"Es ist beunruhigend und gefährlich"

SID
Andreas Kofler, Sturz
© Getty

Es war natürlich keine Überraschung, dass Thomas Morgenstern das erste Springen der Tournee in Oberstdorf gewonnen hat, schließlich hat er bislang mit einer Ausnahme alle Wettkämpfe der Saison gewonnen.

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Allerdings wurde er im zweiten Durchgang doch auch sehr von den Verhältnissen begünstigt.

Ich denke, dass Gregor Schlierenzauer ihm das Leben bei gleichen Bedingungen noch mal schwer gemacht hätte. Der zweite Sprung von Schlierenzauer war wirklich bombastisch. 130,5 Meter bei diesen Voraussetzungen zu springen, war wirklich beeindruckend.

Morgenstern und Schlierenzauer nicht außerirdisch

Er hatte einfach die schlechtesten Verhältnisse. Mich hat schon ein wenig erstaunt, dass bei Schlierenzauer nicht länger gewartet wurde. Vorher haben es die Verantwortlichen allerdings richtig gemacht. Als es schneite, wurde der Startrhythmus verkürzt, so dass sich nie zu viel bremsender Schnee in der Spur ansammeln konnte.

Trotz des Doppelsieges der beiden Österreicher kann man nicht sagen, dass Morgenstern und Schlierenzauer in einer anderen Liga springen. Denn plötzlich war mit Janne Ahonen auch der wieder da, den viele nicht mehr auf der Rechnung hatten. Mit seiner Routine und Souveränität kann er immer ein Wörtchen mit reden. Das hat er in Oberstdorf wieder bewiesen.

Morgensterns 15 Punkte Abstand im Gesamtklassement wirken schon viel. Allerdings wäre der längst nicht so groß, hätten die anderen ähnliche Verhältnisse gehabt. Morgenstern ist deshalb noch längst nicht durch, und die Diskussion um die vier Siege in Folge gibt es doch jedes Jahr. Der Top-Favorit ist er sicherlich, aber die Tournee ist immer wieder für Überraschungen gut.

Kofler hat Glück gehabt

Für Andreas Kofler ist sein Sturz und der Ausfall natürlich sehr ärgerlich, denn er war gut in Form. Allerdings muss er auch froh sein, dass er so glimpflich davon kam. Im ersten Moment dachte ich, dass vielleicht sogar der Unterschenkel gebrochen ist.

Es ist ohnehin sehr auffällig, dass es in letzter Zeit sehr viele Unsicherheiten bei und vor allem nach der Landung gibt. Ein Grund ist, dass die Skier einen Belag mit immer weniger Rillen haben. Dadurch ist das Ausfahren relativ schwer, weil die Sprungskier auch keine Taillierung haben. Dadurch kann man sie sehr schlecht manövrieren. Wenn sich die Skier dann mal 20 Grad von der Fahrtrichtung wegdrehen, rutschen sie weg. Und das macht es sehr schwierig und auch gefährlich. Diese vielen Probleme, die man jetzt sieht, sind schon beunruhigend.

Trainerwechsel bringt kurzfristig nichts

Ein Wort noch zu den Deutschen: Michael Neumayer hat zwei sehr konstante Sprünge abgeliefert. Martin Schmitt auch, wenngleich er im ersten Durchgang von den günstigen Bedingungen profitiert hat. Dennoch war das ein Schritt in die richtige Richtung.

Wenn es so weiter läuft, wird Peter Rohwein wohl nichts zu befürchten haben. Der DSV hat ihm ja ohnehin schon den Rücken gestärkt. Wenn die Leistung so bleibt, wie beim Auftaktspringen, dann wird es auch keine Diskussion geben. Im Frühjahr wird man sich dann vielleicht zusammensetzen und sagen, wir machen einen Schnitt, um weiter nach vorne zu kommen. Aber die Tournee sollte man doch abwarten. Es ist ja im Skispringen nicht so, dass man da kurzfristig was ändern kann.

Das war's fürs Erste. Bis zum nächsten Mal.

Und immer schön am Boden bleiben.

Euer Alex Herr