Weltrekordler Schult wird 50

SID
Jürgen Schult (hier 1998 in Budapest) wird heute 50 Jahre alt
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Vor 24 Jahren schleuderte Jürgen Schult den Diskurs 74,08 Meter weit und hält damit weiterhin den Weltrekord. Heute feiert der Olympiasieger seinen 50. Geburtstag.

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Erst war er trunken vor Freude - wenig später vom Alkohol. "Ich habe mir drei Pullen Sekt geschnappt, und von den folgenden Stunden wusste ich hinterher nichts mehr", schildert Olympiasieger Jürgen Schult den Tag, an dem sein Diskus auf unglaubliche 74,08m segelte.

24 Jahre später sagt der Mann, der heute 50 wird, ernüchtert: "Für alle Welt war dieser Wurf das Highlight. Aber mir hat dieser Fabel-Weltrekord wenig Glück gebracht."

Weltrekord brachte kein Glück

Die Superweite, mit der Schult damals die 71,86m des Russen Juri Dumtschew löschte und noch heute den ältesten Männer-Weltrekord der Leichtathletik hält, war aus mindestens drei Gründen nicht die reine Freude für ihn: Erst wurde die Leistung als Windweite abgetan, später vor allem auf Doping zurückgeführt. Und ansonsten folgte dem großen Wurf Wochen später die große Pleite. Schult wurde nur Siebter bei den Europameisterschaften 1986 in Stuttgart - und bekam Druck.

"Ich hatte vor dem Weltrekord meine Technik umgestellt, warf dann mit Umspringen. Und es hat an diesem 6. Juni 1986 in Neubrandenburg ja auch bestens geklappt", sagt der heutige Wurf-Teammanager des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Doch als es mit der Medaille schiefging, forderte der damalige DDR-Verband über seinen Trainer die Rückkehr zur alten Technik. Schult: "Mir blieb nichts anderes übrig - alternativ hätte ich aufhören müssen."

Mindestens genau so ärgerlich ist heute noch für Schult, dass seine Kritiker die Leistung vor allem auf Doping reduzieren. "Es lag an der Dynamik bei diesem Wurf, an dieser Böe von hinten rechts, die den Diskus mitnahm. Diese Steigerung hatte nichts mit Doping zu tun", sagt der Mecklenburger, der seine zweitbeste Weite zwei Jahre später mit 70,46m beim Berliner ISTAF erzielte.

Olympiasieg 1988 "das Größte"

Viel stolzer ist Schult vor allem auf zwei seiner insgesamt neun Medaillen bei Olympia (Gold und Silber), der WM (Gold, Silber, zweimal Bronze) und EM (Gold, Silber, Bronze): "Natürlich war der Sieg 1988 in Seoul das Größte. Aber ganz hoch einzuschätzen ist auch das WM-Silber 1999 in Sevilla. Ich arbeitete damals seit Jahren ohne Trainer und brachte mich nach eigenen Plänen auf dieses Niveau. Ärgerlich nur, dass der Amerikaner Anthony Washington dann im letzten Versuch noch an mir vorbeizog."

Erfolgreich ist Schult, der den Geburtstag nur mit ein paar alten Freunden feiert, auch seit 2001 als Bundestrainer. "2004 wurde ich Teamleiter, dann Teammanager. Ich bin da, wo ich hinwollte", sagt der Mann, der als Athlet alles gewann. Stolz ist er unter anderem darauf: "Als ich aufhörte, hatten wir ein Durchschnittsalter von 30,3 Jahren im A- und B-Kader. Jetzt sind es 22,5. Wir haben in Robert Harting den Weltmeister und etliche hoffnungsvolle Talente."

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