Tour-Präsentation im Schatten des Dopings

SID
Christian Prudhimme (r.) hat den neuen Etappenplan bekannt gegeben
© Getty

Er war nicht da und doch in aller Munde. Tour-Sieger Alberto Contador blieb der Präsentation der Frankreich-Rundfahrt 2011 am Dienstag in Paris fern.

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Der Ehrenplatz in der ersten Reihe des Palais des Congres blieb leer, und trotzdem drehte sich bei der feierlichen Präsentation der Tour de France 2011 alles um Alberto Contador. Im Schatten des großen Doping-Skandals um den dreimaligen Tour-Champion hob sich in Paris der Vorhang für die 98. Frankreich-Rundfahrt.

Eine Strecke, die ganz auf einen Zweikampf zwischen den beiden großen Rivalen Contador und Andy Schleck ausgerichtet ist. Ob es zu diesem Duell überhaupt kommen wird, müssen wieder einmal die Sportgerichte entscheiden.

Warten auf die Entscheidung der WADA

"Wir warten auf die Entscheidung des Radsport-Weltverbandes und der Welt-Anti-Doping-Agentur. Wir hoffen, dass wir nicht zu lange warten müssen", mahnte Tourchef Christian Prudhomme, der sich offiziell kein Urteil über die mögliche Schuld Contadors, bei dem in einer Dopingprobe am zweiten Ruhetag der Tour geringe Spuren von Clenbuterol gefunden worden waren, bilden wollte:

"Verdächtig heißt nicht schuldig. Es wäre unverantwortlich, die Entscheidung der UCI und WADA nicht abzuwarten." Ein schnelles Ende der Affäre wünscht sich auch der Tour-Zweite Schleck: "Ich hoffe, dass es in den nächsten Wochen eine Entscheidung gibt - für den Radsport, für ihn, für uns."

Das könnte aber noch dauern. "Ich weiß nicht, wie lange. Das ist ein komplizierter Prozess", erklärte UCI-Präsident Pat McQuaid und ergänzte: "Im Sinne der Fairness gegenüber allen, Contador, der Tour und dem Radsport insgesamt, müssen wir ins Detail gehen. Wie auch immer die Entscheidung aussehen mag, es muss die richtige sein."

Verzicht auf Filmmodifikation

So strahlte beim Rückblick auf die Tour 2010 der Spanier, der auf eine persönliche Anwesenheit in Paris verzichtet hatte, auf der Leinwand im Gelben Trikot. Auf eine Modifizierung des Films wie vor vier Jahren beim Dopingfall Floyd Landis wurde bewusst verzichtet.

Prudhomme war darum bemüht, das Thema Contador kleinzuhalten, und lobte stattdessen die Fortschritte im Anti-Doping-Kampf. Der Radsport habe Pionierarbeit geleistet und mache mehr als jede andere Sportart.

Der Radsport hat aber auch die meisten Dopingfälle vorzuweisen. Und weil dies so ist, fehlte neben Contador auch gleich der Mann in Grün. Sprinterkönig Alessandro Petacchi schwänzte ebenfalls die Veranstaltung, der Italiener sieht sich derzeit in seiner Heimat einmal mehr Dopingvorwürfen ausgesetzt.

Nur zwei Zeitfahren

So stand Andy Schleck ein wenig verloren auf der großen Bühne neben dem Entwurf der Route 2011. Die dürfte dem Luxemburger gefallen haben. Vier Bergankünfte und nur zwei kurze Zeitfahren, eins davon ein Mannschaftszeitfahren, kommen dem Kletterspezialisten wie auch Contador entgegen.

Der Showdown findet auf dem Col du Galibier statt. Der 2645 m hohe Alpenriese, der vor 100 Jahren erstmals im Tour-Programm stand, muss gleich zweimal gemeistert werden. Am 21. Juli findet erstmals in der Tour-Geschichte eine Bergankunft auf dem Galibier statt, einen Tag später geht es auf dem Weg nach Alpe d'Huez nochmal über den Anstieg der höchsten Kategorie.

Gestartet wird die Tour auf der Atlantikinsel Ile de Noirmoutier, und der Auftakt hat es gleich in sich. Anstelle eines Prologs steht eine Etappe über 191 km zum Mont des Alouettes auf dem Programm. Dabei werden die Fahrer direkt nach dem Start auf die Probe gestellt, wenn es über die 4,5 km lange Passage du Gois geht.

Auf dem Kopfsteinpflaster-Abschnitt, der Noirmoutier mit dem Festland verbindet und zweimal am Tag vom Meer überflutet wird, droht eine Rutschpartie wie 1999, als es einen Massensturz gab und der spätere Gesamtzweite Alex Zülle gut sechs Minuten verlor.

Ullrichs Alptraum Noirmoutier

Keine gute Erinnerungen hat auch Jan Ullrich an Noirmoutier. Beim Auftaktzeitfahren 2005 wurde er von Lance Armstrong sogar eingeholt und musste seine Hoffnungen auf den Toursieg fast schon begraben.

Auf der zweiten Etappe folgt bereits das Mannschaftszeitfahren über 23 km rund um Les Essarts. Anschließend geht es auf dem 3471 km langen Weg nach Paris entgegen dem Uhrzeigersinn zunächst in die Pyrenäen.

Dort warten in Luz-Ardiden und auf dem Plateau de Beille die ersten beiden Bergankünfte, bevor in den Alpen und spätestens am vorletzten Tag beim Zeitfahren in Grenoble die Entscheidung fällt.

Unterdessen wurde bekannt, dass sich die polnische Stadt Krakau um die Ausrichtung des Starts der Tour 2012 beworben hat. Krakau erwartet im Kampf um den Zuschlag große Konkurrenz. Als Favorit gilt Lüttich, außerdem haben sich Barcelona, Salzburg, die Region Tirol, das Emirat Katar und weitere ausländische Städte um die Ausrichtung des Grand Depart 2012 beworben.

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