Barca zeigt Bayern Grenzen auf

Von Max Marbeiter
Bo McCalebb (r.) machte sein erstes Spiel für den neuen Arbeitgeber
© getty

Durch ein deutliches 77:99 gegen den FC Barcelona verliert der FC Bayern München sein viertes Euroleague-Spiel in Folge. Der deutsche Meister kann nur zu Beginn mithalten, wird von den Katalanen allerdings größtenteils dominiert.

Cookie-Einstellungen

Drei Niederlagen in Folge hatten die Bayern in der Euroleague etwas in Schwierigkeiten gebracht. Und nun kam auch noch der bislang ungeschlagene FC Barcelona. Hoffnung gab es dennoch. Schließlich hatten die Münchner erstens speziell gegen die großen Favoriten in Europa zuletzt richtig gut ausgesehen und zweitens war ja Bo McCalebb nun da. Trotz Starting-Spot war der Point Guard gegen Barca allerdings noch nicht die ganz große Verstärkung.

Und auch die Leistung aus dem Hinspiel, das man erst kurz vor Schluss endgültig verloren geben musste, ließ sich nicht wiederholen. Zwar hielten die Bayern während der ersten Minuten noch gut mit, dann verloren sie jedoch den Zugriff auf Barcas Offense. Die Katalanen traten wohl ausbalanciert auf, trafen sowohl von draußen (46 Prozent 3FG) als auch unter dem Korb und dominierten zudem das Duell unter den Brettern (44:35 Rebounds).

So zog Barca Mitte des zweiten Viertels davon und blickte nicht mehr zurück. Topscorer der Partie war Juan Carlos Navarro (16 Punkte). Für die Bayern kam Nihad Djedovic auf 14 Zähler, Robin Benzing steuerte 12 bei. Neuzugang Bo McCalebb traf nur 2 seiner 8 Würfe und kam auf 4 Punkte. Tibor Pleiß erzielte in knapp 15 Minuten 3 Zähler und schnappte sich 4 Rebounds.

Reaktionen:

Svetislav Pesic (FC Bayern): "Wenn man auf die Zahlen schaut, sieht man, dass das zweite Viertel nicht gut für uns war. Wir haben dann zehn Minuten gebraucht, uns davon zu erholen und erst im letzten Viertel richtig Basketball gespielt. Wir konnten sie einfach nicht stoppen. Sie haben ihre Dreier unglaublich getroffen. Das passiert irgendwie immer gegen uns. Goudelock hat gegen uns auch 10 Dreier getroffen, in der Liga gar keinen. Das heißt, dass wir entweder so schlecht verteidigen oder die Gegner gegen uns so motiviert sind und Würfe treffen, die sie sonst nicht treffen. Die zweite Halbzeit war in Ordnung. Da konnten wir mithalten. Das war aber nicht genug, um in eine bessere Situation zu kommen. Gratulation an Barca. Sie sind gut in Form. Wir kämpfen mit uns selbst und versuchen, in einen guten Rhythmus zu kommen. Aber ich bin überzeugt, dass wir diesen finden und uns ein Erfolgserlebnis holen werden."

Roundup, 6. Spieltag: Alba geht in Moskau baden

... über Bo McCalebb: "Mit seiner Erfahrung kann er dem Team helfen. Er kam erst vor zwei Tagen und muss sich noch integrieren. Das ist nicht einfach. Einen Big Man zu integrieren, ist kein großes Problem, bei einem Point Guard ist das etwas anderes. Aber wir mussten uns wegen all der Verletzungen so entscheiden. Ich bin überzeugt, dass er dem Team in den nächsten Spielen mit seiner Erfahrung und Spielweise helfen wird. Er braucht einfach noch ein paar Tage, wird dann aber guten Basketball spielen. [...] Wir würden uns freuen, wenn er länger bleibt, aber das müssen wir sehen. Jetzt hat er einen Vertrag für einen Monat, danach werden wir sehen, was passiert. Gavel kommt hoffentlich bald zurück, Taylor auch. Zipser steht wieder im Kader, wird allerdings erst wieder in zwei oder drei Wochen spielen."

Xavi Pascual (FC Barcelona): "Wir sind sehr glücklich, haben sehr gut gespielt. Speziell in der ersten Halbzeit, als wir gut verteidigt und auch vorne gut gespielt haben. In der zweiten Hälfte haben wir das Spiel dann kontrolliert, wir waren 20 Punkte vorne und haben den Sieg souverän nach Hause gebracht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Der Neuzugang startet direkt. Bo McCalebb beginnt neben Nihad Djedovic, Robin Benzing, Dusko Savanovic und John Bryant. Xavi Pascual versucht es mit einer verhältnismäßig kleinen Aufstellung. Marcelinho Huertas, Juan Carlos Navarro, Mario Hezonja, Justin Doellman bilden vier Fünftel der katalanischen Starting Five. Unter dem Korb thront wie gewohnt Ante Tomic. Tibor Pleiß beginnt auf der Bank.

4.: McCalebb zögert beim Outlet-Pass zu lange. Huertas hat die Hand dazwischen und vollendet wenig später per Runner. Benzing antwortet jedoch postwendend - 6:4 Bayern!

