Serena bleibt die Königin von New York

Von Cliff Schmit
Den gebe ich nicht mehr her! Für Serena Williams war es bereits der fünfte Triumph in New York
© getty

Serena Williams hat zum ersten Mal ihren Titel bei den US Open verteidigt. In einem packenden und phasenweise hochklassigen Endspiel setzte sich die Amerikanerin mit 7:5, 6:7 (6:8) und 6:1 gegen die Weißrussin Victoria Azarenka durch. Für die jüngere der beiden Williams-Schwestern war es der 17. Grand-Slam-Titel ihrer Karriere.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Zum ersten Mal seit 2003 standen sich wieder die Nummer eins und die Nummer zwei der Welt in einem Grand-Slam-Finale gegenüber. Die Bilanz der beiden Spielerinnen sprach im Vorfeld der Partie klar zugunsten von Williams (12-3), Azarenka hatte jedoch zwei der letzten drei Duelle für sich entscheiden können. Das Endspiel war auch ein Rematch des letztjährigen Finales, als Williams ebenfalls drei hart umkämpfte Sätze benötigte, um im Corona Park zu triumphieren.

Dass die Amerikanerin für Saisonsieg 67 knapp drei Stunden lang schuften musste, hatte sie sich jedoch größtenteils selbst zu verdanken. Williams sah Mitte des zweiten Durchgangs beim Stande von 4:1 bereits wie die sichere Siegerin aus, ließ die nie aufsteckende Weißrussin jedoch durch eigene Unzulänglichkeiten zurück in die Partie.

Williams versagten bei eigenem Aufschlag zum Matchgewinn gleich zwei Mal die Nerven und somit musste der zweite Durchgang im Tiebreak entschieden werden. In diesem diktierte Vika von Beginn an das Geschehen und verwandelte schließlich ihre dritte Möglichkeit zum Satzausgleich.

Die Weltranglistenzweite konnte das Momentum jedoch nicht in den entscheidenden Satz hinüberretten. Williams gelangen erneut zwei frühe Breaks und ließ sich anschließend auf dem Weg zu ihrem fünften US-Open-Titel nicht mehr aus der Ruhe bringen. Mit fast 32 Jahren ist Williams nun zudem die älteste Siegerin aller Zeiten in New York.

Die Amerikanerin, die auf dem Weg ins Finale lediglich sechszehn Spiele abgegeben hatte, durfte sich im Anschluss über einen Scheck in Höhe von 2,6 Millionen Dollar freuen. Da Williams zudem die US-Series für sich entschied, kam noch einmal eine Million Dollar hinzu. Azarenka musste sich mit 1,3 Millionen Dollar trösten.

Die Reaktionen:

Serena Williams: "Es ist immer eine Ehre in New York zu spielen. Ich habe die Liebe und die Unterstützung der Fans auf dem Center Court regelrecht spüren können. Mein Dank geht natürlich auch an Victoria, die erneut ein Wahnsinnsspiel abgeliefert hat. Sie gibt zu keinem Zeitpunkt auf und zwingt mich stets mein bestes Tennis zu zeigen."

Victoria Azarenka: "Ich habe mein Herz auf dem Platz gelassen, aber die bessere Spielerin hat sich letztendlich durchgesetzt. Ich kann mir keinen großen Vorwurf machen. Ich hoffe, dass ich mich eines Tages in die Siegesliste bei diesem Turnier eintragen darf."

Der Star des Spiels: Der erste Aufschlag von Serena Williams. Es ist kein Geheimnis, dass die 31-Jährige über den mit Abstand besten Aufschlag auf dem Damencircuit verfügt. Auch im Finale konnte sich Williams auf ihre wohl gefürchtetste Waffe verlassen. Landete die erste Angabe im Feld, machte die Amerikanerin zu 76% den Punkt. Hinzukommen neun Asse und etliche Servicewinner. Außerdem stark: ihre Cross-Rückhand.

Der Flop des Spiels: In einem derart packenden Finale war es nicht einfach einen offensichtlichen Flop auszumachen. Neben dem vor allem zu Beginn äußerst nervtötenden New Yorker Wind, müssen an dieser Stelle jedoch auch Azarenkas Doppelfehler genannt werden. Die Weißrussin leistete sich gleich sieben davon und das zu äußerst ungünstigen Zeitpunkten. Gleich zwei Mal (zum 1:4 im zweiten, zum 1:3 im dritten Satz) versagten ihr bei Breakpoint der Gegnerin die Nerven.

Analyse: Die Partie hätte nicht unglücklicher für Azarenka beginnen können. Gleich beim ersten Ballwurf rief ein undisziplinierter Zuschauer dazwischen und zwang die Weißrussin dazu, mitten in ihrer Aufschlagbewegung abzubrechen. Drei schnelle unnötige Fehler später und das erste Servicegame war weg. Der Fehlstart für Vika perfekt.

Doch auch Williams fand nur sehr schleppend in die Partie, haderte in erster Linie mit dem sich ständig drehenden Wind und gab ebenfalls ihre erste Angabe ab.

Beide brachten in der Folgezeit ihre Servicegames jedoch relativ problemlos durch und so war es überraschenderweise die Titelverteidigerin, die die erste brenzlige Situation beim Stande von 4:5 überstehen musste. Die 31-Jährige musste gleich mehrmals über Einstand gehen, erlaubte ihrer Gegnerin jedoch keinen Satzball und schaffte letztendlich den Ausgleich.

Wie so oft im Tennis, zeigten die verpassten Chancen auch bei Azarenka Wirkung und die Weißrussin gab ihr nächstes Aufschlagspiel relativ glatt ab. Williams hatte sich Ende des ersten Satzes auf die schwierigen Außenbedingungen eingestellt und fand immer besser zu ihrem Powertennis. Die Servicewinner kamen jetzt auf Kommando und auch ihr gefürchtetes Returnspiel näherte sich langsam, aber sicher seiner Normalform. Nach knapp einer Stunde sicherte sich die Favoritin Satz eins.

Auch im zweiten Durchgang war Williams vom Start weg am Drücker. Die US-Amerikanerin griff vor allem mit ihrer Rückhand häufig den zweiten Aufschlag ihrer Gegnerin an und zwang Azarenka somit mehr Risiko zu gehen. Nachdem Williams im zweiten Durchgang bereits mit Doppelbreak 4:1 in Führung lag, deutete vieles auf einen schnellen Durchmarsch hin.

Mitte des zweiten Satzes schoss die Fehlerquote bei Williams jedoch unerwartet in die Höhe. Die 31-Jährige hatte urplötzlich eine enorme Streuung - vor allem in ihrer Vorhand - und leistete sich unzählige unnötige Fehler (insgesamt 35). Gleich zwei Mal verpasste sie es die Partie auszuservieren und ließ Azarenka somit wieder in die Partie.

Die Weißrussin, ohnehin für ihre Moral bekannt, nahm die Gelegenheit dankend an und setzte sich in einem hochklassigen Tiebreak knapp mit 8:6 durch. Das Finale schien vor alllem aufgrund Azarenkas Leistungssteigerung wieder vollkommen offen, doch die Herausforderin konnte das hohe Niveau zu Beginn des dritten Durchgangs nicht lange halten.

Während Williams wieder an die starken ersten anderthalb Sätze anknüpfte und die Bälle verteilte, wackelte bei Azarenka vor allem der Aufschlag (nur 55% der Punkte, wenn der erste Aufschlag kam). Der US-Amerikanerin gelangen erneut zwei schnelle Breaks, doch dieses Mal sollte Azarenka nicht zurückkommen.

Die Ergebnisse der US Open