Lochte demütigt Phelps mit Weltrekord

SID
Eine Armlänge vorn: Ryan Lochte (l.) hat das zweite Giganten-Duell gegen Michael Phelps gewonnen
© Getty

Als Ryan Lochte seinen eigenen Weltrekord auch ohne Wunderanzug gebrochen und das zweite Giganten-Duell gegen Michael Phelps für sich entschieden hatte, suchte der Rekord-Olympiasieger schnell das Weite.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Kommentarlos eilte Phelps an den wartenden Journalisten vorbei. Er habe erst seine Gedanken sammeln müssen, sagte der 26-Jährige nachher.

Doppelweltmeister Lochte hatte nach dem Fabelrennen dagegen gleich wieder einen klaren Kopf: "Ich wollte etwas tun, was jeder für unmöglich gehalten hatte", sagte er sichtlich stolz.

Mit 1:54,00 Minuten über 200 m Lagen hatte der 26-Jährige in Shanghai nach dem Erfolg über 200 m Freistil nicht nur zum zweiten Mal Phelps auf Rang zwei verwiesen, sondern auch für den ersten Langbahn-Weltrekord ohne die Wunderanzüge gesorgt.

Phelps: "Ich dachte, ich kriege ihn"

Um eine Zehntelsekunde unterbot der dreifache Olympiasieger seine eigene Bestmarke vom WM-Finale in Rom vor zwei Jahren und holte mit der erfolgreichen Titelverteidigung seine neunte Goldmedaille bei Weltmeisterschaften.

"Es kann immer alles passieren. Darum haben wir die Rekorde", sagte Lochte, der schon bei der Kurzbahn-WM in Dubai ohne Anzug zwei Bestmarken aufgestellt und vor den Titelkämpfen in Shanghai weitere angeküdigt hatte: "Ich sehe definitv ein paar Weltrekorde purzeln."

Und Phelps? Der hatte erst bei der Pressekonferenz nach dem Rennen zu sich gefunden und entschuldigte sich für sein rasches Verschwinden. Angesprochen auf den Sieg und die Zeit seines US-Rivalen reagierte er jedoch leicht angesäuert. "Ich habe gesagt, dass man dieses Rennen nur mit Weltrekord gewinnen kann. Ich bin etwas frustriert. Ich dachte, ich kriege ihn", sagte er.

Christian vom Lehn im Endlauf über 200 Meter Brust

Bis zur abschließenden Freistil-Strecke lag Lochte vorne. Doch Phelps kam Zug um Zug heran, alle anderen sechs Schwimmer um Bronzegewinner Laszlo Cseh (Ungarn/1:57,69) dienten als Statisten.

"Auf den letzten 25 Metern dachte ich, ich gewinne. Aber der letzte Zug war etwas lang", haderte Phelps, der einen Tag nach dem Gold über seine Paradestrecke 200 m Schmetterling trotz 16 Hundertstelsekunden Rückstand auch Positives aus dem Rennen zog. "Ich war schneller als bei meinem Olympiasieg 2008. Es ist eine große Motivation für die nächsten Monate, und wir werden weitere Weltrekorde sehen. Heute war ich wohl nicht so gut vorbereitet, wie ich es hätte sein sollen."

Die spannendsten Ereignisse der Schwimm-WM im LIVE-TICKER

Für das deutsche Glanzlicht am Tag des WM-Aus der Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen sorgte Christian vom Lehn. Der Junioren-Europameister zog in 2:09,44 Minuten als Dritter in den Endlauf über 200 m Brust am Freitag ein. "Er hat Chancen, auf drei oder vier zu kommen - mit der Option nach oben", sagte Bundestrainer Dirk Lange.

Cesar Cielo vom Thron gestoßen

Kurzbahn-Europameister Yannick Lebherz verpasste dagegen das Finale über 200 m Rücken. Am Morgen waren bereits Daniela Schreiber über 100 m Freistil und die 4x200-m-Freistil-Staffel der Frauen ausgeschieden.

Die deutschen Wasserballer spielen nur um den siebten Platz. Das Team von Bundestrainer Hagen Stamm verlor das erste Spiel der Platzierungsrunde gegen den Olympia-Zweiten USA mit 8:9 und trifft am Samstag auf Montenegro.

Dem Gastgeber China bescherte die Asienmeisterin Jiao Liuyang mit ihrem Sieg über 200 m Schmetterling die 14. Goldmedaille. Staffel-Weltmeister James Magnussen stieß den umstrittenen Sprint-König Cesar Cielo vom Thron. Der 20-Jährige gewann als erster Australier in der WM-Geschichte Gold über 100 m Freistil.

Freigabe trotz Dopings

Titelverteidiger und Weltrekordler Cielo verpasste um eine Hundertstelsekunden Bronze. Der Brasilianer, der am Montag über 50 m Schmetterling den Titel gewann, hatte trotz Dopingbefunds kurz vor der WM Grünes Licht vom internationalen Sportgerichtshof CAS erhalten.

Die amerikanische 4x200-m-Freistilstaffel holte sich den WM-Titel von den Chinesinnen zurück, die vor zwei Jahren in Rom triumphiert hatten. Die russische Ex-Europameisterin Anastasia Sujewa gewann nach Silber über 100 m Rücken Gold über die halbe Distanz.

Alles zur Schwimm-WM in Shanghai

Artikel und Videos zum Thema