Hockey mit Gerd Müller

Von SPOX
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© Getty

Die olympischen Spiele in Peking sind zu Ende. Schluss, aus, vorbei - nach 16 Tagen mit 29 Sportarten und 302 Entscheidungen.

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Unvergessen bleiben natürlich die Überflieger Usain Bolt und Michael Phelps, oder auch Britta Steffens Doppel-Gold sowie die herzzerreißende Geschichte um Gewichtheber Matthias Steiner.

Doch was war sonst noch, wen darf man auf keinen Fall vergessen und wer sind die heimlichen Helden der Spiele? SPOX blickt Tag für Tag auf Olympia zurück und erzählt die etwas anderen Geschichten der Frauen und Männer der 16 Olympia-Tage. 

Hier geht's zu Tag 7 bis 11 und Tag 12 bis 16.

Tag 1:

Mann des Tages: Rene Kindermann. Der Mann bei der "ARD" fürs Olympia-Telegramm bestach durch ein Outfit, das Respekt verdient: Netzhaut peinigendes fies-türkises Oberhemd, Schlabbersakko in Naturweiß mit ordentlich Knitter, Jeans mit ollem Ledergürtel. Im Hintergrund seiner News-Nische eine Vielzahl grellgrün fluoreszierender Bambusrohre vor roter Kulisse und ein flimmernder Bildschirm. Das hatte was von MDR-Schlagerparade.

Frau des Tages: Betty Heidler. Wer aus 60 Metern mit einem handelsüblichen Wettkampfhammer eine auf der Wiese liegende Diskusscheibe trifft, sollte entweder im Lotto spielen oder in Peking auf dem Treppchen landen.

Tag 2:

Mann des Tages: Gerd Müller, in Stellvertretung für sein alter Ego Eileen Hoffmann, weil die Kategorie Frau des Tages schon besetzt war. Die Eileen spielt nämlich wie Gerd Müller, aber nicht Fußball, sondern Hockey. Zwei Tore erzielte sie beim deutschen 5:1 gegen Großbritannien. Wie einst der Bomber lauerte sie dabei in Tornähe, hielt die Kelle tückisch rein oder kauerte ganz linkisch am langen Eck und vollstreckte so halb im Sitzen.

Frau des Tages: Wann hat man schon mal Gelegenheit, einer Gewichtheberin aus Thailand das ehrenvolle Prädikat der Frau des Tages zu verleihen? Deshalb soll diese Gelegenheit nicht ungenutzt bleiben. Frau des Tages ist also Prapawadee Jaroenrattanatarakoon. Prapawadee Jaroenrattanatarakoon holte immerhin Gold in der Gewichtsklasse bis 53 kg. Prapawadee Jaroenrattanatarakoon schaffte insgesamt 221 Kilo und hätte im Stoßen fast noch den Weltrekord von 130 Kilo geknackt.

Tag 3:

Mann des Tages: Siboniso Cele. Der dunkelhäutige Südafrikaner wagte sich mit seinem Canadier-Einer todesmutig in den Slalom-Parcour und soff im ersten Lauf beinahe zweimal ab. Am Ende standen 50 Strafsekunden und eine Zeit von 162,51 Sekunden - fast doppelt so viel wie die Bestzeit. "Ich habe versucht, den Druck zu kontrollieren, den ich verspürt habe. Aber das war alles zu viel für mich."

Frau des Tages: Valentina Vezzali. Die Florett-Fechterin holte sich in Peking bereits zum 3. Mal in Serie Gold im Einzelwettbewerb und stellte damit in ihrer Disziplin einen Rekord auf.

Tag 4:

Mann des Tages: Alexander Grimm. Auf dem vierten Rang in den zweiten Lauf gestartet, paddelte der 21-Jährige mit einem fulminanten zweiten Durchgang die komplette Slalom-Konkurrenz in Grund und Boden. Der Lohn: erstes Gold für Deutschland.

Frau des Tages: Ruolin Chen. Die eine Hälfte der Olympiasiegerinnen im Synchronspringen. 15 Jahre jung, 1,36 Meter klein, 30 Kilogramm leicht. Zusammen mit Partnerin Xin Wang (1,37 Meter, 28 Kilogramm, 16 Jahre) aber an Präzision, Grazie und Leichtigkeit vom 10-Meter-Turm nicht zu überbieten.

Tag 5:

Der Mann des Tages: Sa Jaehyouk: Ist Südkoreaner und von Beruf Gewichtheber. Bis dato noch nichts Besonderes. Er hat in der Klasse bis 77 Kilo Gold gewonnen. An sich auch noch nicht so toll. Aber: Er hat einen Chinesen geschlagen! Dabei geht das eigentlich gar nicht. Bevor Sa Jaehyouk kam, hatten die Chinesen jede einzelne Goldmedaille im Gewichtheben gewonnen. Jede. Dann kam Sa - und siegte.

Die Frau des Tages: Britta Heidemann: Bei keiner Athletin war das Blamage-Potenzial größer als bei ihr. Sportlich war sie ohnehin Gold-Favoritin im Degenfechten. Dann noch ihre innige Liebe zu China, ihre gefühlt tausend TV-Auftritte im Vorfeld der Spiele, ihr Fecht-Klamauk gegen Johannes Baptist Kerner. Man hätte sich über sie vorzüglich das Maul zerreißen können, über diese Schaumschlägerin, die nichts drauf hat, wenn es mal wirklich darauf ankommt. Doch dann das: Sie holt Gold, sie behält die Nerven - einfach so.

Tag 6:

Der Mann des Tages: Ara Abrahamian: Er ist Schwede, er ist Ringer, er ist stinksauer. Im Ringen holte er nur die Bronzemedaille, obwohl er der Meinung war, das Halbfinale zu Unrecht verloren zu haben. Das tat er bei der Siegerehrung kund. Er bekommt die Medaille um den Hals, nimmt sie direkt wieder ab, verlässt das Siegerpodest, legt die Medaille in der Ringmitte ab, winkt dem Publikum - und geht einfach. Klar ist das unsportlich und respektlos - aber irgendwie auch verdammt lässig.

Die Frau des Tages: Jaana Ehmke: Dass die deutschen Schwimmer nicht ganz zu hundert Prozent in absoluter Galaform sind, konnte man in den letzten Tagen erahnen. Wie schlimm es im schlimmsten Fall werden kann, hat 800-Meter-Ass Jaana Ehmke gezeigt. Sie blieb sage und schreibe 13 Sekunden über ihrer Bestzeit, das schaffte sonst kein Teamkollege. Aber seien wir nicht unfair. Auf Bahnen umgerechnet hat sie nicht einmal eine Sekunde pro Bahn verloren. Das kann sich im nationalen Vergleich fast noch sehen lassen.

Hier geht's zu Tag 7 bis 11 und Tag 12 bis 16.