10.: Hand im Gesicht? Von Maciej Lampe? Egal! Lampe wirft Micic seine kompletten 2,10 Meter entgegen, der Point Guard wird seinen Wurf dennoch los - Swish! Kurz darauf wird's spektakulär: Satoransky gibt am Perimeter auf Doellman ab und begibt sich umgehend Richtung Korb. Dort angekommen wartet das Lob-Anspiel nur noch darauf, durch die Reuse gedrückt zu werden. Alley-Oop! Micic verkürzt von der Linie wenig später auf sechs.

14.: Barca läuft langsam heiß. Diesmal trifft Nachbar den Dreier. Savanovic bestraft den Ex-Bamberger jedoch umgehend. Bayerns Big Man dreht sich um Nachbar herum und trifft den Layup. Und was macht Navarro? Navarro macht, was Navarro eben macht. Mit Ablauf der Shotclock trifft La Bomba den einbeinigen Dreier - unfassbar! Barca führt mit 17!

18.: Ganz schlechtes Zeichen für die Bayern! Navarro hat seinen Rhythmus gefunden - und schon sitzt der nächste Dreier des Spaniers. Den Bayern unterlaufen kurz darauf gleich zwei Offensivfouls.

20.: Stimac verkürzt per Dreipunktspiel kurz vor der Halbzeit auf 11 Zähler.

24.: Barca schießt von draußen die Lichter aus. Die Katalanen treffen bislang 64 Prozent ihrer Dreier. Diesmal darf Thomas. Djedovic antwortet aus der Mitteldistanz - 69:45 Barca!

30.: Bryant cuttet schön Richtung Korb und verwertet Savanovic' Anspiel aus dem Lowpost. Nachdem den Katalanen im nächsten Angriff nicht gelingt, zieht der Center erneut zum Korb und verkürzt auf 21.

35.: Das Spiel ist durch, Zeit für Spektakel. Hezonja spielt in Transition den Lobpass Richtung Korb, Satoransky fliegt ein und vollendet seinen zweiten Alley-Oop - 91:67 Barca!

FC Bayern vs. FC Barcelona: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Juan Carlos Navarro brachte Barca in den wichtigen Phasen den entscheidenden Vorteil. Bis La Bomba heiß lief, konnten die Bayern noch halbwegs mithalten, nachdem Navarro Dreier um Dreier verwandelt hatte, fand Barcas Offense jedoch ihren Rhythmus und die Bayern kein Mittel mehr.

Der Flop des Spiels: Bayerns Shooting. Die Schützen der Münchner fanden zu keiner Zeit ihren Rhythmus, trafen von draußen lediglich 23 Prozent ihrer Würfe. So mangelte es der Offense an Balance und Coach Pesic an Optionen.

Das fiel auf:

  • Barcas Offense lief unglaublich kontrolliert ab. Kaum einmal schlossen die Katalanen überhastet ab. Funktionierte die erste Option nicht, behielten sie die Ruhe und kreierten dank nahezu kollektiver Übersicht einen weiteren, hochprozentigen Wurf. Speziell Marcelinho Huertas hatte ständig den Kopf oben, kontrollierte Barcelonas Offense unaufgeregt und verschaffte seinem Big Man nach dem Pick-and-Roll dank perfekt getimter Flugeinlagen immer wieder Zeit, sich in noch bessere Position zu spielen.
  • Die Bayern hatten mit Barcas variabler Offense merklich Probleme. Gerade das Inside-out-Spiel der Katalanen war allerdings auch unglaublich schwer zu verteidigen. Immer wieder fanden die Big Men nach dem Pass nach innen freie Schützen am Perimeter. Allerdings auch begünstigt von Rotations-Schwächen der Münchner Defense.
  • Bo McCalebb durfte direkt starten, die lange Pause war ihm jedoch genauso anzusehen wie die kurze Vorbereitungszeit mit dem neuen Team. Die Systeme konnte McCalebb noch gar nicht verinnerlicht haben. Wahrscheinlich war er auch deshalb beim Abschluss teilweise ungewohnt zögerlich.
  • Die Bayern versuchten vorne häufig, das Pick-and-Roll zu laufen. Speziell McCalebb sollte durch relativ simples Blocken und Abrollen mit einem Big Man effektiv in die Offense integriert werden. Mitunter funktionierte das auch, allerdings setzte der FCB seine Schützen zu selten ein. Die fanden wiederum nie ihren Rhythmus (23 Prozent 3FG), sodass der Dreier als bayerische Option komplett wegfiel.
  • Tibor Pleiß erhielt 30 Minuten lang wenig Spielzeit. Selbst, als Barca Ende des dritten Viertels mit über 20 Punkten führte, wich Coach Xavi Pascual nicht von seiner Rotation ab. Heißt: Auf Tomic folgt Lampe, folgt Pleiß. Stand er auf dem Feld, war der Deutsche sehr bemüht. Immer wieder versuchte er, sich im Lowpost Platz zu verschaffen und hielt dort trotz ordentlich Gegenwehr von Vladimir Stimac sicher Position. Dazu forderte Pleiß immer wieder den Ball, speziell nach dem Pick-and-Roll. Erhielt er ihn, hatte der Center beim Abschluss allerdings Pech. Der eine oder andere Hookshot dreht sich wieder raus. Hinten verschlief Pleiß zwar die eine oder andere Rotation, veränderte durch seine schiere Präsenz unter dem Korb jedoch einige Würfe der Bayern.

Alles zur Euroleague