London ist bereit für 2012

SID
Olympia, Peking, London, 2012
© dpa

Peking - "London is next": Als die Repräsentanten der englischen Hauptstadt die olympische Fahne in Besitz nahmen, waren die Spiele von Peking Geschichte und alle Blicke auf die XXX. Olympischen Spiele gerichtet.

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Für Sebastian Coe war es der schönste Moment nach dem Triumph über Paris bei der Vergabe der Spiele 2005 in Singapur und zugleich die Aufforderung, die äußerst schwierige Strecke bis zur Eröffnung im August 2012 mit noch größerer Energie anzugehen.

Dass diese Anstrengung zu seinem vielleicht größten Sieg führen könnte, ist für den Bewerbungschef und zweimaligen Olympiasieger über 1500 Meter gewiss: "London wird bereit sein, Olympia in ganz eigener Weise erinnerungswürdig zu machen."

Coe, neben Ex-Premier Tony Blair der entscheidende Stimmenfänger in Singapur, hat sich zusammen mit 100 weiteren Beobachtern von den Spielen in Peking nicht all zu sehr beeindrucken lassen.

"Groß ist nicht besser"

Er gibt ihnen ein "zusammenfassendes sehr gut", bezeichnet die Wettkampfstätten als "großartig" und lobt: "Die ganze Stadt hat sich für Olympia geschmückt." Doch die Höflichkeit des zum Sir geadelten Erfolgsmenschen ist nicht grenzenlos: "Groß ist nicht notwendigerweise besser." Und dann kommt, was er sich 2012 vor allem wünscht: "Viele, viele große britische Momente schaffen."

Dafür hat das unverhofft großartige Abschneiden des britischen Teams in Peking mit der besten Bilanz seit 100 Jahren die idealen sportlichen Voraussetzungen geschaffen. Für Coe kommt dieser Rückenwind zum richtigen Zeitpunkt. Die Gesamtkosten sind auf 9,3 Milliarden Pfund (11,8 Milliarden Euro) explodiert und steigen immer weiter, wofür unter anderem fallende Immobilienpreise und gestiegene Zinsen verantwortlich sind.

Schwachstellenbericht lässt Fragen offen

Es gibt deutliche Defizite bei der Planung der Konzepte für Sicherheit und Transport. Die nacholympische Nutzung einiger Bauten ist noch ungewiss. Das alles hat ein im Juni veröffentlichter und von Neu-Bürgermeister Boris Johnson in Auftrag gegebener Schwachstellenbericht ergeben.

Die Kostensteigerungen sind so drastisch, dass ein Ministerium Coes Organisationskomitee unterstellte, es sei "bereit, Geld wie Heu auszugeben". Das Internationale Olympische Komitee (IOC), bekanntermaßen nicht schreckhaft, wenn olympische Ausgaben ins Astronomische steigen, bewertet den Stand der Londoner Vorbereitung mit einem eigenen Maßstab.

Eine 9,75 auf der bei 10 endenden Skala hat IOC-Prüfer Denis Oswald (Schweiz) bei seinem letzten London- Besuch im Mai verteilt und schmunzelnd hinzugefügt: "Niemand ist perfekt."

Schmuckstück entsteht im Osten Londons

Herzstück der dritten Spiele nach 1908 und 1948 wird neben vielen traditionellen Arenen wie Wimbledon und das Wembley-Stadion der Londoner Osten sein, wo aus einer Industriebrache über 500 Hektar Europas größter neuer Park seit 150 Jahren entsteht.

Angesiedelt sein werden dort unter anderem das Olympiastadien, die Schwimmhalle und das Athleten-Dorf. Das im Sommer begonnene Stadion für 80 000 Zuschauer, dessen Kosten von 352 Millionen Euro mittlerweile auf 660 Millionen Euro gesprungen sind, und die 17.000 Besucher fassende Schwimmarena stehen symbolisch für London als Gegenspiele.

Es sind keine großen architektonischen Würfe wie in Peking das Nationalstadion Vogelnest und der futuristische Wasserwürfel als Schwimmer-Ufo. Im Entstehen sind Zweckbauten.

Das Londoner Olympiastadion wird zurückgeführt auf eine Leichtathletik-Arena für 25.000 Zuschauer, das Schwimmstadion zu einer besseren Badeanstalt mit der Kapazität von 3000 Plätzen. Coe sagt: "Wir wollen keine Weißen Elefanten hinterlassen."