Rebellin Steffen siegt und legt mit Kritik nach

SID
Britta Steffen hat sich bei den Kurzbahn-Meisterschaften ihren 20. nationalen Titel gesichert
© Getty

Unbeeindruckt vom selbst entfachten Zoff im Deutschen Schwimm-Verband (DSV) hat sich Britta Steffen bei den Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal ihren 20. nationalen Titel gesichert.

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Die 29-Jährige gewann über 100 Meter Freistil in 52,60 Sekunden mit einer halben Sekunde vor ihrer künftigen Teamkollegin Daniela Schreiber aus Halle/Saale, die sich ebenfalls für die WM vom 12. bis 16. Dezember in Istanbul qualifizierte. Kurz zuvor war Steffens Lebensgefährte Paul Biedermann über 200 Meter Freistil in 1:43,47 Minuten zum Sieg geschwommen.

Die Erfolge gerieten durch die Kritik des Schwimm-Paares allerdings in den Hintergrund. Am Freitag legten beide im Streit mit dem DSV sogar noch einmal nach. "Ich habe nur das gesagt, was ich über Jahre erfahren habe. Wir müssen nun sehen, dass wir aus einem chronischen Prozess einen akuten machen. Es geht darum, den DSV und die Leistung der Schwimmer zu kurieren", sagte Steffen: "Ich will nur aufrütteln. Ich bin jetzt im Winter meiner Karriere, vielleicht hilft es, wenn ich mal Stellung beziehe. Große Hoffnung habe ich zwar nicht, aber dann habe ich wenigstens all meine Ressourcen erschöpft."

Keine Sanktionen

Steffen hat Thiel mangelnde Leidenschaft für den Schwimmsport unterstellt und ihre Ablösung gefordert. Zudem kritisierte die Doppel-Olympiasiegerin von Peking die fehlende Unterstützung des Verbandes. Biedermann hat die Nachwuchsförderung bemängelt. "Wir haben danach viele nette Worte von anderen Athleten erhalten, das hat uns in unserer Meinung bekräftigt", sagte Biedermann.

Sanktionen müssen Steffen und Biedermann nicht befürchten. "Wir werden ein persönliches Gespräch führen. Es ist wichtig, sachlich mit den Dingen umzugehen", sagte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow, gab aber zu, dass ihm die Kritik "unter die Haut gegangen" sei. Der DSV habe Steffen und Biedermann "als Vorzeige-Athleten und Leistungssäulen" stets "umfänglich versorgt", sagte Buschkow und sprang Thiel zur Seite: "Sie ist eine hochengagierte Präsidentin."

Unmut über Terminplanung

Für weiteren Unmut sorgte am Freitag bei Steffen und Biedermann die Verlegung der deutschen Meisterschaften im nächsten Jahr um drei Wochen auf den 25. bis 28. April 2013, mit der der Verband den TV-Sendern ARD und ZDF entgegen kommt. "Wenn wir nicht irgendwann anfangen, die Vierjahrespläne durchzuziehen, wird das gar nichts mehr mit dem DSV", sagte Steffen. Buschkow verteidigte die Verlegung: "Mediale Präsenz ist für uns ein hohes Gut."

Steffen, die in ihrer Karriere häufig als sehr zielstrebig und nicht gerade kooperativ galt, stört auch die aktuelle Terminplanung des DSV. Die parallel zur EM stattfindende Kurzbahn-DM bezeichnete die Doppel-Olympiasiegerin von Peking, die in London leer ausgegangen war, als "dumm". Biedermann sagte: "Ich hätte mich gerne in Chartres gestellt."

Beim DSV gibt es nach Olympia in London, wo die Beckenschwimmer erstmals seit 80 Jahren ohne Medaillen geblieben waren, unterdessen weiter jede Menge Baustellen. Die Zukunft der Stützpunkttrainer ist offen, Konzepte für den neuen Olympia-Zyklus werden von einer eingesetzten Expertenkommission erst Ende November erwartet und ein neuer Bundestrainer ist nach einem Jahr noch immer nicht gefunden.