"Ich fiebere mit Valentino Rossi"

Von Interview: Alexander Mey
Jonas Folger hat einige Zeit seiner Motorrad-Ausbildung in Spanien verbracht
© jonas folger

Jonas Folger ist eines der hoffnungsvollsten deutschen Motorrad-Talente und fährt 2011 auf der Maschine des Weltmeisters. SPOX sprach mit ihm über den Druck im Topteam, sein Idol Valentino Rossi, Spanien und sein Traumauto.

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Am Wochenende geht es los. Die MotoGP-Saison beginnt mit dem Wüstenrennen in Katar. Mit dabei ist auch Jonas Folger. Er startet in der 125er Klasse für das Team von Weltmeister Marc Marquez und seine Ziele sind entsprechend ambitioniert. Gut möglich, dass nach Stefan Bradl wieder ein Deutscher regelmäßig um Siege und Podestplätze fährt.

Dabei darf der 17-jährige Folger auf öffenlichen Straßen bisher nur mit 15 PS durch die Gegend tuckern. Außer in Begleitung seiner Eltern, dann geht es mit 250 PS zur Sache.

Warum ist ausgerechnet ein Renault sein Traumauto? Warum kann er kein Spanisch? Was bewundert er an seinem Idol Valentino Rossi? Und was für Musik läuft eigentlich in Folgers Zimmer? Das und mehr verrät er im SPOX-Interview.

SPOX: Der 13. August ist ein großer Tag für Dich, da wirst Du 18. Was macht der Führerschein?

Jonas Folger: Den habe ich schon. Allerdings darf ich im Moment nur in Begleitung von meinen Eltern und meinem Onkel fahren. Wenn ich 18 bin, kann ich endlich auch alleine loslegen.

SPOX: Schon ein eigenes Auto?

Folger: Ja, ich habe schon eins.

SPOX: Und was für eins?

Folger: Einen Renault Megane RS, 250 PS. Der geht nicht schlecht (lacht). Das ist mein Traumauto.

SPOX: Nicht schlecht für einen Fahranfänger. Aber wieso ist denn ein Renault Dein Traumauto?

Folger: Der gefällt mir einfach. Mein Vater hat außerdem eine Renault-Werkstatt gehabt.

SPOX: Fährst Du privat eigentlich auch Motorrad?

Folger: Ja, klar. Ich habe eine 125er von Aprilia - mit 15 PS. Das ist jetzt nicht so der Hit, doch damit mit Freunden im Sommer in die Berge zu fahren, ist schon ganz lustig. Ich werde aber in diesem Sommer noch den Führerschein für die großen Motorräder machen. Für die praktische Prüfung muss ich jedoch 18 Jahre alt sein.

SPOX: Kommen wir zum beruflichen Motorradfahren. Wie groß ist die Zuversicht nach den letzten Testfahrten in Jerez und vor dem ersten Rennen am Wochenende in Katar?

Folger: In Jerez ist es für mich super gelaufen. Ich habe die Leute im Team und das Motorrad besser kennen gelernt und wir haben Fortschritte gemacht. Die Zeiten waren mit Platz vier auch einigermaßen gut.

SPOX: Einigermaßen gut reicht aber für Dich als neuen Fahrer des Weltmeisterteams nicht aus, oder?

Folger: Nein, so ist es nicht. Die sind schon mit mir zufrieden. Ich habe aber das Gefühl, dass noch mehr drin ist. Ich kann es gar nicht erwarten, nach Katar zu fahren und das zu zeigen. Mein Ziel ist es, in dieser Saison unter die Top Fünf zu kommen.

SPOX: Im Weltmeisterteam als Nachfolger des Champions Marc Marquez wird der Druck auf Dir enorm sein. Kommt diese Herausforderung nicht ein bisschen zu früh?

Folger: Der Druck ist schon da, dass in meinem neuen Team jetzt mehr auf die Ergebnisse geschaut wird. Aber vielleicht ist dieser Druck gar nicht so schlecht. Man wird dadurch ein bisschen gepusht. Bis jetzt geht es aber noch. Ich denke, der Druck auf meinem Teamkollegen Efren Vazquez ist deutlich höher.

SPOX: Generell muss der Druck in der 125er Klasse riesig sein. 30 Nachwuchs-Fahrer kämpfen um die wenigen Plätze in der Moto2, die die Aufstiegschance nach ganz oben bietet - ein ständiges Hauen und Stechen, oder?

Folger: In den Rennen wird schon mit Ellbogen gefahren. Vor allem in den letzten Runden. Gerade bei den etwas älteren Fahrern merkt man, dass sie mehr beißen und immer darauf versessen sind, ganz vorne dabei zu sein. Man hat zum Beispiel bei Vazquez gesehen, dass er es nicht so toll fand, bei den Tests langsamer zu sein als ich.

SPOX: Hast Du einen Plan, wann Du in die nächst höhere Klasse aufsteigen willst?

Folger: Darüber mache ich mir noch überhaupt keine Gedanken. Ich will erst einmal eine konstante Saison fahren und dann sehen wir weiter.

SPOX: Was bist Du eigentlich im Vergleich zu den großen Stars in der obersten Klasse MotoGP? Kollege oder Fan?

