EM: Debütanten misslich, Ehning perfekt

SID
Maurice Tebbel war mit seinem ersten Auftritt bei der EM nicht zufrieden
© getty

Wie in seinen allerbesten Zeiten hat Marcus Ehning bei der EM in Göteborg im Auftaktspringen ein erstes deutliches Zeichen gesetzt. Der Senior der jungen deutschen Mannschaft drehte auf seinem hochkonzentrierten Wallach Pret a Tout eine Nullrunde im Kampf gegen die Uhr und schuf damit die allerbesten Voraussetzungen für das Einzel-Finale der 25 Besten am Sonntag.

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"Ich glaube, ich habe eine perfekte Runde erwischt", sagte Ehning. Am Ende musste er nur dem schnelleren Schweden Peder Fredricson mit All In den Vortritt lassen: "Toutou ist ein total flexibles Pferd, er kann alle Wege gehen und hat das auch getan." Bundestrainer Otto Becker war voll des Lobes: "Marcus ist schon das ganze Jahr gut drauf, jetzt hat er auch für die Einzelwertung alles in der Hand."

Dass die deutsche Equipe dennoch mit einem Rückstand in den ersten Umlauf des Nationenpreises am Donnerstag geht, ist dem missglückten EM-Debüt der Team-Youngster Maurice Tebbel mit Chacco's Son und Laura Klaphake mit Catch me if you can geschuldet. Beide leisteten sich jeweils zwei Fehler, am Ende standen die Plätze 59 (Tebbel) und 65 (Klaphake) unter 80 Startern. 13. wurde Philipp Weishaupt mit dem mächtigen Schimmel Convall, der lange gut unterwegs war, sich aber im letzten Drittel doch noch einen Abwurf leistete.

Becker: Maurice und Laura fehlt noch Erfahrung

"Man hat Maurice und Laura deutlich angemerkt, dass die Erfahrung fehlte", sagte Becker: "Aber irgendwann und irgendwo müssen sie ja mal anfangen, das haben wir doch alle hinter uns." Becker sieht auch in der Nationenwertung nicht ganz so schwarz: "Ja, wir haben einen Rückstand, aber sind dennoch in Reichweite." Es führt die Schweiz mit 5,15 Punkten vor Olympiasieger Frankreich (6,78) und Gastgeber Schweden (7,21).

Zu Ehnings ersten Gratulanten gehörte sein alter Weggefährte Ludger Beerbaum, der beide Daumen hochreckte, als sein früherer Teamkollege die Zielschranke passierte. "Ludger und ich tauschen uns nach wie vor regelmäßig aus", sagte Ehning über das Verhältnis zu dem aus der Nationalmannschaft zurückgetretenen viermaligen Olympiasieger, der in Göteborg als Beobachter dicht am Team ist.

Tebbel und Klaphake bescheinigte auch Ehning fehlende Erfahrung. "Die Bäume wachsen halt nicht in den Himmel", sagte er: "Das ist hier ein Championat, da ticken die Uhren nochmal ganz anders. Da macht Erfahrung sehr viel aus."

Ehning gab Klaphake Tipps

Klaphake hatte sich beim Abgehen des Parcours am frühen Morgen noch ausführliche Tipps bei Ehning abgeholt. Der 43-Jährige erklärte mit ausladenden Gesten die Ideallinie und die optimalen Winkel, Klaphake hörte aufmerksam zu. Dass es für sie trotzdem nicht nach Wunsch lief, kreidete die 23-Jährige allein sich selbst an: "Mein Pferd hat alles richtig gemacht, der Fehler ging auf meine Kappe."

Während Klaphake auch dann nicht ihren Optimismus verlor, als sie nach dem Ritt im Stall vergeblich nach ihrer Akkreditierung suchte ("Die muss doch irgendwo sein"), hatte es Tebbel komplett die Laune verhagelt. "Enttäuscht und verärgert" sei er, ließ der Sohn des mittlerweile für die Ukraine startenden René Tebbel, der am Ende deutlich vor ihm landete, wissen: "So habe ich mir das nicht vorgestellt."

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