Severin Freund weckt Hoffnungen

SID
Bei den Skisprung-Juniorenweltmeisterschaften 2008 holte Severin Freund im Team die Goldmedaille
© Getty

Die deutschen Skispringer zeigten sich zum Auftakt der Vierschanzentournee mannschaftlich geschlossen in guter Form. Vor allem der neue Frontmann Severin Freund weckt Hoffnungen auf eine freundlichere Zukunft.

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Der Start ist gelungen, der neue Frontmann Severin Freund rockt die Tournee - doch Werner Schuster ist noch lange nicht zufrieden. "Wir wollen uns nicht auf Lebzeiten über achte, zehnte oder 15. Plätze freuen. Wir wollen definitiv auch mal wieder gewinnen", sagt der Bundestrainer mit Blick auf die kommenden Aufgaben.

Und für einen Platz ganz oben auf dem Podium hat der Coach vor allem Freund auf der Rechnung. Der 22-Jährige sticht aus einer überraschend starken Mannschaft derzeit noch heraus. "Teamintern bin ich nicht Derjenige, der wahnsinnig im Vordergrund steht. Ich bin jetzt nicht der Leader oder sonstwas", sagt der Sechstplatzierte von Oberstdorf.

Martin Schmitt oder Michael Uhrmann stünden in der Hierarchie noch deutlich über ihm. Auf der Schanze hat Freund die Olympiasieger aber längst überflügelt. "Und er ist noch nicht am Ende seiner Wege", sagt Schuster. Wenn Schuster über Freund spricht, ist zu spüren, welche Freude er an seinem neuen Vorspringer hat. "Er ist Profi durch und durch", sagt Schuster.

Freund beeindruckt vor allem mit seiner Athletik. "Auf meine Sprungkraft kann ich mich verlassen", sagt er selbst, "das ist ein Vorteil für den Kopf, weil ich weiß, dass mein Sprung unabhängig vom Wind funktioniert." In Oberstdorf profitierte er bei mitunter schwierigen Bedingungen davon, obwohl Schuster betonte, dass Freund wegen Fehlern im Flug einen möglichen Podestplatz verschenkte.

Gummibärchen im Gepäck

Diesen soll er möglichst im weiteren Tournee-Verlauf nachholen, vielleicht schon in Garmisch-Partenkirchen. Freundin Carmen reist zur Unterstützung an, als Motivation für "Zeppelin" hat sie wohl ein paar Gummibärchen im Gepäck. "Dazu kann ich kaum nein sagen", meint Freund.

Mit der Schanze in Partenkirchen hat Freund zumindest bei der Tournee noch keine guten Erfahrungen gemacht, über Rang 47 kam er bei zwei Versuchen nicht hinaus. "Aber im Training im Sommer lief es da richtig gut."

Schuster glaubt fest an einen weiteren Coup von Freund, der in Oberstdorf so gut war wie nie zuvor im Weltcup. "Er zeigt eine unglaubliche Konstanz, hat sehr selten mal einen schlechten Sprung."

Weiterentwicklung im Vergleich zum Vorjahr

Überraschend wenige schwache Sprünge zeigten in Oberstdorf auch die anderen deutschen Springer, weshalb Schuster sagt: "Ich gehe extrem hoffnungsfroh in den weiteren Verlauf der Tournee. Wir werden auf dieser Welle bleiben."

Der Österreicher freut sich über eine Weiterentwicklung im Vergleich zum Vorjahr. "Jetzt sind wir im athletischen Bereich die Nummer 2 hinter Österreich", sagt er stolz. Freundliche Aussichten. So positiv, dass Schuster schon von einer Medaille bei der WM im Frühjahr in Oslo spricht, ein Ziel, das vor nur zwei Wochen noch utopisch schien.

Schusters Zuversicht nährt auch Martin Schmitt, der sich mit Platz 18 zurückgemeldet hat. "Das war eine tolle Bestätigung dafür, dass Martins Weg funktionieren kann. Er wird weiter ein bisschen wackeln, aber noch bei der Tournee auf höchstem Niveau springen", sagt Schuster.

Schmitt: "Der zweite Sprung macht mir Mut"

Schmitt selbst hadert noch ein wenig mit seinem ersten, schwächeren Sprung bei schwierigen Verhältnissen in Oberstdorf. Aber: "Der zweite Sprung macht mir Mut. Den versuche ich mitzunehmen nach Garmisch."

Nach dem Springen dort muss Schmitt in der Gesamtwertung zu den Top sieben Deutschen gehören, um Schusters Kader-Kürzung zu entgehen. Ein Selbstläufer ist das im erstarkten DSV-Team nicht. Schuster sieht es gerne. "Auch wenn es schwer fällt, Einzelne rauszunehmen: Ich wünsche mir dieses Luxusproblem", sagt er.