Bamberg holt sich Heimvorteil zurück

Von Für SPOX im Audi Dome: Max Marbeiter
Gegen Bamberg hatten die Bayern um Steffen Hamann (r.) keine Chance
© getty

Nach dem überzeugenden Sieg in Bamberg wollten die Bayern zu Hause eigentlich eine kleine Vorentscheidung erzwingen. Dazu hätte es allerdings einer ähnlichen Defensiv-Leistung bedurft, wie in Spiel eins. Beim 93:83-Erfolg stellte Bamberg die Münchner allerdings regelmäßig vor unlösbare Aufgaben und hat sich damit den Heimvorteil zurückgeholt.

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In Spiel eins hatte Anton Gavel noch auf Grund einer Grippe gefehlt.

Wie wichtig der Playmaker für Bamberg ist, stellte er allerdings direkt bei seiner Rückkehr wieder unter Beweis. Von der Bank kommend erzielte der Einser 15 Punkte, inklusive eines wichtigen Vier-Punkt-Spiels kurz vor dem Ende, und war damit hinter Casey Jacobsen (16 Punkte) bester Scorer beim Meister.

Bei den Münchnern fand Tyrese Rice nach seiner überragenden Performance lange nicht ins Spiel. Erst im Schlussabschnitt drehte der Point Guard etwas auf (insgesamt 14 Punkte, 31 Prozent), traf am Ende aber zu viele schlechte Entscheidungen. Den größten Offensiv-Output lieferte Lawrence Roberts mit 16 Punkten.

Reaktionen:

Svetislav Pesic (Bayern): "Heute war unsere Defense nicht auf dem gewohnten und nötigen Niveau. Wir waren nicht frisch genug, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.Auch beim Eins-gegen-Eins haben wir versagt. Das können wir definitiv besser. Allerdings kann ich auch nicht verstehen, weshalb Moritz Reiter (wegen Vorkommnissen in Spiel 3 zwischen Bamberg und Hagen in der Kritik, Anm. d. Red.) ein weiteres Playoffspiel pfeifen darf. Für den Spitzenbasketball brauchen wir Schiedsrichter, die unabhängig sind. Solche Schiedsrichter brauchen wir im Basketball nicht. Doch das soll die Leistung der Bamberger nicht schmälern."

Chis Fleming (Bamberg): "Erstmal gratuliere ich den Bayern zum tollen Erfolg gestern. Nach dem etwas demütigenden Spiel eins hat meine Mannschaft heute eine konstante Leistung gebracht - speziell beim Ballvortrag. Am Ende haben wir den Heimvorteil zurückgeholt, allerdings scheint das nach den ersten beiden Spielen nicht allzu viel zu bedeuten."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Bayern-Coach Svetislav Pesic schickt die gewohnte Starting Five aufs Parkett. Die Münchner beginnen mit Steffen Hamann, Yotam Halperin, Robin Benzing, Jan-Hendrik Jagla und Jared Homan.

Bei den Bambergern ist Anton Gavel zwar wieder dabei, sitzt jedoch zunächst einmal auf der Bank. Die erste Fünf der Baskets: John Goldsberry, Alex Renfroe, Casey Jacobsen, Sharrod Ford und Mike Zirbes.

4.: Der Meister legt wie in Spiel eins gleich ordentlich los. Hinten wird aggressiv verteidigt und vorne fallen die Dreier. Erst Ford, dann Goldsberry mit Hand im Gesicht und Ablauf der Shotclock - 10:2 Bamberg!

9.: Bayerns Defense findet sich langsam aber sicher - jedenfalls in der Zone. Bambergs Dreierschützen bekommen die Münchner weiter nicht in den Griff. Nach Kick-out-Pass trifft Casey Jacobsen von draußen. Brandon Thomas antwortet jedoch ebenfalls von Downtown - 23:19 Bamberg!

14.: Zirbes' Dunk schenkt den Baskets kurz das Momentum, doch Jagla trifft auf der Gegenseite direkt den Dreier. Danach bringt Halperin zwei ganz wichtige Defensiv-Plays. Erst schnappt sich der Israeli den Steal und legt, nachdem Jagla den Fast-Break-Korbleger vergibt, noch den Block nach - dennoch: 31:30 Bamberg!

