Lanzinger will ein "paar 100.000 Euro"

SID
Wintersport, Ski alpin, Lanzinger
© Getty

Der Internationale Skiverband FIS ist nicht überrascht über die Schadenersatzforderung des unterschenkelamputierten Skirennfahrers Matthias Lanzinger. Dessen Rechtsanwalt nannte "ein paar 100.000 Euro" als Größenordnung der finanziellen Wiedergutmachung.

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FIS-Präsident Gian-Franco Kasper sagte über das Schreiben des Österreichers: "Ich habe es erwartet, vom ersten Tag an. Das ist normal nach einem schweren Unfall."

Der Skiverband übergab die Forderung an Anwalt und Versicherung und will nun erst einmal die weitere Entwicklung abwarten. Wie lange sich der Fall ziehen kann, ist offen.

"Manche Fälle dauern zwei, drei Jahre, manche sind nach ein paar Monaten erledigt", sagte der Präsident am Verbandssitz in Oberhofen/Schweiz.

Kasper mutmaßte, dass nicht nur bei der FIS eine Forderung eingehen werde. Die Veranstalter des Weltcup-Super-G im norwegischen Kvitfjell, bei dem der 27-jährige Lanzinger Anfang März so schwer gestürzt war, dass er das linke Bein unterhalb des Knies verloren hatte, wiesen bereits vorzeitig eine Schuld von sich.

Kein Verstoß der FIS nachweisbar

Es gebe "keinerlei Grundlagen für die Annahme eines Verstoßes gegen die medizinischen Richtlinien der FIS", hieß es vonseiten der Skandinavier in einem jetzt veröffentlichten Schreiben aus dem September. Auch die FIS hatte Fehler stets bestritten.

Lanzingers Rechtsbeistand Manfred Ainedter betonte indes, dass er einen drohenden Rechtsstreit nicht an zwei Fronten führen werde, sondern seine Forderungen primär an den Internationalen Skiverband richte. Die Forderung begründete der Anwalt mit einem Gutachten, das Fehler in der Versorgung aufzeigen soll.

Ainedter bekräftigte, es werde "mit Sicherheit" zu einem Prozess kommen, sollte die FIS auf die Forderungen nicht eingehen. An finanzieller Wiedergutmachung schweben Ainedter "jedenfalls ein paar 100.000 Euro" vor.

Thema Sicherheit in aller Munde

Im Januar 1994 hatte es nach dem Tod der österreichischen Skirennfahrerin Ulrike Maier entsprechende Klagen und Forderungen gegeben. 1996 endete der Prozess mit einer Einigung und einer Schadenersatzzahlung durch die FIS in Höhe von 600.000 Schweizer Franken.

Die alpine Weltcup-Saison hat noch nicht richtig begonnen, da ist das Thema Sicherheit wieder in aller Munde. FIS-Renndirektor Günter Hujara gab zu bedenken, dass man sich möglicherweise die Frage stellen müssen, "inwieweit man Wettkämpfe im alpinen Skisport, wo immer ein Sturz passieren kann, überhaupt noch durchführen kann".

Kasper hat Verständnis für die Gedankenspiele des Renndirektors, denn dieser trage schließlich ein großes Risiko an der Strecke.