doch souverän nach Hause.

Der Star des Spiels: Tobias Reichmann. Klar, Kühn spielte ganz stark und auch Wiede glänzte. Als es aber um alles ging, war vor allem Reichmann zur Stelle. Nachdem die Schweden zum 23:23 ausgeglichen hatten, behielt der Kielce-Star bei Tempogegenstößen die Nerven und besorgte vier der folgenden fünf deutschen Tore. Insgesamt erzielte er sechs Tore und leistete sich dabei keinen einzigen Fehlwurf.

Der Flop des Spiels: Tobias Karlsson. Der Abwehrchef ist so wichtig für seine Mannschaft, doch das war nicht sein Tag. Der Flensburger handelte sich schnell zwei Zwei-Minuten-Strafen ein und brachte sein Team damit in die Bredouille. Nationalcoach Staffan Olsson musste Karlsson deshalb für den Rest der ersten Halbzeit auf die Bank setzen. Als Karlsson in der zweiten Hälfte wieder ran durfte, dauerte es gerade einmal zehn Minuten, bis er die Rote Karte sah.

Das fiel auf:

  • Wenn Deutschland in Unterzahl agieren musste, nahm Sigurdsson den Torhüter runter und brachte einen zusätzlichen Feldspieler. Der Bundestrainer überraschte dabei mit der Variante, mit Pekeler, Lemke und Wiencek drei nominelle Kreisläufer gleichzeitig auf die Platte zu schicken.
  • Nach 25 Minuten musste Mattias Andersson (nur zwei gehaltene Bälle, 12 Prozent) seinen Platz zwischen den Pfosten räumen. Er hatte schlichtweg nicht den Touch. Für ihn kam Mikael Appelgren ins Tor, der immerhin 24 Prozent der Würfe auf sein Tor entschärfte.
  • Paul Drux machte seine Sache als Spielmacher gut. Der Berliner zog die Fäden, setzte seine Mitspieler gut in Szene und versenkte drei seiner fünf Versuche.
  • Der Mittelblock um Pekeler und Lemke erreichte in der zweiten Halbzeit fast schon EM-Form. Mit ihrer Aggressivität eroberten sie viele Bälle, die Reichmann vollendete.
  • Andreas Wolff zeigte keine überragende Vorstellung, war aber mit 27 Prozent parierter Bälle gut. In den wichtigen Phasen war er da, zeigte dann starke Paraden. Zudem gelangen dem Kieler zwei Treffer.
  • Kai Häfner (0 von 5) fand überhaupt nicht ins Spiel. Christian Dissinger kam fast gar nicht zum Zug und blieb ebenfalls ohne Tor. Dafür überzeugte Fabian Wiede auf der halbrechten Position (4 von 5).
  • Das dänische Schiri-Duo Hansen und Gjeding fackelte nicht lange und brummte beiden Teams jeweils neun Zwei-Minuten-Strafen auf.

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