Turnerinnen vor hartem Winter

SID
Pauline Schäfer spürte enormen Druck und war diesem nicht gewachsen
© getty

Der Strom der Tränen war nahezu versiegt, aber die Enttäuschung riesengroß: Als das Verpassen der direkten Olympia-Qualifikation am Nachmittag mit Rang zwölf amtlich war, tat den deutschen Kunstturnerinnen ihr mäßiger Auftritt bei den Weltmeisterschaften in Glasgow noch einmal so richtig weh.

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Denn dem Sextett des DTB steht jetzt ein harter Winter bevor, schließlich muss der zweite Schuss beim olympischen Testevent vom 16. bis 19. April 2016 in Rio de Janeiro sitzen. Um dort mindestens den vierten Platz zu erturnen, muss das Training früher als geplant forciert werden - auch um Weihnachten und den Jahreswechsel herum.

"Nun fahren wir eben drei Monate früher nach Brasilien", versuchte Bundestrainerin Ulla Koch, ungeachtet der Traurigkeit um sie herum ein bisschen zu witzeln. Doch ganz kalt gelassen hatte sie das halbe Dutzend Stürze im futuristischen SSE Hydro nicht: "Jede Turnerin sollte über ihre eigenen Fehler nachdenken und daraus etwas mitnehmen."

Was ihre Schützlinge auch pflichtschuldigst taten. "Das war mehr als nur ein Sturz zu viel", sagte Riegenseniorin Elisabeth Seitz. Selbst die einstige Weltcup-Gesamtsiegerin aus Stuttgart zeigte Nerven und büßte am Stufenbarren durch einen Patzer alle Chancen auf das Erreichen des Gerätefinals ein.

"Viel Druck"

Nicht einmal die mit Abstand beste Mehrkämpferin Pauline Schäfer vom TV Pflugscheid-Hixfeld mochte mit ihrer ganz persönlichen Leistung zufrieden sein und legte den Finger in die schmerzende Wunde: "Es war definitiv viel Druck da, und wir konnten nicht auf den Punkt liefern."

Da war es auch kein Trost, dass andere Riegen noch brutaler aus ihren olympischen Träumen gerissen wurden. So landete Ex-Weltmeister Rumänien nach einem Kollektivversagen am Stufenbarren sogar noch hinter der deutschen Mannschaft.

An der Spitze untermauerte Titelverteidiger USA die Ambitionen auf eine Wiederholung des Vorjahressieges. Angeführt von Mehrkampf-Weltmeisterin Simone Biles kamen die US-Girls auf 236,611 Punkte und distanzierten damit Russland (231,437) sowie WM-Gastgeber Großbritannien (227,162) deutlich.

Zwischen Hoffen und Bangen

Was den Koch-Schützlingen zunächst blieb, war die sichere Qualifikation Schäfers für das Mehrkampf-Finale am Donnerstag (18.15 Uhr). Die 18-Jährige durfte auch noch auf einen Platz in der Entscheidung am Schwebebalken hoffen.

Bezüglich des Mehrkampfs schwebte Seitz vorerst zwischen Hoffen und Bangen. Die Chemnitzerin Sophie Scheder, im Mehrkampf diesmal keine Stütze für ihre Teamkolleginnen, turnte zumindest am Stufenbarren auf Finalkurs, hatte aber trotzdem noch unruhige Stunden zu überstehen.