Montenegro ist besser als die USA

Von Für SPOX in London: Alexander Mey
Montenegros Handballerinnen bescherten ihrer Nation die höchste Medaillenquote bei Olympia
© Getty

Zahlen lügen nicht. Aber je nachdem, wie gründlich man sie studiert, erhält man bei der Analyse der Spiele in London teils erstaunliche Ergebnisse. Für Deutschland sind die durchaus erfreulich.

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Olympische Spiele sind immer auch Zahlenspiele. Der Medaillenspiegel ist dafür das beste Beispiel. London 2012 hat aber auch darüber hinaus spannende Fakten zu bieten.

Wenn man sich mit Zahlen rund um die Sommerspiele 2012 in London befasst, steht man schon sehr früh zum ersten Mal vor einem Widerspruch. London 2012 waren die Spiele der 30. Olympiade der Neuzeit. Das heißt aber nicht, dass es die 30. Sommerspiele waren.

Seit 1896 in Athen fanden inklusive London 2012 nämlich nur 27 Olympische Spiele statt. Die angesetzten Spiele in Berlin 1916, in Helsinki und Tokio 1940 und in London 1944 fielen den beiden Weltkriegen zum Opfer.

85 von 204 Nationen holen Medaillen

Bei der gerade beendeten 27. Auflage waren 10.863 Sportler aus 204 Nationen in 302 Wettbewerben am Start. Die Zahlen der Nationen und der Wettbewerbe stimmen mit denen in Peking 2008 überein, in China waren aber 11.129 Athleten am Start.

85 der 204 Nationen haben in London Medaillen gewonnen. Mit einer Bronzemedaille gleichauf auf dem 79. Rang liegen Afghanistan, Bahrain, Hongkong China, Saudi-Arabien, Kuwait, Marokko und Tadschikistan.

USA erobern Platz eins zurück

Platz eins haben sich nach der Niederlage von Peking die USA zurückgeholt. 46 Mal Gold reichte locker, um China (38 Mal Gold) diesmal deutlich zu distanzieren. Mit 104 Medaillen holten die USA zudem 16 mehr als die Chinesen.

Gastgeber Großbritannien landete mit 29 Mal Gold und insgesamt 65 Medaillen sicher auf einem starken dritten Platz und distanzierte den Vierten Russland um fünf Goldmedaillen, wenngleich die Russen mit insgesamt 82 Mal Edelmetall in der Masse fast genauso erfolgreich waren wie China (insgesamt 88 Medaillen).

Deutschland erhöht Zahl der Medaillen

Deutschland hat als Sechster mit seinen 11 Gold-, 19 Silber- und 14 Bronzemedaillen einen Rang im Medaillenspiegel gegen Südkorea verloren, aber mit 44 Medaillen das Ergebnis von Peking immerhin um drei gesteigert.

Das haben an der Spitze weder die USA (104 statt 110) noch China (87 statt 100) geschafft. Gastgeber Großbritannien (65 statt 47) und Russland (82 statt 73) haben sich gegenüber Peking am meisten gesteigert.

Die vorläufige Hochrechnung des deutschen Mannschaftsleiters bei der Bilanzpressekonferenz des DOSB, außer Deutschland und Großbritannien werde niemand in den Top Ten des Medaillenspiegels sein Peking-Ergebnis steigern können, hat sich nicht bewahrheitet. Denn neben Russland haben das auch noch Ungarn (17 statt 10) und Italien (28 statt 27) geschafft.

Erfolgreichste Teilnehmer? Drei US-Schwimmer vor Bolt

Erfolgreichster Olympionike in London war US-Schwimm-Legende Michael Phelps. Er krönte seine Karriere mit vier Gold- und zwei Silbermedaillen. Als erforgreichster Olympionike aller Zeiten mit 22 gewonnen Medaillen, davon 18 aus Gold, erklärte Phelps seinen Rücktritt.

Auf Phelps folgen in der Liste der erfolgreichsten Athleten in London zwei US-Schwimmerinnen. Die erst 17 Jahre alte Missy Franklin gewann vier Mal Gold und einmal Bronze, ihre Teamkollegin Allison Schmitt kam auf drei Mal Gold, einmal Silber und einmal Bronze.

Erst auf Platz vier kommt der schillernde Star der Spiele, Usain Bolt, mit seinen drei Goldmedaillen. Bester Deutscher war Vielseitigkeitsreiter Michael Jung. Mit seinen beiden Goldmedaillen belegt er den geteilten 16. Platz.

Trotz ihrer erst 17 Jahre war Franklin keineswegs die jüngste Medaillengewinnerin in London. Die mexikanische Wasserspringerin Alejandra Orozco Loza holte im zarten Alter von 15 Jahren Silber. Der neuseeländische Reiter Mark Todd war mit 56 Jahren ältester Medaillengewinner.

Montenegro mit besserer Quote als die USA

Eine interessante Spielerei ist es auszurechnen, welche Nation gemessen an der Zahl ihrer Athleten beim Hamstern von Medaillen am effizientesten war. Die Antwort: Montenegro. 14 der 34 gestarteten Athleten haben Edelmetall geholt, das sind 41 Prozent. Ein Hoch auf die Handballerinnen, die Silber gewonnen haben. Übrigens: Hätten die Wasserballer ihr Match um Bronze nicht gegen Serbien verloren, hätten 27 von 34 Athleten eine Medaille geholt.

Die USA landen mit 38 Prozent (208 von 542) auf Rang zwei, was angesichts der riesigen Zahl von Athleten sehr beeindruckend ist. Jamaika wird mit 36 Prozent (18 von 50) knapp dahinter Dritter.

Und Deutschland? Von den 392 gestarteten Athleten haben 90 eine Medaille geholt, was 23 Prozent entspricht. Dank der 18 Hockey-Männer und der großen Boote im Rudern und Kanu ist das eine sehr gute Quote. Zum Vergleich: Die hoch gelobten Briten kommen nur auf 20 Prozent.

21 Weltrekorde in London

Zum Schluss noch die Antwort auf eine bei Olympischen Spielen immer gerne gestellte Frage, schließlich treffen sich ja nirgends mehr Spitztenathleten zum direkten Duell. Wie viele Weltrekorde hat es in London gegeben? Antwort: Es waren 21.

Olympia 2012: Alle Medaillengewinner und Ergebnisse