Pechstein verpasst zehnte EM-Medaille

SID

Berlin - Erst nahm sie erschöpft einen tiefen Zug aus der Atemmaske, dann zuckte sie frustriert mit den Schultern: Claudia Pechstein hat ihre zehnte Medaille bei einer Eisschnelllauf-EM verpasst und mit "Blech" ihre unglückliche Serie von vierten Plätze in diesem Winter fortgesetzt.

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Vor fast 7000 Zuschauern im ausverkauften Eispalast von Kolomna musste die 35 Jahre alte Berlinerin ihre Niederlage ausgerechnet auf der 5000-m-Distanz in Kauf nehmen, auf der sie zuvor viermal Olympiasiegerin war. Auf ihrer einstigen Paradestrecke entriss ihr Titelverteidigerin Martina Sablikova aus Tschechien in der Glanzzeit von 6:53,42 Minuten noch die sicher geglaubte Bronzemedaille. Die Erfurter Team-Olympiasiegerin Daniela Anschütz-Thoms wurde Fünfte.

Den Sieg machten die Niederländerinnen unter sich aus. Weltmeisterin Ireen Wüst brachte ihren ersten EM-Titel als Zweite über 5000 m sicher unter Dach und Fach und bescherte den Oranjes damit den sechsten Damen-Erfolg in der Geschichte der Titelkämpfe.

Friesinger nicht dabei 

Ihre Teamgefährtin Paulien van Deutekom überraschte Pechstein auf der Schluss-Strecke im direkten Duell und sicherte sich erstmals EM-Silber. Die fünfmalige Titelträgerin Anni Friesinger aus Inzell verzichtete wie im Vorjahr auf einen Start und konzentriert sich auf die Sprint-WM in der kommenden Woche.

"Es ist zum Kotzen, aber ich muss damit leben und nun versuchen, mich für die WM neu zu motivieren", meinte Pechstein frustriert. Nach drei Strecken schien die Medaille greifbar, schließlich ging sie mit einem Vorsprung von 9,62 Sekunden auf Sablikova in die Entscheidung.

Dort jedoch gelang ihr in 7:05,84 im sechsten Langstreckenrennen der Saison zum sechsten Mal nur Platz vier, der für die Berlinerin nun langsam zur Qual wird. "Ich hatte mir vorgenommen, hier möglichst die Medaille zu holen. Aber auf den langen Strecken waren die Auswirkungen der Erkältung nicht zu leugnen", bedauerte sie.

Keine Steigerung auf den Spezialstrecken 

Bereits im Vorjahr war die große Serie der deutschen Eisschnellläuferinnen zu Ende gegangen: Erstmals seit 26 Jahren waren sie an den Medaillenrängen vorbei geschlittert und wie diesmal nur auf den Rängen vier (Anschütz) und fünf (Pechstein) gelandet.

Auf den Unterdistanzen über 500 (39,52/5.) und 1500 Meter (1:57,28/4.) hatte Pechstein noch recht gut mitgehalten, doch die erhoffte Steigerung auf ihren Spezialstrecken blieb aus. Offenbar muss die Hauptstädterin nun doch im Kampf mit der neuen Generation dem Alter Tribut zollen. Verärgert war sie nach den 1500 Metern auch ein wenig über Rivalin Anschütz: "Dass sie mir mitten im Rennen ihre rote Armbinde vor die Füße geworfen hat, fand ich nicht so nett", meinte sie angesäuert.

Als positive Nachrichten konnten die Trainer lediglich konstatieren, dass die Berlinerinnen Katrin Mattscherodt und Lucille Opitz mit den Rängen 9 und 11 dafür sorgten, dass auch bei den Weltmeisterschaften in Berlin am 9./10. Februar vier Deutsche startberechtigt sind.