Folger: Ich bin sicher noch Fan. Nach meinem Rennen schaue ich mir gerne die MotoGP an und fiebere mit.

SPOX: Mit wem besonders?

Folger: (lacht) Mit Valentino Rossi.

SPOX: Warum mit ihm?

Folger: Man sieht bei ihm, dass er ruhig und gelassen an die Sache herangeht. Er schafft es aber mit dieser Gelassenheit, immer vorne dabei zu sein. Er geht sicher viel Risiko, aber ihm gelingt es, es leicht aussehen zu lassen. Von ihm kann ich als junger Fahrer sehr viel lernen, denn er spart durch seinen sauberen Fahrstil viel Energie.

SPOX: Du bewunderst also Rossi. Aber kennt Rossi Dich überhaupt?

Folger: Na ja, gequatscht habe ich noch nicht mit ihm, aber er kennt sicher alle Fahrer. Rossi ist immer an der Boxenmauer und schaut sich die Starts unserer Rennen an.

SPOX: Rossis Markenzeichen ist die Startnummer 46. Du hast die 94. Auch ein Markenzeichen?

Folger: Eigentlich wollte ich die 25 haben, weil ich die bei den Mini-Bikes und in der Akademie schon hatte, doch bei meinen ersten Wildcard-Einsätzen in der WM bekam ich einfach die 94. Mit der läuft es aber sehr gut und ich möchte sie jetzt auch gerne als Markenzeichen behalten. Sie ist mir ans Herz gewachsen.

SPOX: Bis irgendwann vielleicht die 1 kommt.

Folger: (lacht) Nein! Ich bleibe auch dann bei der 94.

SPOX: Was hättest Du eigentlich gemacht, wenn es mit dem Motorradfahren nicht geklappt hätte?

Folger: Ich denke immer nur ans Motorradfahren. Schon in der zweiten Klasse habe ich nur davon geträumt, in der WM zu fahren - und das habe ich geschafft. (lacht)

SPOX: Haben Deine Eltern nie gesagt: "Junge, lerne etwas Anständiges"?

Folger: Nein. Meine Eltern haben immer hinter mir gestanden. Da ist es auf jeden Fall ein Vorteil, dass die ganze Familie aus dem Motorradsport kommt.

SPOX: Trotzdem hast Du aber einen ordentlichen Schulabschluss.

Folger: Klar, ich bin mit der Schule fertig. Eigentlich sollte ich jetzt in die Berufsschule gehen, aber die haben mich beurlaubt, weil ich so viel unterwegs bin.

SPOX: Wie gut ist eigentlich Dein Spanisch?

Folger: (lacht) Spanisch kann ich eigentlich gar nicht. Ich verstehe höchstens ein paar Brocken.

SPOX: Erstaunlich, wo Du doch in Spanien in der Motorrad-Akademie warst.

Folger: Damals war ich noch sehr jung und konnte noch nicht einmal richtig Englisch. Von daher habe ich mich darauf konzentriert, innerhalb der Akademie Englisch zu reden. Unsere Gruppe von sechs Fahrern war schließlich sehr international.

SPOX: War der Schritt nach Spanien schwierig?

Folger: Schon. Wenn man mit zwölf Jahren mal eben für einen Monat zum Training nach Spanien fliegt, ist das nicht einfach. Aber ich habe mich riesig gefreut, bei einer Legende wie Alberto Puig trainieren zu dürfen. Dort habe ich eine Menge gelernt. Letztlich macht es einen hart. Und das merke ich heute. Die vielen Reisen und der Stress machen mir nicht mehr viel aus.

SPOX: War der Gang nach Spanien damals der einzig mögliche Weg?

Folger: Es war der richtige Weg. Die Alternative wäre der Junior-Cup gewesen. Und von dort in die WM zu kommen, ist deutlich schwerer als nach einer Ausbildung bei Alberto Puig in Spanien.

SPOX: Hast Du in Deiner Zeit in Spanien auch etwas vom Land gesehen oder nur die Rennstrecke?

Folger: Mittlerweile habe ich schon ganz schön viel vom Land gesehen. Vor allem Barcelona. Ich finde es aber daheim am schönsten.

SPOX: Was machst Du denn, wenn Du daheim mal Freizeit hast und nicht auf dem Motorrad sitzt?

Folger: Ich spiele mit meinen Kumpels gerne Paintball. Und im Sommer gehe ich gerne ins Schwimmbad, wenn Zeit ist.

SPOX: Was ist mit Musik und Fernsehen? Irgendwelche Vorlieben?

Folger: Ich höre privat Hip Hop, Eminem zum Beispiel. Im Fernsehen schaue ich regelmäßig "Die Simpsons" und "Two and a half Men".

SPOX: Klingt nach einem ganz normalen 17-Jährigen. Oder bist Du doch schneller erwachsen geworden als gleichaltrige Kumpels?

Folger: Meine Eltern und auch ich selbst haben schon gemerkt, dass ich durch meine Reisen und den Sport mit 13, 14 Jahren nicht mehr ganz so kindlich war wie meine Altersgenossen.

Der Rennkalender der 125er Motorrad-WM

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