Wilhelm hat große Kristallkugel fest im Visier

SID
Kati Wilhelm hat es auf die große Kristallkugel abgesehen
© Getty

Seit Donnerstag bestreitet die internationale Biathlon-Elite im russischen Chanty-Mansijsk das Saisonfinale. "Ich will mir die große Kristallkugel holen", erklärte Kati Wilhelm.

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Dopingvorwürfe gegen den deutschen Männer-Coach Frank Ullrich, der nicht aufgeklärte Fall um drei gedopte russische Topstars, Diskussionen im Athletenkreis und die Gastgeber unter Beobachtung: Der längst nicht mehr heilen Biathlon-Familie steht in Chanty-Mansijsk ab heute ein turbulentes Saisonfinale bevor.

Der spannende Kampf um die Kristallkugeln der Weltcup-Gesamtsieger, in den auch Olympiasiegerin Kati Wilhelm eingreift, gerät dabei fast zur Nebensache.

Ullrich erwägt rechtliche Schritte

Der von ehemaligen Topathleten der Verstrickung in das DDR-Dopingsystem bezichtigte Frank Ullrich erwägt rechtliche Schritte, nachdem der Deutsche Skiverband (DSV) die Aussagen des bisherigen Hauptbelastungszeugen Jürgen Wirth als "unglaubwürdig" und "wahrheitswidrig" eingestuft hatte. "Wir werden uns in einer Untersuchungskommission nochmals umfassend mit den Anschuldigungen befassen", sagte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach.

Zudem verweist der DSV auf eine Meldung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) vom Januar 1992, wonach Ullrichs Aussage, dass er weder als Aktiver noch als Trainer mit Dopingfragen direkt oder indirekt befasst gewesen sei, als "glaubwürdig" eingeschätzt wurde.

Auch der Sportausschussvorsitzende Peter Danckert setzt sich für Ullrich ein und sieht die Doping-Vorwürfe als verjährt an. "Wer 20 Jahre als Trainer im gesamtdeutschen Sport tätig war, dem sollte man, was auch immer da im Einzelnen war, diese Dinge nicht mehr vorhalten dürfen. Wir haben ein Grundprinzip des Rechtsfriedens auf der Verjährung", sagte der SPD-Politiker im "Bayrischen Rundfunk".

"Russen geben sich wirklich sehr viel Mühe"

Im fernen Chanty-Mansijsk fühlt sich Schwedens im Vorfeld wegen Kritik an den russischen Dopern mit Morddrohungen konfrontiertes Team zunächst sicher. "Wenn unsere Athleten in die Stadt zum Einkaufen gehen, erhalten sie Personenschutz. Die Russen geben sich wirklich sehr viel Mühe", sagte Schwedens deutscher Trainer Wolfgang Pichler.

Laut Pichler sind in der Erdöl-Metropole extra 300 Polizisten im Einsatz, um die Sicherheit der Biathlon-Weltelite zu garantieren. Das aktuelle Weltcup-Finale gilt auch als Test für die WM 2011, die nach 2003 zum zweiten Mal in Westsibirien ausgetragen werden soll.

Unterdessen traf sich der fünfmalige Olympiasieger Ole Einar Björndalen am Mittwoch in Chanty-Mansijsk mit einigen Vertretern der insgesamt 24 angereisten Teams zu einer internen Aussprache, um Probleme innerhalb der Skijäger-Zunft zu diskutieren. Der Norweger wird am Samstag im Treff mit der IBU-Spitze als Chef des Athletenkomitees Positionen und Forderungen der Aktiven vortragen.

Aufklärung der Dopingfälle dauert wohl länger

Derweil wird sich die Aufklärung der Dopingfälle von Russlands Teamstars Jekaterina Jurjewa, Albina Achatowa und Dimitri Jaroschenko wahrscheinlich bis in den Frühsommer hinziehen. Bekannt ist bisher nur, das vom überführten Trio ein sogenanntes Epo-Biosimilar und keine Epo-Substanz der neuen Cera-Generation zur Manipulation genutzt wurde.

Der Präsident des Weltverbandes IBU, Anders Besseberg, erklärte vor seiner Abreise zum Kongress der olympischen Sportverbände in Denver, dass er bis Anfang April mit dem Eingang der kompletten Unterlagen aus dem Dopinglabor Lausanne rechnet. Danach werden IBU und der russische Verband RBU ihre Untersuchungen und Anhörungen durchführen und Strafen festlegen.

Auf der sportlichen Seite hat Wilhelm (Zella-Mehlis/872 Punkte) im Duell um den mit immerhin 25.000 Euro dotierten Triumph im Gesamtweltcup gegen Helena Jonsson (Schweden/894) die besseren Chancen, obwohl die Rivalin vor den letzten drei Saisonrennen 22 Punkte vorn liegt.

"Ich werde kämpfen bis zum Schluss"

Allerdings werden die Zähler aus den drei individuell schwächsten Wettkämpfen gestrichen. Da Wilhelm in zwei Rennen fehlte und einmal nur 40. war, wird maximal ein Punkt gestrichen, Jonsson verliert mindestens 43 Zähler und muss deshalb insgesamt besser abschneiden.

"Es geht um jeden Punkt. Ich werde kämpfen bis zum Schluss und will mir die große Kristallkugel holen", sagte Wilhelm. Die Thüringerin gewann bereits 2006.

Danach triumphierten Andrea Henkel (2007) und Magdalena Neuner (2008). Wilhelm kann außerdem noch die Disziplinwertungen in Sprint, Jagd sowie Massenstart gewinnen.

So steht es im Gesamtweltcup