Winokurow lässt Spekulationen hochkochen

SID
Alexander Winokurow fuhr von 2000 bis 2005 für das Team Telekom
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Der fulminante Sieg von Alexander Winokurow bei Lüttich-Bastogne-Lüttich hat für Aufsehen gesorgt. Um den angeblich rehabiltierten Kasachen ranken sich neue Dopingerüchte.

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Der gesamten Weltspitze war Alexander Winokurow davongefahren, den Verdächtigungen konnte er freilich nicht entfliehen. Auf den kasachischen Dopingsünder wartete nach dem Sieg beim 96. Frühjahrsklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich die harte Anklagebank.

Insbesondere Winokurows Trainingslager jüngst auf Teneriffa, wo Dottore Epo Michele Ferrari und der spanische Dopingarzt Eufemiano Fuentes weiter ihr Unwesen treiben, warfen im fast 30-minütigen Kreuzverhör vor der Weltpresse unangenehme Fragen für den Kasachen auf.

"Ich war nicht bei Ferrari", beteuerte der inzwischen 36-Jährige, der 2007 bei der Tour de France zweimal wegen Fremdblutdopings aufgeflogen war und den Radsport fast in den Abgrund getrieben hätte. "Ich darf trainieren, wo ich will. Auf Teneriffa herrschen ideale Bedingungen. Dort kann ich in aller Ruhe bei schönem Wetter hart arbeiten", sagte Winokurow, der in seiner Wahlheimat Monaco auch nicht gerade in einer Kaltwetterzone zuhause ist.

Bereits vor seiner Dopingsperre hatte Winokurow mit dem wegen Sportbetrugs verurteilten Ferrari, der einst auch Lance Armstrong schnelle Beine gemacht hatte, zusammengearbeitet. Natürlich nur der Trainingspläne wegen, wie sich der Kasache damals rausredete. Heute habe er keinen Trainer mehr. "Nach 2007 habe ich gemerkt, dass ich keinen Trainer brauche. Ich habe über zehn Jahre Erfahrung im Radsport. Ich trainiere für mich selbst", sagte der frühere T-Mobile-Profi.

"Ich habe dafür bezahlt"

Der Sieg beim ältesten noch existierenden Eintagesrennen der Welt sei das Ergebnis harter Arbeit gewesen. "Ich war zwei Jahre gesperrt. Ich habe dafür bezahlt. Nun ist aber das dunkle Kapitel geschlossen, es liegt hinter mir. Ich bin sauber. Nun gibt es einen Wino ohne Doping", faselte der Kasache in monotoner Stimmlage fast schon einstudierte Unschuldsbekenntnisse.

Auf dem Siegerpodest musste sich Winokurow, der am Freitag bereits den Giro del Trentino gewonnen hatte, einige Pfiffe gefallen lassen. Die Radsport-Fans haben ihm offenbar noch lange nicht verziehen.

"Der Sieg ist für mich eine große Revanche", behauptete Winokurow. Revanche wofür? Offenbar hat es der Kasache der Tour-Organisation ASO schwer übel genommen, dass er nach dem Dopingfall verteufelt wurde. Dass er nun ausgerechnet seinen ersten großen Sieg bei einem ASO-Rennen geholt hat, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie.

Und der Radsport darf sich schon mal auf einiges gefasst machen. In gut zwei Wochen geht Winokurow beim Giro d'Italia an den Start. In der Form ist der Kasache ("Das Rosa Trikot fehlt noch in meiner Kollektion") ein heißer Sieganwärter. Anschließend will der Astana-Profi sein Comeback bei der Tour geben. Hindernisse dürfte es nicht mehr geben, Tourchef Christian Prudhomme sieht keine Möglichkeit, den Geächteten auszugrenzen.

"Auf saubere Weise Rennen gewinnen"

"Bei der Tour will ich Alberto Contador zum Gesamtsieg verhelfen. Er ist jung und hat das Potenzial. Ich habe genug Rennen gewonnen", sagte Winokurow.

Doch Contador sollte sich nicht allzu sehr auf die Hilfe des Volkshelden aus Kasachstan verlassen, denn auch in Lüttich sollte der Olympia-Zweite von 2000 eigentlich nur als Helfer fungieren.

Und was folgt nach der Tour? "Dann will ich Fabian Cancellara bei der WM im Zeitfahren schlagen. Und ich will den jungen Fahrern zeigen, dass es möglich ist, auf saubere Weise Rennen zu gewinnen", erzählte Winokurow.

So recht glauben wollte ihm das keiner.

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