Zalgiris ist nicht Barca - Alba verliert

Von Max Marbeiter
Jamel McLean (r.) unterlag mit Alba Berlin bei Zalgiris Kaunas
© getty

Auf den Sensationserfolg gegen den FC Barcelona lässt Alba Berlin eine bittere 62:75-Niederlage bei Zalgirirs Kaunas folgen. Speziell offensiv gelingt dem Tabellenführer der BBL kaum etwas. Zudem macht sich das Fehlen eines Big Man deutlich bemerkbar.

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Ein Sieg gegen Barca. Was ihnen kaum einer zugetraut hatte, war den Berlinern zum Auftakt des Top 16 gelungen. All das zählte nun aber nicht mehr. Wertlos wäre der Erfolg bei einer Niederlage in Kaunas sicherlich nicht gewesen, ein Sieg in Litauen hätte ihn aber noch ein wenig vergoldet. Nur deutete von Beginn an relativ wenig auf das zweite Berliner Erfolgserlebnis im zweiten Top-16-Spiel hin.

Albas Niederlag im Re-live

Die Offense funktionierte überhaupt nicht und auch defensiv benötigte Alba einige Minuten, um den Gegner wie gewohnt unter Druck zu setzen. Da hatte sich Kaunas allerdings bereits einen kleinen Vorsprung erspielt. Die Litauer besaßen in Sachen Physis deutliche Vorteile und nutzten diese auch immer wieder aus - jedenfalls zu Beginn.

In der zweiten Hälfte hatte sich Alba auch offensiv etwas gefangen, wirkte weniger überhastet, kam aber nie entscheidend heran. Dank größtenteils guter Quoten von draußen verschaffte sich Zalgiris immer wieder Luft und sicherte sich schlussendlich den ersten Top-16-Sieg. Die Topscorer-Ehren teilten sich James Anderson und Jamel McLean mit jeweils 16 Punkten.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Zalgiris beginnt mit Will Cherry, Arturas Milaknis, James Anderson, Paulius Jankunas und Robertas Javtokas. Sasa Obradovic beordert Akeem Vargas in die erste Fünf. Neben dem Defensivspezialisten starten Cliff Hammonds, Reggie Redding, Jamel McLean und Marko Banic.

3.: Bereits nach zwei Minuten nimmt Sasa Obradovic die Auszeit, doch es hilft nichts. Nach Cherrys Drive steht Milaknis am Perimeter völlig frei und trifft. Banic antwortet zwar in der Zone, allerdings tut es Javtokas Albas Big Man gleich - 12:4 Zalgiris!

8.: Alba ist mittlerweile besser im Spiel, hat aber Probleme mit Zalgiris' guter Physis - 17:11 Kaunas!

12.: Albas Defense steht einfach nicht. Nach Anderson hat auch Ulanovas unter dem Korb zu viel Platz. Einzig ein Foul kann den Big Man stoppen. Dennoch sind die Berliner auf 5 Punkte dran.

17.: Schöne Aktion von Hammonds. Albas Guard zieht in die Zone und lässt gegen die absinkende Defense den erfolgreichen Floater folgen. Will Cherry entscheidet sich im Gegenzug allerdings ebenfalls für den Drive. Auch das Ergebnis bleibt dasselbe. Zwei Punkte - 32:24 Zalgiris!

22.: Und plötzlich sind's nur noch 3. Bei Zalgiris geht offensiv im dritten Viertel noch überhaupt nichts zusammen, dafür trifft Hammonds zunächst den Floater und kurz darauf aus der Mitteldistanz.

26.: Ganz kommen die Berliner einfach nicht heran. Diesmal erhöht Lekavicius von draußen auf 9 Punkte. Immerhin legt Giffey direkt in Brettnähe nach - 43:36 Zalgiris!

31.: Guter Start ins Schlussviertel. Nachdem Andersons Dreier auf den Ring klatscht, trifft Hammonds den Leger - 53:48 Kaunas!

