Teichmann nach jedem Rückschlag stärker

SID

Nove Mesto - Die Situation war bezeichnend: Als Axel Teichmann am Neujahrstag von verschiedenen Ärzten erfahren hatte, dass sein lädierter Daumen medizinischer Behandlung bedarf, flüchtete er aus dem Umkleidecontainer durch das Fenster zum Auslaufen.

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Er wollte erst einmal niemanden sehen und vor allem nicht den wartenden Journalisten Fragen beantworten, auf die er selbst noch keine Antwort wusste. Nach einem 20-minütigem Auslaufen kam er zurück, konnte schon wieder Witze machen.

Sein Entschluss stand fest: "Ich setze die Tour de Ski fort", sagte der Bad Lobensteiner und verwies auf schmerzstillende Präparate und einen speziellen Verband.

Fatale Folgen für Serienpechvolgel 

Das Ausrutschen auf einer Eisplatte zu Beginn des 15-Kilometer- Freistilrennens im tschechischen Nove Mesto hatte für den Serien-Pechvogel des Deutschen Skiverbandes (DSV) wieder einmal fatale Folgen.

Seinen vor dreizehn Jahren schon mit einer Bandplastik behandelten rechten Daumen hatte es in Mitleidenschaft gezogen. Schmerzen und ein nichts Gutes verheißendes Knirschen im Gelenk machten ihm zu schaffen.

Dennoch lief er weiter und katapultierte sich am Ende auf Platz zehn. Röntgen will der Thüringer den Daumen erst in der Heimat lassen, ahnend, was ihm dann blüht: Ein typischer Teichmann.

Immer wieder Rückschläge

Denn gesund war Teichmann bei Großereignissen fast nie. Bei der WM in Sapporo im Februar wurde er mit starken Rückenschmerzen, die ihn bereits den ganzen Winter begleiteten, Verfolgungs-Weltmeister.

Die Diagnose Bandscheibenvorfall ließ er sich erst danach geben. Die Aussicht auf Erfolg war stärker als der Schmerz. Ähnliches könnte diesmal die Motivation sein.

Denn Teichmann gilt nach wie vor als einer der Top-Favoriten für den Tour-Sieg, den er sich für diese Saison fest vorgenommen hatte. In der Vergangenheit musste er aber oft Pausen einlegen und meist erwischte es ihn bei den Saison-Highlights.

Von Haarwurzelentzündung bis Erkältung 

Negativer Höhepunkt waren die Olympischen Winterspiele in Turin 2006. Da hatte eine Haarwurzelentzündung einen Start des Thüringers verhindert. Im Mai des selben Jahres arbeitete er sich nach einem mehrfachen Bänderriss im linken Sprunggelenk in einem Spezialrollstuhl durch die Saisonvorbereitung und schließlich zum WM- Sieg.

Das Pech begleitet ihn schon seit mehreren Jahren. Bei der WM in Lahti 2001 wurde er im Training von einer Stockspitze im Arm getroffen. Im Jahr darauf bei Olympia in Salt Lake City ging er leicht erkältet an den Start, mutete sich zu viel zu und konnte sein Leistungsvermögen nicht ausschöpfen.

Die Teilnahme an der WM in Oberstdorf 2005 stand auch bis zum letzten Moment auf der Kippe, nachdem er sich im Trainingslager erkältet hatte. Die erhoffte Einzelmedaille blieb aus.

Typisch Teichmann 

Und auch sein Weltcup-Gesamtsieg in der WM- Saison geriet in Gefahr, nachdem er wegen der Erkältung auf zahlreiche Rennen verzichten musste und erst beim letzten Wettkampf seinen bis dahin zweitgrößten Einzelerfolg perfekt machen konnte.

Teichmann gilt als besonders anfällig für Infekte. Besonders bei hoher Belastung reagiert sein Körper. Vor dieser Saison aber konnte der 15-km-Weltmeister von Val di Fiemme 2003 nach der Bandscheiben-Operation im März weitgehend verletzungsfrei trainieren und startete mit zwei Siegen optimal in das Wettkampfjahr.

Auch das ist typisch Teichmann. Nach Rückschlägen kommt er stets stärker denn je zurück.