Montoya verpasst Platz zwei um Haaresbreite

Von © Motorsport-Total.com
In seinem 100. Rennen scheiterte Juan Pablo Montoya (vorn) nur knapp am ersten Sieg
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Race-Thriller beim Sylvana 300 in New Hampshire: Montaya fährt nach "Foto-Finish" auf Platz drei, ein 50-Jähriger siegt. Auf der Ziellinie kommt es beinahe zum Desaster.

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Was für ein Chase-Auftakt! NASCAR-Oldie Mark Martin gewann in New Hampshire sein fünftes Sprint-Cup-Rennen der Saison 2009.

Der 50-Jährige musste im Finale alle Reserven seines Hendrick-Chevrolet mobilisieren, um einen wütend anstürmenden Juan Pablo Montoya hinter sich zu halten, der beim Sylvania 300 nicht weniger als 104 von 300 Runden in Front lag.

Knapp am Desaster vorbei

Drei Gelbphasen in den letzten 18 Runden verdeutlichen die Intensität der Schlussphase, und um ein Haar hätte es in der letzten Runde noch ein größeres Desaster gegeben, weil A.J. Allmendinger in seinem Petty-Dodge nach einem Dreher in einer dichten Rauchwolke auf der Ziellinie stand, als dahinter die komplette Spitze angeschossen kam.

NASCAR zückte glücklicherweise noch einmal eine allerletzte Gelbe Flagge, zu einer Green-White-Chequered-Verlängerung kam es nicht mehr.

Renn-Aus für Earnhardt Jr

Es war ein Rennen der unterschiedlichen Strategien, das am Ende kulminierte, als alle Kontrahenten zum letzten Mal beim Service waren und die Gelbe Flagge Nummer acht kam. Das auseinandergezogene Feld war urplötzlich wieder zusammen, als der Reigen der finalen Restarts begann.

David Reutimann (Waltrip-Toyota) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) gerieten aneinander, was den NASCAR-Superstar - auf Kurs zu einem Top-10-Resultat - unsanft aus dem Rennen nahm. 13 Runden vor dem Ende führte Mark Martin vor Kurt Busch (Penske-Dodge), Denny Hamlin (Gibbs-Toyota), Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) und Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet).

Montoya am Ende auf Platz drei

Der Kolumbianer erwischte einen Bombenstart und kassierte auf der Gegengerade erst Hamlin und Johnson, wenige Kurven später auch Kurt Busch. Vorne schien Mark Martin jedoch bereits enteilt, als sich A.J. Allmendinger und Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota) noch einmal in die Haare gerieten.

Wieder folgte Gelb, und drei Runden vor Schluss kam es zu einem letzten Restart: Außen lag Mark Martin, Montoya tauchte auf der Innenbahn neben dem so schnellen gelb-blauen Hendrick-Chevrolet in Turn 1. Seite an Seite bestritten die beiden Kontrahenten die nächsten Kurven, bevor sich der NASCAR-Oldie schließlich auf der Außenbahn - und der allerletzten Rille - durchsetzen konnte.

Montoya wehrt sich nach Leibeskräften

Montoya war geschlagen, und musste sich vielmehr mit Händen und Füßen gegen den von hinten anstürmenden Denny Hamlin wehren, als die Allmendinger-Situation wenige Meter vor der Ziellinie das Sylvania 300 neutralisierte.

Zunächst vergab NASCAR Platz zwei an Montoya, nach Sichtung der TV-Bilder hatte jedoch Hamlin die Nase knapp vorne.

Endlich wieder Aggressivität

Ein ähnliches Szenario zeigten zuvor Jimmie Johnson (4.) und Kurt Busch (6.), wobei sich der amtierende NASCAR-Champion durchsetzte, und kurz danach auch noch Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 5.) an seinem Bruder vorbeischlüpfte.

Rang sieben ging an Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet) vor einem starken Elliott Sadler (Petty-Dodge). Vorjahressieger Greg Biffle im besten Roush-Ford und Clint Bowyer (Childress-Chevrolet) rundeten die Top 10 ab.

Martin einfach einen Tick besser

Damit blieb Montoya, der die erste Rennhälfte weitgehend dominierte, sein erster Oval-Sieg auch in seinem 100. Jubiläumsrennen, und an seinem 34. Geburtstag verwehrt. Sein Trost kann sein, dass er von einem bärenstarken Mark Martin geschlagen wurde, der am Ende einfach den berühmten Tick besser war.

Zudem zeigte der Kolumbianer, dass er im NASCAR-Chase seine zuletzt so kontrollierte Defensivtaktik tatsächlich weitgehend über Bord werfen wird, denn ein aggressiver Montoya bot teilweise Überholmanöver haariger Art und Weise: unten auf dem Apron, zwischen zwei Konkurrenten hindurch oder oben an der Mauer entlang.

50 Jahre und kein bisschen müde

Doch auch Mark Martin unterstrich, dass er mit seinem 50 Jahren nicht gewillt ist, eine fünfte Vizemeisterschaft zu holen. Denn so hart und mit allen Tricks, wie er im Loudon-Finale seine Spitzenposition verteidigte, hat man den NASCAR-Veteran schon einige Jahre nicht mehr fahren sehen.

Auch der zweitplatzierte Denny Hamlin verdeutlichte in New Hampshire, dass er nicht zu unrecht als Geheimfavorit gehandelt wird.

Khane der große Pechvogel

Der große Pechvogel des ersten Chase-Rennens hieß Kasey Kahne, dem schon in Runde 66 sein Dodge-Triebwerk hochging. Ein früher und vor allem schwerer Rückschlag im Titelkampf, denn der Petty-Pilot im roten Budweiser-Dodge landete chancenlos auf Platz 38.

Tony Stewart wäre ganz sicher ein weiterer Siegeskandidat gewesen, doch da spielte das linke Hinterrad seines Stewart/Haas-Chevys nicht mit, was den zweifachen NASCAR-Champion auf Platz 14 zurückwarf. Direkt dahinter kam Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) ins Ziel, der in Loudon nur zu Beginn eine Rolle spielte.

Montoya klettert in der Gesamtwertung

Brian Vickers fuhr seinen Red-Bull-Toyota unauffällig auf Platz elf, ebenso farblos zeigte sich Carl Edwards, der in seinem Roush-Ford 16. wurde. In der Gesamtwertung führt Mark Martin vor Jimmie Johnson und Denny Hamlin. Juan Pablo Montoya arbeitete sich bis auf Rang vier nach vorne.

Das klare Fazit des Sonntagabends lautet also: Das Sylvania 300 hat jede Menge Appetit auf den NASCAR-Chase 2009 gemacht. Bereits am kommenden Wochenende wartet ein weiterer echter Höhepunkt, wenn die Sprint-Cup-Asse die berühmt-berüchtigte Monster-Mile von Dover besuchen.