WM als Investition - Östersund will Weltcups

SID

Östersund - Als vollen Erfolg und beste Investition in die Zukunft sehen die WM-Macher von Östersund ihre Titelkämpfe, auch wenn sich die sportlichen Hoffnungen der Gastgeber nicht erfüllten.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Wir hatten auf 70.000 Zuschauer gehofft, gekommen sind bisher schon fast 100.000. Das letzte Wochenende ist ausverkauft. Zur Eröffnung rechneten wir mit 6000, da waren 25.000 Besucher", stellte WM-Gesamtleiter Bengt Eveby hochzufrieden fest.

Auch die rund 150 Euro teuren Tageskarten für das riesige VIP-Zelt mit 800 Plätzen waren schon vor dem ersten Start vergriffen. Die 2000 Hotel- und Pensionszimmer, dazu fast 300 Privathäuser mit zwei bis sechs Betten und ein Großteil der 22.000 Gästebetten bis hin zum 100 Kilometer entfernten Aare waren während der WM ausgebucht.

10.000 ausländische Zuschauer 

"Jeder Tourist gibt bei uns in der Hauptsaison von Juni bis August täglich rund 400 Kronen (circa 44 Euro) aus. Bei der WM dürften es mehr gewesen sein, angesichts der ständig vollen Fan-Meilen, Pubs und Gaststätten", sagte Joakim Kihberg, der Marketing-Manager des örtlichen Fremdenverkehrsbüros. Dazu kommen die Eintrittskarten zum Preis zwischen 12 und 23 Euro. Die ausländischen WM-Gäste kamen vor allem aus Norwegen und Deutschland. "Exakte Zahlen haben wir nicht, doch wir gehen von circa 10.000 ausländischen Besuchern aus", sagte der Tourismus-Manager.

Die Zahlen zeigen, dass auch vermehrt Schweden die WM angenommen haben. Eine große Aktie daran rechnet sich auch der schwedische "Kulttrainer" Wolfgang Pichler aus Ruhpolding an. Im Fernsehen gab's wegen seines bayerischen Akzents sogar eine Serie Englisch mit Pichler. "Da haben sie mich ganz schön auf die Schippe genommen", berichtete er. "Doch der Popularität unseres Sports hat's ebenso geholfen wie unsere guten Ergebnisse der vergangenen Jahre", meinte er.

Vie Geld für die Flutlichtanlage 

Auch IBU-Präsident Anders Besseberg äußerte sich lobend über den Zuschauerzuspruch. "Es sind insgesamt dreimal mehr Besucher gekommen als wie erhofft hatten", stellte der Norweger fest.

Damit dürften sich die WM-Kosten vor allem langfristig amortisieren. Das Budget der Veranstaltung belief sich auf rund 40 Millionen Kronen (rund 4,4 Millionen Euro). In etwa noch die gleiche Summe haben die Östersunder in den Ausbau des Stadions investiert, darunter erhebliche Mittel aus dem Regionalprogramm der Europäischen Union. Mehr als ein Drittel ist allein in die Flutlichtanlage geflossen.

Weltcups als Ziel 

Während der WM-Tage haben Studenten der Uni Östersund bei sieben Forschungsprojekten unter anderem auch das Fanverhalten beobachtet. Mittels GPS analysierten sie die Laufwege, hielten die Aufenthaltsdauer in den Versorgungszelten fest. Daraus sollen Schlussfolgerungen für die Angebote in den kommenden Jahren gezogen werden.

"Nach der WM werden wir im Stadion auch noch einen Tunnel zum Schießstand bauen, so dass niemand mehr die Strecke überqueren muss. Zudem hoffen wir auf eine Unterführung der Zugangsstraße, um auch den letzten Transport-Engpass auszumerzen. Und dann sind wir bereit für jährliche Weltcups. Das ist unser Ziel", sagte Eveby und setzte die Internationale Biathlon-Union unter Druck. In deren Planungen für die Olympia-Saison 2009/10 taucht Östersund bisher noch nicht auf.