Biedermanns Mission Gold ist erfüllt

SID
Paul Biedermann trainiert im SV Halle bei Frank Embacher
© Getty

Paul Biedermann konnte seinen Sieg über 200 m Freistil bei der EM in Budapest erst mit Verzögerung genießen. Die Schelte nach Silber über 400 m Freistil machte ihm immer noch zu schaffen.

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Nach einer liebevollen Umarmung von Freundin Britta Steffen hatte Paul Biedermann endgültig seine gute Laune wiedergefunden. "Schönen Abend noch", wünschte der alte und neue Schwimm-Europameister in die Runde, dann zog er Arm in Arm mit Steffen und mit einem schelmischen Lächeln im Gesicht davon.

Biedermann hatte seine Mission in Budapest mit Gold über 200 m Freistil erfüllt, Britta Steffen den Auftrag von Franziska van Almsick. "Ich weiß gar nicht, warum der Paul so grimmig guckt. Er hat doch allen Grund, glücklich zu sein", hatte "ARD"-Expertin van Almsick nach Biedermanns Triumph gesagt und in Richtung Steffen hinzugefügt: "Das ist jetzt deine Aufgabe."

Biedermann fühlt sich zu Unrecht kritisiert

Biedermanns Unmut hatte einen Grund. Die Schelte nach Silber über 400 m hatte dem Sportler des Jahres 2009 zugesetzt. Den Sieg auf seiner Lieblingsstrecke nutzte er deshalb auch zur Abrechnung mit seinen Kritikern.

"Man muss sich in Deutschland auch mal hinterfragen, ob wirklich nur Gold zählt oder ob nicht auch mal eine Silbermedaille schön ist", sagte der 24-Jährige aus Halle/Saale und ließ mächtig Dampf ab.

Für ihn selbst seien die vergangenen Tage in Ungarn lehrreich gewesen. "Ich habe viel gelernt, zwar nicht im schwimmerischen, aber im menschlichen und emotionalen Bereich. Ich habe gelernt, wie es ist, mit Druck umgehen zu müssen, wie es ist, mit den Forderungen umzugehen, wie es ist, mit dem angeblichen Misserfolg umgehen zu müssen. Das sind ganz wichtige Schritte, die ich hier gemacht habe", sagte Biedermann: "Ich denke, das kann keine Zeit aufwiegen."

Weltjahresbestzeit hatte keine Priorität

Dass es im Fernduell mit Rekord-Olympiasieger Michael Phelps nicht wie vor dem Rennen angekündigt zur Weltjahresbestzeit über 200 m Freistil gereicht hat, ist für Biedermann kein Problem.

"Der Titel hatte Priorität. Dass Michael jetzt vor mir liegt, ist für mich Motivation", sagte er: "Unser Trainer Dirk Lange hat zu mir gesagt: du kannst niemanden schlagen, der nicht hier ist."

Eines ist trotzdem klar geworden: Der Wunderschwimmer wie bei seinem Doppel-Coup vor einem Jahr bei der WM in Rom ist Biedermann ohne den mittlerweile verbotenen High-Tech-Anzug nicht mehr. Bis Olympia 2012 in London wartet auf den Praktikanten der Wasserwerke Halle/Saale deshalb ein hartes Stück Arbeit.

Biedermann startet in Eindhoven und Dubai

Es ist nicht nur Phelps, mit dem sich Biedermann duellieren muss. Der 18 Jahre alte Franzose Yannick Agnel, Biedermanns Bezwinger über 400 m, hat als neuer Rivale seine Ansprüche angemeldet.

Beide wird Biedermann wohl noch in diesem Jahr wiedersehen. "Ich werde die Kurzbahn-Saison voll durchziehen und sowohl bei der EM in Eindhoven als auch bei der WM in Dubai starten", sagte er.

Doch das ist zunächst Zukunftsmusik. In Budapest hat er auf einen Start über 100 m verzichtet und genießt zwei freie Tage, bevor zum Abschluss am Wochenende die Staffeln auf dem Programm stehen. Danach freut er sich auf mehr gemeinsame Zeit mit Britta Steffen und auf seinen wohlverdienten Urlaub am Meer.

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