20.: Zum wiederholten Mal kann Bamberg den einfachen Fast Break abschließen - diesmal in Person von Casey Jacobsen. Nach Homans Leger handelt sich Svetislav Pesic auch noch das Technische Foul ein. Jacobsen trifft beide Freiwürfe, gefolgt von Gavels Dreier kurz vor Ende des Viertels.

25.: Vorne wie hinten haben die Bayern weiter erhebliche Probleme. Nach Homans Offensivfoul trifft Gavel von Downtown - 60:46 Bamberg!

29.: Es wird spektakulär! Nach Gavels Lob-Pass fliegt Renfroe heran und vollendet den Alley-Oop. Thomas ist allerdings nicht wirklich beeindruckt. Dreier - 63:54 Bamberg!

35.: Zu Beginn des Viertels starteten die Münchner noch ein kleinen Run, der sie bis auf drei Punkte heranbrachte. Allerdings überdreht die Offense inzwischen zu oft. Dazu findet Bamberg wieder Wege, zu scoren. Erst steht Jacobsen am Perimeter völlig frei, dann trifft Ogilvy den Leger - 77:69 Bamberg!

Star des Spiels: Anton Gavel. Mit seinem Point Guard ist der Meister einfach noch mal ein ganzes Stück stärker. Gavel verteidigte hinten gewohnt stark und legte vorne gute Zahlen (16 Punkte, 44 Prozent) auf. Sein Vier-Punkt-Spiel kurz vor dem Ende sorgte für die Vorentscheidung.

Flop des Spiels: Tyrese Rice. Natürlich sind 14 Punkte durchaus solide, bedenkt man allerdings, dass der Point Guard in den ersten drei Vierteln beinahe komplett abtauchte und offensiv überhaupt kein Faktor war (insgesamt 31 Prozent aus dem Feld), fehlte den Münchnern über weite Strecken schlicht ihre beste Option im Angriff. Dass Rice dennoch häufig überdrehte, verstärkte den negativen Eindruck.

Analyse:

Wie bereits in Spiel eins erwischte der Meister den wesentlich besseren Start. Beinahe ganz Bamberg lief im ersten Viertel von draußen heiß. Dreier um Dreier landete im Korb der Bayern - vor allem, da die Münchner die Zone zwar gut verteidigten, die Schützen der Franken nach Drive aber zu häufig offen stehen ließen. So durfte Bamberg immer wieder frei von jenseits der Perimeter abdrücken - und treffen (63 Prozent Dreier im ersten Viertel).

Dass die Bayern am Ende des ersten Abschnitts dennoch lediglich zwei Punkte zurücklagen, lag zum einen an der gewohnt aggressiven Pesic-Defense, zum anderen am Leichtsinn der Baskets: Satte sechs Mal schmiss Bamberg den Ball zu Beginn weg.

Allerdings gelang es Bayern in der Folge zu selten, ähnlichen Druck wie in Bamberg aufzubauen. Hinten ließ man die Schützen weiter zu häufig offen stehen, bekam zudem zusehends Probleme, die eigenen Zone zu effektiv zu schützen.

Vorne leisteten sich die Bayern nun ihrerseits zu viele einfach Ballverluste. So kam der Meister immer wieder ins Laufen und entblößte so Probleme in Münchens Transition Defense, die den Bamberger Fast Breaks ein ums andere Mal nur hinterherschauen konnte.

Zudem blieben Bayerns Big Men ob der Bamberger Größenvorteile in der Zone zu häufig wirkungslos. Entweder verhinderten die Franken leichte Punkte am Brett oder schnappten beim Rebound deutlich effektiver zu, als München (33:27 Rebounds).

All das wäre aus Münchner Sicht allerdings zu kompensieren gewesen, hätte die Defense nur ansatzweise so gut funktioniert, wie noch in Spiel eins. Diesmal manövrierte sich Bayern allerdings in ein nicht zu lösendes Dilemma: Verteidigte man den Dreier effektiv, war die Zone plötzlich entblößt, machte man selbige dicht, standen Bambergs Schützen regelmäßig offen.

So schmolzt der Vorsprung der Baskets zu Beginn des Schlussviertels zwar nochmal deutlich zusammen, doch endgültig beseitigen konnten die Bayern ihre Schwächen nicht. Der Meister blieb dagegen ruhig, verteidigte selbst sehr geschickt, nutzte vorne die Schwächen der Bayern und holte sich schließlich den Heimvorteil zurück.

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