Degenherren nicht bei Olympia

SID

Prag - Die deutschen Degenherren sind am Tiefpunkt angelangt und fehlen erstmals seit 1952 bei Olympischen Spielen. Beim europäischen Qualifikationsturnier in Prag unterlag Sven Schmid dem Weißrussen Witali Sacharow im Viertelfinale mit 10:15 Treffern.

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Der 30-Jährige aus Tauberbischofsheim hätte das Finale erreichen müssen, um sich eins der beiden in der tschechischen Hauptstadt noch zu vergebenden Peking-Tickets zu sichern.

"Das ist schon ein herber Schlag", sagte Schmid und der Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB), Claus Janka, sprach von einer "schwierigen Situation". Bereits im März hatte die Mannschaft die gerade für europäische Nationen immer schwieriger gewordene Olympia-Qualifikation verpasst.

Nerven versagen

Schmid scheiterte in Prag nicht am fehlenden Können, sondern wieder einmal an den eigenen Nerven. Die Rundengefechte von 20 Fechtern aus 20 Nationen hatte er noch als Bester überstanden.

"Da hat er wie ein Gott gefochten", meinte Degen-Bundestrainer Didier Ollganon. Doch dann kam im Viertelfinale das Aus gegen Sacharow, den Schmid zuvor in der Vorrunde noch mit 5:0 beherrscht hatte. "Das war wie ein Filmriss. Sven hat Panik bekommen. Wir sind sehr enttäuscht."

Schmid war dem in der Weltrangliste besser platzierten Jörg Fiedler vorgezogen worden. Die beiden besten deutschen Degenfechter kämpfen bei Drucksituationen mehr mit sich selbst, als mit dem Gegner.

"Sven wird dann sauer auf sich und die ganze Welt, Jörg lässt den Kopf hängen", berichtet Ollagnon. Der Franzose war Ende 2007 nach Tauberbischofsheim zurückgekehrt und ist seit Anfang des Monats als Bundestrainer Nachfolger von Walter Steegmüller, der nun als übergeordneter Fachbereichsleiter Degen fungiert.

"Das Potential war da"

Der Degen-Niedergang hatte sich seit Jahren abgezeichnet. 2001 gewann Oliver Lücke als Dritter die letzte WM-Einzelmedaille, bis 2005 konnte immerhin das Team Edelmetall holen. Bereits ein Jahr später blamierte sich die Mannschaft als WM-17., Platz 10 folgte bei der WM 2007.

Trotzdem fehlte bei den Team-Weltcups in Kuwait und Stockholm jeweils nur ein Treffer für das Peking-Ticket. "Die Mannschaft hatte es in der Hand, das Potenzial war da. Man muss nur an der richtigen Stelle Kerl sein", urteilte Janka. Seit Jahren mangelt es zudem an Nachwuchs, der die Arrivierten unter Druck setzen könnte.

Trotz der nun fehlenden Degen-Fördergelder will der DFeB weiter alle sechs Waffen fördern. Insgesamt kämpfen nun neun deutsche Fechterinnen und Fechter in Peking in sechs von zehn Entscheidungen um die Medaillen. 2004 in Athen waren es noch elf gewesen.