Steffen: "Will die Ur-Britta ausgraben"

SID
Britta Steffen belegte beim Kurzbahn-Weltcup in Berlin Platz vier und sechs
© Getty

Das Blitzlichtgewitter haben Britta Steffen und Paul Biedermann beim ersten gemeinsamen Wettkampf als Schwimm-Traumpaar überstanden. Jetzt muss Steffen aber noch lernen, mit Niederlagen umzugehen.

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Doch das ernüchternde Comeback nach 15 Monaten Pause hat den Kampfgeist der Doppel-Olympiasiegerin geweckt.

Als sich Paul Biedermann bei der Siegerehrung für seinen Doppel-Triumph feiern ließ, schaute Britta Steffen verstohlen zum Podest und applaudierte ihrem Freund.

Vor ihrer 15-monatigen Pause hatte die Doppel-Olympiasiegerin dort oben selbst immer gestanden - jetzt muss sie das Verlieren lernen.

Ernüchterndes Comeback

Doch die Plätze vier und sechs beim Kurzbahn-Weltcup in ihrer Heimatstadt Berlin haben Steffens Kampfgeist geweckt. "Ich werde versuchen, die Ur-Britta wieder auszugraben", sagte die 26-Jährige und versuchte, sich selbst trotz des auf dem Papier ernüchternden Comebacks Mut zu machen: "Ich würde mir eine Medaille dafür geben, dass ich überhaupt gestartet bin."

Steffen hatte schon im Vorfeld vor zu hohen Erwartungen bei ihren ersten Rennen seit dem doppelten WM-Triumph von Rom 2009 gewarnt und betont, sie könne "keine Bäume ausreißen". Dennoch schmerzten die ersten Niederlagen im internationalen Vergleich seit dreieinhalb Jahren.

Steffen: Bin erfolgsverwöhnt

"Es ist schwer, damit umzugehen, wenn man wie ich so erfolgsverwöhnt ist", sagte die vierfache Europameisterin von 2006: "Wenn ich unter Wasser zur Seite schiele, bin ich es nicht gewohnt, andere vor mir zu sehen. Aber da muss ich jetzt durch."

In Berlin war die Weltspitze für Steffen weit weg. Über 100 m Freistil lag sie als Sechste (53,45) anderthalb Sekunden hinter der Weltjahresbesten Femke Heemskerk (Niederlande).

Über die halbe Distanz schwamm der Viertplatzierten (24,53) die niederländische Siegerin Hinkelien Schreuder um fast fünf Zehntelsekunden davon.

Erster Auftritt mit Biedermann

Doch Verzweiflung verspürte die Berlinerin nicht: "Auch wenn ich geneigt bin, wegen der Platzierungen zu weinen, kann ich lächeln. Das nehme ich als etwas Positives mit."

Trost spendete ihr Biedermann, der seine Freundin mehrmals aufmunternd in die Arme nahm und küsste. "Auf dem Block steht man alleine, aber im Herzen weiß man, wo man hingehört. Er hat mir sehr geholfen", sagte Steffen.

Natürlich wurde beim ersten gemeinsamen Auftritt des Schwimm-Traumpaares jeder Blickkontakt und jede Berührung von den Kameras und Journalisten fieberhaft verfolgt.

Wie Graf und Agassi

Steffen nutzte den Trubel über ihr Privatleben nicht als Ausrede. "Ich konnte mich voll auf meine Wettkämpfe konzentrieren", sagte die Weltrekordlerin und zeigte Verständnis für das öffentliche Interesse an ihrer Beziehung: "Wenn Steffi Graf und Andre Agassi gemeinsam irgendwo sind, interessiert mich das ja auch."

Paul Biedermann war da weniger gelassen. "Wir sind nicht das Glamour-Paar, das ständig belagert werden möchte", sagte der Doppel-Weltmeister, der nach seinen zwei Siegen über 200 (1:44,36) und 400 m Freistil (3:42,31) selbstbewusst zum Duell gegen den französischen Shootingstar Yannick Agnel beim Weltcup-Abschluss am Wochenende in Stockholm fliegt.

Bei der EM in Budapest hatte der Abiturient Agnel dem favorisierten Biedermann über 400 m Freistil eine empfindliche Niederlage zugefügt.

Steffen lässt Kurzbahn-WM aus

Von seiner Topform ist Biedermann jedoch noch weit entfernt. "Mir fehlt noch die Spritzigkeit. Und wenn ich meine Wenden sehe, könnte ich ausrasten. Es gibt noch einiges zu tun", sagte der Sportler des Jahres 2009.

Sowohl Biedermann als auch Steffen werden bei den deutschen Kurzbahnmeisterschaften in anderthalb Wochen und bei der EM auf der 25-m-Bahn in Eindhoven (25. bis 28. November) an den Start gehen. Die Kurzbahn-WM in Dubai (15. bis 19. Dezember) lässt Steffen anders als Biedermann aus.

Steffen bei Kurzbahn-Weltcup nur Sechste