Von Burrito-Fressern bis Ohrenbeißern

Von Bastian Strobl
In your face! Chris Arreola (r.) ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Schwergewicht
© Getty
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Chris Arreola (30, 33-0-2): Der Alptraum

Wer etwas über Chris Arreola wissen will, muss sich nur seinen Spitznamen anschauen: The Nightmare. Der Alptraum. Zu Beginn seiner Karriere war vor allem sein Gewicht ein Alptraum. Erfolgreich, aber wie "ein fauler Fettsack" stampfte er nach eigenen Aussagen in den ersten Profijahren durch den Ring. Später ließ vor allem seine K.o.-Quote (28 Knockouts) seine Gegner schlecht träumen. Wie Solis hatte auch das amerikanische Großmaul bereits seine Chance gegen Witali Klitschko. Zehn Runden lang wurden Arreola im September 2009 allerdings deutlich die Grenzen aufgezeigt. Ein Jahr später hatte der gebürtige Kalifornier auch gegen Tomasz Adamek deutlich das Nachsehen und glich über 12 Runden eher einem Burritos und Nachos liebenden Krümelmonster als einem durchtrainierten Weltmeister in spe. Dass diese zwei Niederlagen jedoch nicht an seinem Selbstbewusstsein gekratzt haben, bewies der 30-jährige vor seinem T.K.o.-Sieg gegen Nagy Aguilera im Mai mit den Worten: "European heavyweights can suck my dick!"

SPOX-Prognose: Eigentlich ist es relativ einfach: Bekommt Arreola seinen inneren Schweinehund in den Griff, wäre er durchaus ein guter Gegner für den jüngeren Klitschko. Seine ans Cruisergewicht erinnernden Kombinationen und die hohe Schlagfrequenz sprechen eindeutig für den Nightmare. Und die zwei Jahre zusätzliche Erfahrung seit dem Kampf gegen Witali sollten sich ebenso positiv auswirken.

 

Robert Helenius (27, 15-0-0): Die finnische Tanne

Tätowierungen sind für einen Boxer nichts Ungewöhnliches. Als der 14-jährige Robert Helenius seinen Vater von einem Tattoo überzeugen wollte, nannte er allerdings nicht die üblichen Coolness-Gründe. "Ich habe ihm immer gesagt, dass ich beweisen will, dass einer, der ein Tattoo hat, nicht zwingend ein Idiot sein muss", gab Helenius vor einigen Monaten im Gespräch mit dem "Focus" zu. Auch im Ring bewies der Nordic Nightmare seitdem seine Klasse. Sowohl Lamon Brewster als auch Samuel Peter, immerhin zwei ehemalige Klitschko-Opfer, schickte er auf die Bretter. Gerade mit seiner Reichweite und seiner Schnelligkeit ließ der Zwei-Meter-Riese seinen Gegnern kaum eine Chance. Nicht umsonst tönte sein Trainer Ulli Wegner nach dem Erfolg über Peter: "Den mache ich zum Weltmeister!"

SPOX-Prognose: Auch wenn die Siege über ehemalige Weltmeister im ersten Moment beeindruckend wirken: Ein Kampf gegen Wladimir Klitschko kommt definitiv zu früh. Nicht umsonst ist selbst aus dem Sauerland-Lager immer wieder zu hören, dass man den finnischen Riesen langsam an die Weltklasse heranführen will. Ob Wladimir dann noch aktiv ist, steht auf einem anderen Papier geschrieben.

 

Kubrat Pulew (30, 13-0-0): Die Cobra

Wer bei gleich drei Verbänden (WBO, WBC, WBA) unter den Top 15 steht, kann eigentlich kein Kanonenfutter sein. Trotzdem gilt Kubrat Pulew immer noch als eine Art Geheimtipp unter den schweren Jungs. Für mehr fehlen dem einstigen Amateur-Europameister derzeit auch noch die namhaften Gegner. Sauerland-Sportdirektor Hagen Doering ist sich dennoch sicher: "Wenn er noch gegen andere gute Leute gewinnt, ist er bald ganz oben mit dabei. Ein EM- oder WM-Kampf ist dann nur noch eine Frage der Zeit." Dass er zudem kein Mitleid mit Ukrainern zeigt, deutete er beim Sieg über Klitschko-Landsmann Maksym Pediura Anfang Juli an. Allzu viel Zeit sollte sich der mittlerweile 30-Jährige allerdings nicht lassen, denn die nächste Generation von Schwergewichtsboxern mit Fury und Co. scharrt bereits mit den Hufen.

SPOX-Prognose: Ein Schwergewicht, das von seiner Schnelligkeit lebt? Klingt nach David Haye. Trifft aber auch auf Kubrat Pulew zu. Dabei lässt der Bulgare aber zurzeit noch zu häufig sein Deckungsverhalten links liegen und geht zu aufreizend zu Werke. Ob er mit 30 Jahren noch die Kurve bekommt, darf bezweifelt werden.

 

Denis Boizow (25, 28-0-0): Der Publikumsliebling

Während man im Fußball immer auf der Suche nach dem nächsten Pele ist, bleibt im Boxen der nächste Tyson das Objekt der Begierde. Und einige sagen: Die Suche hat mit Denis Boizow ihr Ende gefunden. Der Russe scheint genauso explosiv. Er scheint genauso schlagkräftig. Und vor allem: Er begeistert das Publikum, wie es einst nur Iron Mike konnte. Trotz seines jungen Alters konnte er zudem mit 28 Profikämpfen schon einiges an Erfahrung sammeln. Dass er trotzdem nur Kennern ein Begriff ist, hat mehrere Gründe. Als Boxer derzeit unter Universum-Vertrag zu sein, ist sicherlich kein leichtes Los. Gerade in Sachen Promoting. Zudem hatte er in den letzten Jahren immer wieder mit Problemen an der rechten Hand zu kämpfen, Operationen inklusive. Und in seiner Vita fehlen derzeit einfach noch die Kämpfe zum mit der Zunge schnalzen. Klingt komisch, immerhin ist Boizow amtierender WBA-Intercontinental-Champion und WBO-Europameister. Ist aber wegen der handverlesenen Gegner wirklich so. Trotzdem sagt sein Trainer Fritz Sdunek, dass der 25-Jährige sich in Sachen Schlagstärke nicht hinter Witali Klitschko zu verstecken braucht.

SPOX-Prognose: Genug vom Fallobst! Gebt dem Kerl endlich richtige Herausforderungen! So und nicht anders muss das Motto für Denis Boizow lauten, dann könnte er in einigen Jahren auf dem Schwergewichtsthron sitzen und die Zuschauer faszinieren. Von Wladimir Klitschko sollte er aber noch tunlichst die Finger lassen.

Die Ranglisten der vier größten Verbände