Pechstein will zu Olympia und droht Verband

SID
Claudia Pechstein will nach Ablauf ihrer Sperre bei Olympia 2014 antreten
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Claudia Pechstein will nach ihrer Dopingsperre unbedingt bei den Olympischen Spielen 2014 dabei sein. Dafür kämpft sie - womöglich auch vor dem Internationalen Sportgerichtshof.

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Claudia Pechstein will sich doch noch den Traum einer weiteren Teilnahme an Olympischen Spielen erfüllen. Nach Ablauf ihrer zweijährigen Sperre am Dienstag teilte die Eisschnellläuferin in Berlin mit, dass der Hämatologe Klaus Eber für sie beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eine Petition eingereicht habe, mit deren Hilfe die so genannte Osaka-Regel außer Kraft gesetzt und Pechstein ein Start bei den Winterspielen 2014 in Sotschi ermöglicht werden soll.

"Mein Comeback soll nicht nach dieser Saison enden. Man hat mir durch die Sperre die Teilnahme an Olympia 2014 zunächst genommen. Jetzt kämpfe ich darum und will bei den nächsten Olympischen Spielen meine zehnte olympische Medaille gewinnen", sagte Pechstein.

Hämatologe Eber: "Sperre war nicht gerechtfertigt"

Die Osaka-Regel besagt, dass ein wegen Dopings für mehr als sechs Monate gesperrter Sportler bei den folgenden zwei Olympischen Spielen nicht teilnehmen darf. Pechstein wurde für zwei Jahre gesperrt. Die Läuferin begründet die Petition damit, dass mehrere anerkannte Hämatologen eine vererbte Anomalie als Ursache für ihre schwankenden Blutwerte ausgemacht hätten und Doping als Grund nicht in Frage käme. Diese Erkenntnis wurde durch jüngste Untersuchungen von Eber gestützt. "Die neuen Erkenntnisse müssen in das Urteil einfließen. Die Sperre war nicht gerechtfertigt", sagte Eber.

Pechstein droht ISU mit Klage

Auch im Streit mit dem Eisschnelllauf-Weltverband ISU über eine Ausnahmegenehmigung lässt die Berlinerin nicht locker. Sollte der Verband ihr nicht in den kommenden zwei Wochen die Bescheinigung erteilen, auch mit überhöhten Retikulozytenwerten unbehelligt an Wettkämpfen teilnehmen zu können, werde sie den Internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen, teilte Deutschlands erfolgreichste Winterolympionikin in Berlin mit.

Die ISU hat nach Inkrafttreten von Pechsteins Sperre ihre Doping-Regeln geändert und dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) angepasst. Demnach darf kein Athlet mehr allein wegen erhöhter Retikulozytenwerten gesperrt werden. Die alte Grenzwert-Regel ist vom Tisch. Neuerdings wird für jeden Eisschnellläufer ein individuelles Blutbild erstellt. Sollten Tests Abweichungen dazu aufzeigen, schreitet der Verband ein.

Pechstein ist überzeugt, dass bei ihr erneut hohe Schwankungen gemessen werden. Mit dem Ausnahmeantrag will sie sich absichern und bringt die ISU in Bedrängnis. Sollte sie den Antrag bewilligen, gebe sie im Nachhinein Recht. Erteilt der Verband die Genehmigung nicht, wird äußerst unsicheren Bedingungen ausgesetzt und hätte neue Handhabe für ihren juristischen Kampf. "Wir werden den Antrag über den deutschen Verband einreichen und eine Frist setzen, die von heute an nicht über 14 Tage hinaus geht", sagte Pechsteins Manager Ralf Grengel.

Pechstein geht in Urlaub

Pechstein, die von 1992 bis 2006 an allen fünf Winterspielen teilgenommen und fünf Goldmedaillen gewann, hat schon mehrfach den CAS mit Sitz in Lausanne/Schweiz angerufen - allerdings stets ohne Erfolg. Am 25. November 2009 bestätigte das oberste Sportgericht die zweijährige Dopingsperre durch die ISU. Am 19. Februar 2010 wies die Ad-hoc-Kammer des CAS ihren Antrag auf Teilnahme an den Olympischen Spielen in Vancouver zurück.

Derweil wurde Pechsteins Krankschreibung wegen psychischer Probleme am Dienstag aufgehoben. Bis zum 11. März nimmt Pechstein nun ihren von der Bundespolizei bereits genehmigten Jahresurlaub. "Claudia wird ab heute ihren Erholungsurlaub antreten", sagte ihr Lebensgefährte Matthias Große. So könne sich die fünfmalige Olympiasiegerin bestens auf ihre Wettkämpfe konzentrieren. Große betonte, dass dies in enger Abstimmung mit dem Deutschen Olympischen Sport-Bund (DOSB) und der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) passiere.

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