37.: Zwei Mal vergeben die Berliner den Dreier. Im dritten Anlauf trifft Redding den Fadeaway und verkürzt auf 6.

Zalgiris Kauns vs. Alba Berlin: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Alba wollte James Anderson stoppen. Alba bekam James Anderson aber nicht gestoppt. Zwar wackelte der viertbeste Scorer dieser Euroleague-Saison ein wenig von draußen (2/8 3FG), ansonsten lieferte er aber die gewohnt starke Offensivperformance. Anderson traf selbst schwierigste Würfe und hielt Alba so immer wieder auf Distanz

Der Flop des Spiels: Reggie Redding steht sinnbildlich für Albas Offense. Der Amerikaner fand einfach keinen Rhythmus. Dennoch wollte er es immer wieder erzwingen, nahm einige schlechte Würfe und lieferte nicht wie gewohnt ab.

Das fiel auf:

  • James Anderson nötigte Sasa Obradovic wohl einigen Respekt ab - immerhin ist der Forward derzeit viertbester Scorer der Euroleague. Also beorderte Albas Coach Akeem Vargas in die erste Fünf, um Andersons Kreise ein wenig einzuengen. Nach wenigen Minuten war das Experiment allerdings schon wieder beendet. Der Grund: Zalgiris' 12:2-Lauf zu Beginn, den die Berliner speziell aufgrund gehöriger Probleme in der Offense zunächst nicht zu kontern vermochten. Albas Offense fand in den ersten Minuten überhaupt keinen Rhythmus. Sie wirkte überhastet, undurchdacht, erzwungen, was wiederum allein im ersten Viertel 5 Ballverluste zur Folge hatte. Im Grunde zogen sich die Schwierigkeiten jedoch durch die gesamte erste Hälfte.
  • Dass Leon Radosevic wegen Rückenproblemen nicht mitwirken konnte, verstärkte die Problematik zusätzlich. Ohne den Kroaten fehlte es Alba merklich an Länge. So besaß Zalgiris unglaubliche physische Vorteile, machte die Zone nahezu dicht. Zogen die Berliner doch einmal Richtung Korb, wurden sie in schöner Regelmäßigkeit abgeräumt.
  • Vorne boten sich Kaunas immer wieder Mismatches an. So durfte sich Alex King beispielsweise regelmäßig deutlich größerer Gegenspieler annehmen. Vielleicht auch wegen der Längennachteile stimmte die Rotation in der Berliner Defense häufig nicht. Zogen die Litauer zum Korb, sanken die Verteidiger zu deutlich ab, was wiederum einige offene Dreier zur Folge hatte.
  • Insgesamt verteidigte Alba allerdings gewohnt intensiv. Das war auch der Grund, dass man zur Halbzeit lediglich mit 7 Punkten zurücklag. Speziell, wenn die Berliner auf Zonenverteidigung umstellten, tat sich Zalgiris schwer, gute Würfe herauszuspielen und leistete sich seinerseits einige unnötige Ballverluste (10 zur Halbzeit).
  • Im dritten Viertel wirkte Albas Offense ein wenig durchdachter. Angriffe wurden konsequenter ausgespielt, der Ball besser bewegt. Zudem zogen die Berliner Zalgiris' Big Men beim Pick-and-Roll häufig weit aus der Zone. Der Ball wanderte dann auch immer wieder unter den Korb, wo die Chancen allerdings zu oft ungenutzt blieben.
  • Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Auch Zalgiris spielte keinesfalls inspirierten Offensivbasketball. Auch die Litauer trafen viele schlechte Entscheidungen, nutzten Mismatches zu selten aus, fanden keinen Rhyhtmus. Allerdings profitierten sie von ihren guten Genen. Der Dreier, nahezu litauisches Volksgut, saß mit gewohnter Sicherheit. So verschaffte sich Kaunas immer wieder Luft, wenn Alba doch einmal gefährlich nahe kam.

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