"Nicht in Ordnung": Ricardo Pietreczko kritisiert deutsche Fans bei der Darts-WM

SID
pietreczko-ricardo-1200
© imago images

Darts-Profi Ricardo Pietreczko hat nach seinem emotionalen WM-Aus Teile der deutschen Fans im Alexandra Palace kritisiert. "Es ist schön, wenn man mich oder Luke unterstützt. Aber bitte, bitte nicht pfeifen oder sonst was", sagte der Nürnberger nach seiner 3:4-Niederlage gegen den Engländer Luke Humphries bei Sport1.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Mit einer fast einminütigen Umarmung zeigte Pietreczko in diesem bitteren Moment Größe. "Ich habe mich entschuldigt für die ganzen Pfiffe im Publikum", sagte der 29-Jährige. "Das ist einfach nicht in Ordnung, egal, für wen man ist."

Sein Kontrahent war weniger gelassen und redete sich nach seinem provokanten Wut-Tanz auf der Bühne auch noch lange nach dem Drittrunden-Krimi in Rage. "Das war das härteste Spiel, das ich je gespielt habe", sagte der Engländer, nachdem er im Londoner Alexandra Palace während des gesamten Matches von deutschen Fans immer wieder ausgepfiffen und ausgebuht worden war.

"Das waren ungefähr drei Leute, bei jedem einzelnen Wurf. Das ist einfach lächerlich", sagte Humphries, der "99 Prozent des Publikums" gegen sich glaubte. "Am Ende haben sie die Reaktion bekommen, die sie verdient haben."

Darts-WM: "Pikachu" zeigt sich trotz Niederlage zufrieden

Humphries bestand gegen Pietreczko eine Reifeprüfung auf dem erhofften Weg zu seinem ersten WM-Titel. Der 28-Jährige sprach sogar von einem "riesigen Schritt" in seiner Karriere - ein Ritterschlag für Pietreczko.

"Pikachu" zeigte sich nach kurzer Enttäuschung insgesamt zufrieden mit seiner WM-Premiere, auch wenn "viel mehr drin gewesen" wäre. Immerhin hatte er den Topfavoriten am Rande einer Niederlage, er führte sogar schon mit 3:1 Sätzen. Im nächsten Jahr will er stärker wiederkommen - wie auch die anderen Deutschen.

Sowohl Martin Schindler, der sich nach einem Thriller Scott Williams 3:4 geschlagen geben musste, als auch Gabriel Clemens (1:4 gegen Dave Chisnall) und Florian Hempel (0:4 gegen Stephen Bunting) zeigten im Mekka des Pfeilewerfens zum Teil bärenstarke Auftritte.

Vier Deutsche im Turnier nach Weihnachten gab es noch nie, Schindler, Clemens und Pietreczko werden in den Top40 der Weltrangliste stehen - ebenfalls ein Bestwert. Darts boomt in Deutschland, das zeigte erneut auch die TV-Quote. 1,78 Millionen Zuschauer verfolgten das Drama am Donnerstagabend in der Spitze bei Sport1, hinzu kommen die zahlreichen deutschen Fans im "Ally Pally" - zumindest die meisten davon verhielten sich fair.

Darts-WM: Deutschland gegen England endet 0:4

Und dennoch: 0:4 endete das Duell zwischen Deutschland und England, dem Mutterland des Darts, in der dritten Runde. Hempel etwa war gegen den Geheimfavoriten Bunting chancenlos - trotz einer ordentlichen Leistung. Dessen lobende Worte danach "nehme ich positiv mit", sagte der Wahl-Kölner.

Und auch der letztjährige WM-Halbfinalist Clemens richtete den Blick nach der Bruchlandung schon wieder nach vorne. Bei Instagram präsentierte der "German Giant" seinen 263.000 Followern ein Armband mit dem Schriftzug "Aufgeben ist keine Option."

Im nächsten Jahr wollen die Deutschen noch einen drauflegen - und die Engländer nicht nur ärgern, sondern auch mal schlagen.